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Urmel spielt im Schloß

Urmel spielt im Schloß

Titel: Urmel spielt im Schloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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betreuen.
    Die
ungewohnte Sonnenbestrahlung verwirrte ihm den Sinn. Ob er den Strapazen einer
Expedition in die Südsee wohl gewachsen war? Jedenfalls beschloß er, sich einen
radgroßen Sonnenhut zu kaufen, einen Sombrero. Zunächst jedoch zog es ihn
zurück in den Schatten, zurück nach Hause auf sein Plüschsofa. «Für heute danke
ich Ihnen, meine Herren, wir werden gut zusammenarbeiten, es war sehr
interessant!» sagte er und strebte dem Ausgang zu.
    «Unser
Tierbestand ist einmalig!» bemerkte ein Mitarbeiter, der gern noch ein Lob
gehört hätte.
    «Jaja», murmelte
Zwengelmann, «nur Seeungeheuer und Urmel habe ich nicht gesehen!»
    Die
Tierpfleger und Angestellten lachten. Entweder machte der neue Direktor einen
Scherz, oder er hatte einen Sonnenstich!
    Zwengelmann
bestieg ein Taxi. Er ließ sich in seine Wohnung fahren: Tuntukullerstraße 7. Er
träumte von einem kühlen Getränk aus dem Eisschrank und einem nassen Lappen auf
der Stirn.
    Vor seiner
Wohnungstür, auf der Schwelle, stand jedoch ein Gebirge aus Koffern und Taschen
— und etwas darüber, auf der Treppenstufe um die Ecke, saß die Besitzerin
dieser Ausrüstung und fragte: «Bist du es, Onkel Zwengel?»

    «Ach, meine
Nichte? Naftaline...? Aber was in aller Welt soll dieser Haufen Koffer?»
    «Oh—», rief
sie, «habe ich dir nicht geschrieben, daß ich von zu Hause ausgebüxt bin?» Sie
sprang auf und gab ihm die Hand. Es war eine kleine, weiche Hand mit einem
energischen Druck. Und alles, was zu der Hand gehörte, war so, daß Zwengelmanns
innerer Widerstand zerschmolz wie der Inhalt einer Eistüte in der prallen
Sonne. Naftaline war schlank, jung und reizend. Das blonde Haar fiel duftig
über ihre Schultern, die Augen blitzten unternehmungslustig, ein bißchen
spöttisch, ein bißchen liebevoll..., und Zwengelmann dachte: Dies kann doch
unmöglich das verschrumpelte Balg gewesen sein, das ich als Abkömmling meiner
Schwester Ortrude in Erinnerung habe. Nein, das hätte ich Ortrude nicht
zugetraut, und Knallerich schon gleich gar nicht.
    Naftalines
Gepäck fand also Eingang in Zwengelmanns Wohnung, und Naftaline selbst wurde
eingelassen. Bald saßen sich Onkel und Nichte am runden Tisch gegenüber, sie
saugten kühles Getränk mit Strohhalmen aus Gläsern mit Eiswürfeln, sie
plauderten miteinander. «Was für eine Überraschung!» Zwengelmann seufzte.
«Jahrelang lebe ich verknöcherter Junggeselle so allein vor mich hin — und
dabei habe ich so eine hübsche Nichte — was ist mir alles entgangen!»
    «Das ist die
Strafe dafür, daß du dich nie um mich gekümmert hast!» Sie lachte.
    «Wohl wahr!»
sagte er. «Ich habe es Ortrude eben nicht verziehen, daß sie Knallerich
geheiratet hat. Ich bitte dich, einen Luftballonfabrikanten...»
    «Knallerichs
Ballons sind Qualität!»
    «Ach was —
albernes Zeug sind sie. Kinderkram. Aufblasbare Schreckgestalten, Mißgeburten,
Gnome — Karikaturen von Tieren und Menschen, mit einem Wort: scheußlich — . Und
dann bat er mich auch noch um meinen wissenschaftlichen Rat, einfach
lächerlich!»
    «Ich habe
auch Luftballons gemacht—» Sie lachte wieder. «Viele neue Modelle, einen ganzen
Tierpark — und Märchengestalten. Ich habe mir sogar einen Koffer voll
mitgebracht, unaufgeblasen natürlich. Du ahnst nicht, was das für lustige
Geschenke sind, jeder freut sich über sie! Das ist doch was! Aber ich habe
eingesehen, daß die Luftballons mich nicht ein ganzes Leben ausfüllen können.
Ich will Zeitungsreporterin, Pressefotografin werden. Und deshalb bin ich zu
dir gekommen!»
    «Willst du
mich interviewen?» fragte er geschmeichelt.
    Nein, das
wollte sie nicht. «Aber», sagte sie, «du hast Beziehungen. Du bist nun
Zoodirektor geworden. Du gehst vielleicht auf Tierfang. Da gehe ich mit. Tiere
sind immer ein Knüller, wie man bei der Zeitung sagt. Und außerdem kennst du
bedeutende Leute, zum Beispiel König Pumponell. Ein abgesetzter König ist
geradezu unbezahlbar, mußt du wissen. Das Publikum möchte jede Menge Klatsch
lesen...»
    «Der König
ist kaum noch hier», murmelte er. «Und sehr gut habe ich mich nicht mit ihm
verstanden.»
    «Das werde
ich ändern!» versprach sie.
    «Aber ich
weiß doch nicht, wo er sich herumtreibt!»
    «Famos! Das
gibt ja schon die schönsten Schlagzeilen: GEHEIMNIS UM KÖNIG PUMPONELL! Oder:
WO TREIBT SICH KÖNIG HERUM? Oder: PLANT KÖNIG PUMPONELL EINEN STAATSSTREICH?
Oder: KÖNIG AUF FREIERSFÜSSEN! Lieber Onkel, du bringst mir Glück! Ich kenne
den König

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