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Urmel spielt im Schloß

Urmel spielt im Schloß

Titel: Urmel spielt im Schloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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Frau
würde, da war er wieder etwas freundlicher. Aber er wollte immerzu wissen, was
er im Museum gesehen habe und vor seinem Zimmerfenster und wie er in den Zoo
gekommen sei und was Naftaline auf der Insel entdeckt habe. Da sagte Naftaline,
daß sie gar nichts auf der Insel gesehen habe, überhaupt nichts. Und der König
sagte, der Direktor müsse wohl selber in den Zoo gegangen sein, er wisse es nur
nicht mehr, weil er zuviel Wein getrunken hätte. Und dann machte Naftaline die
Tür zum Nebenzimmer auf, wo ich stand und zu schwanken anfing, durch das
Türaufmachen — und das sah ganz fürchterlich lebendig aus — so, als ob ich
gleich auf Zwengelmann zuschweben würde.»
    «Es heißt
zupfweben!» sagte Ping Pinguin.
    «Und
Zwengelmann schrie: ‹Ha! Und dieses Tier soll aus Gummi sein?› — Und Naftaline
sagte: ‹Ja, ein kleiner Scherz von mir, Onkelchen, bitte überzeuge dich selbst!›
Und Zwengelmann klappte sein Taschenmesser auf und piekste mich in den Bauch.

    Da machte es
Zisch! So, wie wenn Wawa Tsch sagt! — Und mir Gummi-Urmel knickte der Hals ein,
der Kopf kippte auf die Schulter, der Bauch wurde dünn, die Ärmchen sanken
herab, ich wurde immer kleiner, meine Nilpferdschnauze lag schlapp auf meiner
eingefallenen Brust...»
    «Hör auf,
hör auf, — uhu! Öfföff — es ist zu traurig!» schluchzte Wutz.
    «Ach, nun
heul mal nächt! Es war ja nur dä Gummäfägur!» meinte Schusch kopfschüttelnd.
    «Aber sie
sah so aus wie das Urmel!» Wutz versuchte, sich die Nase freizuschnauben. «Du
hast eben keine Phantasie!»
    «Ja!» rief
das Urmel. Es fand anscheinend Genuß daran, alles recht deutlich auszumalen.
«Da lag ich nun als graugrünes Zeugs mit seltsam verzerrten Augen, nur noch
hohle Haut mit lauter Falten...»
    «Ohoho!»
Wutz wurde wieder vom Schmerz geschüttelt.
    «Aber im
Schloß waren sie gar nicht traurig! Sie fingen an zu lachen, zu lachen und zu
lachen. Sie warfen sich auf die Stühle und wälzten sich über den Teppich...»
    «Weil sie
dich totgepiekst hatten?» schrie Wutz empört.
    «Nee —
sondern weil in dem Gummi-Urmel Lachgas gewesen war!»
    «Jeder muß
lachen, der das Gas auch nur pfnuppert!» meinte Ping Pinguin.
    «Deshalb war
Zwengelmann wohl auch nicht mehr böse! Er fand es auf einmal urkomisch, daß das
Urmel von Professor Habakuk Tibatong nur ein Gummiballon war, eine Luftblase.
Nur einmal hatte er reingestochen, und schon war sie nicht mehr vorhanden. Das
fand er komisch, о ja! Aber ich werde ihm schon einmal zeigen, daß es mich noch
gibt und daß ich nicht kaputtgehe, wenn er in mich reinpiekst...»
    «Das wirst
du nicht tun!» schrie Wutz. Aber das Urmel lachte nur und drehte die Kurbel der
Drehorgel.
    «Oh!» rief
Wutz. «Jetzt weiß ich; du warst das Schloßgespenst!»
    «Jawohl, das
war ich!» sagte das Urmel stolz. «Und du hast dich ganz schön vor mir
gefürchtet!»
    «Dafür
verdienst du Haue!» rief Wutz.
    «Das Urmel
verdient sie öfter, aber es bekommt sie niemals!» meinte Ping Pinguin. «Daran
erkennt man mal wieder, wie ungerecht die Welt ist!» Er zog sich in seine
Muschel zurück, um über alles nachzudenken.
    Der
Professor rief aus dem Blockhaus, er müsse arbeiten, und auf keinen Fall
dürften sie auf der Insel Leierkasten spielen. Da nahm Wutz dem Urmel die
Drehorgel weg und ließ sich von Tim Tintenklecks zu Seele-Fant hinausrudern.
    Und dann saß
sie neben ihm auf dem Riff unter dem grünen Sonnenschirm, Tim Tintenklecks
orgelte, und Seele-Fant bewegte den Oberkörper im Takt hin und her und brummte
glücklich: «O du löber Augustön, allös öst hön!»
    «Aber das
ist nur ein unwahres Lied, öfföff!» sagte Wutz. «Denn es ist eben nicht alles
hin, sondern alles ist noch genauso schön wie früher, oder sogar noch schöner,
weil der König glücklich ist und wir auf der Insel unter uns geblieben sind.
Und das hat der Professor mir zu verdanken, öfföff!»

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