Urmel zieht zum Pol
mündete. Er
schloß das Ei ein, nachdrängende Massen stießen den Eisberg in den Ozean, die
Meeresströmung trieb ihn zu uns. Früher, als die Urmel noch lebten, war es am
heutigen Nordpol so warm und fruchtbar wie hier!«
»Gib mir
Bücher über den Pol, öfföff!«
Nach dieser
Unterhaltung lag Wutz am Strand in der Sonne, mampfte Bananen und las, las und
las. Während ihr der Schweiß in Strömen den Rücken hinablief, zitterte sie
innerlich vor Kälte.
Und am Abend
brachte sie neben der Tür zur Schulstube einen Anschlag an:
»Achtung,
Achtung!
Der Nordpol:
Seine Verlockung und Gefahr.
Ein Vortrag
von Wutz. Nach dem Essen!«
Da wollte
keiner fehlen, bis auf Seele-Fant, der noch immer den Wickel um den Hals hatte
und ganz vergessen worden war. Onkel Pitsch sprach ihm pfüh pfiff Trost zu.
Um die
wartenden Zuhörer zu unterhalten, spielte das Urmel bei Kerzenlicht auf der
alten Drehorgel das passende Lied: »O du lieber Augustin, alles ist hin...« Und
als Wutz endlich erschien, begrüßte sie herzlicher Beifall. Sie dankte, indem
sie sich geschmeichelt verbeugte. »Hochverehrte Anwesende, öfföff...«, begann
sie.
Ping Pinguin
blickte Wawa an: »Bist du damit gemeint?«
»Bin ich
anwesend oder nicht?«
Wutz
runzelte die Stirn. Sie fühlte sich gestört. Dann fuhr sie fort. »Der Nordpol
öfföff... warum sprechen wir vom Nordpol? Etwa, weil das Urmel von dorther zu
uns kam? О nein...«
»O doch, nur
deswegen!« plärrte das Urmel und ließ den Leierkasten wimmern.
»Vielleicht
weil ich da geboren wurde?« fragte Ping Pinguin. »Übrigens auch in einem Ei,
aber auf einem Eisberg und nicht innen drin! Aber das ist kein wichtiger
Unterpfied!«
»Du bist am
Südpol ausgeschlüpft, am Nordpol gibt es keine Pinguine!« sagte der Professor.
»Eis und
Pfnee waren da aber auch!« Ping Pinguin ließ den Schnabel sinken und grübelte
darüber nach, ob er sich nun etwa schämen müßte.
»Sehr
richtig, öfföff!« erklärte Wutz. »Eis und Schnee gibt es auch dort. Mehr als
genug... ehem... und Stürme heulen durch die eisige Polarnacht, die Monate
dauert, weil die Sonne nicht aufgeht, ja, ehem, öfföff...«
»Natürlich
geht die Sonne auf, ich hab’ sie ja gesehen!« widersprach Ping Pinguin.
»Überhaupt was weißt denn du, wo du doch noch nie da warst? Du liest mal ein
Buch, und dann pfwingst du große Reden. Aber ich, wo ich doch alles kenne, ich
bin still und bepfeiden!«
»Niemand
verbietet dir, einen Vortrag zu halten, öfföff, bitte sehr!« antwortete Wutz
gekränkt. »Berichte uns von dem Leidensweg der Nordpolforscher, die in bitterer
Kälte, von Frau und Kind getrennt... uhu...«, sie schluchzte, »...von der Welt
verlassen und entkräftet einsame... uhuhu... schreckliche Tode gestorben
sind... huhuhu...«
»Das äst ein
weinerlächer Vortrag!« bemerkte Schusch. »Ach höre läber etwas Lustäges!« Er
stolzierte zur Tür und flatterte auf den Ast, den er als Bett benutzte.
So endete
diese lehrreiche Veranstaltung.
Der Professor führt drei verschiedene Unterhaltungen
Die Tiere
waren schlafen gegangen, Wutz mit Groll auf ihre uninteressierten Zuhörer im
Herzen und mit Kummer über die traurigen Schicksale der Polfahrer, von denen
sie so viel gelesen hatte.
Tim
Tintenklecks blieb noch ein wenig beim Professor im Arbeitszimmer. Die Kerze
verbreitete behagliches Licht. Tim Tintenklecks streckte sich auf dem Fußboden
aus und stützte das Kinn auf beide Fäuste. So schaute er zu seinem Ziehvater
auf, der es sich am Tisch gemütlich gemacht hatte — bei einem Glas Rotwein aus
König Pumponells Keller.
»Ja, ja, der
Pol...«, murmelte Habakuk Tibatong gedankenverloren.
»Ich
vermute, wir werden bald dorthin aufbrechen?« Tim Tintenklecks klopfte ein
wenig auf den Busch. Er war voller Unternehmungslust.
»Womit?«
fragte der Professor bedächtig. »Ein Floß, wie du es bauen könntest, wäre
denkbar ungeeignet für die arktische Kälte. Auch mit einem Schiff kämen wir nur
bis ans Packeis und müßten große Strecken zu Fuß zurücklegen. Es fehlt uns jede
Ausrüstung, es fehlen uns Hunde und Schlitten. Es fehlt uns ein Führer, der in
Eis und Schnee zu leben gewohnt ist...«
»Ein
Eskimo?«
»Ja!
Vielleicht einer der sagenhaften Polarmenschen, ein uralter Schamane, einer
dieser Zauberer, die angeblich mit Geistern in Verbindung stehen. Die
nordischen Märchen berichten von ihnen. Aber wo sollten wir einen finden?«
»Und wie
willst du dich mit ihm
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