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Urmels großer Flug

Urmels großer Flug

Titel: Urmels großer Flug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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die
Mitarbeiter des Funkhauses aus den Studios und Redaktionen. Selbst der Herr
Direktor hatte sein Büro verlassen. Einmal brach der gesamte Sendebetrieb
zusammen. Da herrschte Funkstille, weil einfach kein Techniker auf seinem
Posten bleiben wollte. Der Direktor mußte ein Donnerwetter machen.
    Der
Reporter entfaltete eine fieberhafte Aktivität, er telefonierte an drei
Telefonen gleichzeitig, er organisierte und mobilisierte. Eine Pressekonferenz
sollte das verehrte außerirdische Wesen geben, am Nachmittag, im Haus der
internationalen Nachrichtenagentur. Ein Empfang beim Oberbürgermeister war
vorgesehen, nebst Eintragung in das Goldene Buch der Stadt und zuvor die
überwältigende Konfettiparade, der Triumphzug in offenen Autos durch die
Hauptstraßen.
    Und
während er dies alles organisierte, fand der fixe Junge noch Zeit, das kleine
grüne Männchen zu interviewen und zu befragen. Das Mikrofon flog immer hin und
her, von seinem Mund zu des Urmels Maul. Übrigens, das darf nicht vergessen
werden, der Herr Direktor hatte dem Reporter nicht nur eine nennenswerte
Gehaltserhöhung zugesagt, sondern auch versprochen, sich für ihn um die
Verleihung des Großen Verdienstordens zu bemühen.
    Es
war also allerhand los, das kann man schon sagen. Das Urmel hockte auf der
Bühne in einem bequemen Luxuslehnstuhl und erzählte ungeniert vom Leben auf dem
Planeten Futura. Es lehnte sich behaglich zurück, schlug die Hinterpfoten
übereinander, dekorierte den Krokodilsschwanz gekonnt zu seinen Füßen und
faltete die Hände vor dem weichen Bauch.
    Und
dann berichtete es von den leise schnurrenden Elektromobilen; von den
schwebenden Häusern, mit denen man von einem Ort zum anderen ziehen kann, ohne
einen Möbelwagen zu benötigen; von Anim, der fleißigen Haushälterin mit den
zwei Köpfen und den zahllosen Händen; von den Allfruchtbäumen; von den
Flugdüsen, die man sich an den Rücken schnallt und mit denen man herumschwirrt;
von den Monden als Lampen...
    »Erklären
Sie das etwas genauer, bitte!«
    »Ja,
diese Lampen sind Vaterlitten.«
    »Meinen
Sie Satelliten?«
    »Jaja,
natürlich, Sauseschlitten, sie sausen am Himmel herum und leuchten. Man braucht
gar keine anderen Lichter. Wenn man es im Zimmer dunkel haben will, dann
verfinstert man einfach die Fenster. Aber wissen Sie, das ist alles eigentlich
gar nichts Besonderes. Das Besonderste ist, daß es auf unserem Planeten die
schönsten und klügsten Geschöpfe gibt.«
    »Sie
meinen die Neschnem-Köpfe?«
    »Ja,
die auch, aber das sind nur die vor-klügsten. Die allerklügsten, seltensten und
wunderbarsten sind die Urmel.«
    »Urmel?
Urmel, das muß ich doch schon einmal gehört haben?«
    »Nein,
nein, das glaube ich nicht. Die Urmel, die sind nämlich so wunderbar, daß man
nicht an sie glaubt, und Sie können sich denken, daß das die Urmel ganz
furchtbar ärgert.«
    »Ach,
sind diese Urmel vielleicht so etwas wie bei uns die überirdischen Geschöpfe,
sagen wir mal, wie Feen oder Geister?«
    »Nein,
nein, so nicht. Feen und Geister sind ja Kinder- und Zauberkram. Die Urmel
dagegen...«
    »Da
ist es ja, öfföff! Urmel, mein Urmele!« Mitten in den schönsten Bericht tönte ein
unverwechselbares Grunzen. Es kam von der Eingangstür.
    »Jetzt
haben wir dich!« jubelte König Futsch. Sehr entschlossen sah er aus.
    Er
irrte sich aber, er hatte das Urmel keineswegs. Denn zwischen ihm und dem
Ausreißer befand sich eine schier undurchdringliche Menschenmenge. Wutz hätte
besser nicht geschrien! Vielleicht wäre es ihnen dann gelungen, sich mühevoll
und heimlich hindurchzuarbeiten und das Urmel plötzlich zu packen. Jetzt aber
war es gewarnt, es fuhr zusammen, schimpfte: »Mist! Wo ich gerade so schön
berühmt wurde!« Es sprang auf, schubste den Reporter samt seinem Mikrofon
beiseite, war schnell in der Höhe, segelte über alle Köpfe, schoß durch die
geöffnete Eingangstür, durch die Vorhalle, durch die Flure, durch ein Fenster
in die frische, freie Luft.
    Da
erreichte es ein flaches Dach. Aber gerade auf diesem stand der Hubschrauber,
und neben dem Hubschrauber hielt Schusch Wache. »Hallo, Urmel«, rief er und
dachte, sein Reisegefährte würde sich freuen, ihn wiederzusehen.
    Doch
das Urmel schleuderte ihm ein verächtliches »Verräter!« entgegen.
    Es
wollte hinauf, in den Himmel. Aber schnell fiel ihm ein, daß ihm Schusch ja
dorthin folgen konnte und der König auch, mit dem Hubschrauber, dem verflixten.
    Wohin?
Kurz entschlossen stürzte es sich vom Dach.

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