Urmels großer Flug
quer abgestellter Autos ist, in dem jeder Fahrer ohne Rücksicht auf
den anderen versucht, selbst schnell davonzukommen, das kann man sich im
schlimmsten Alptraum nicht ausmalen.
Das
Hupen, das Hin- und Herrangieren, das Aneinander-Anbumsen nahm irrsinnige
Formen an und war ein wildes Tohuwabohu, als König Futschs Hubschrauber nahte.
Er
blickte nur kurz hinab und schloß messerscharf: »Hier muß das Urmel sein.«
»Plattgewalzt
und totgefahren, öfföff«, jammerte Wutz.
Der
König landete. Er dachte, daß sich das Urmel wahrscheinlich wie die
Bienenkönigin in der Mitte des Schwarmes befinde. Er suchte daher einen Platz
in der Mitte. Aber weil da kein Raum war, landete er kurzentschlossen auf einem
Wagendach, das sich leicht nach innen durchbog. Doch wen kümmerte das jetzt
schon.
Der
König rutschte rechts aus dem Hubschrauber auf ein glattes Autodach und von
diesem auf den Erdboden. Wutz sprang links heraus, ihr war, als sei sie auf eine
Eisfläche getreten, ihre Beine strebten auseinander, sie landete auf dem Bauch,
und so kollerte sie auch auf den Acker. Sie plumpste gerade dem Farmer-Papa vor
die lehmigen Füße.
Er war sehr
ärgerlich über das Verschwinden seines
kleinen grünen Herren vom anderen Stern, aber er hatte doch genau bei dessen
Erzählungen aufgepaßt. Und als er nun Wutz unter sich sah, stieß er seinen Sohn
an: »Ha, jetzt kommt der Neschnem-Bauch, der unseren Freund fressen will!«
»Unsinn!«
Sein Sohn hatte noch besser zugehört. »Das dürfte viel eher das Schwein sein,
das er schlachten wollte. Also, ich schätze, der dicke Mann auf der anderen
Seite ist der Neschnem-Bauch.«
»Der
sieht aber sehr menschlich aus«, widersprach der Farmer-Papa.
»Das
ist es ja eben«, meinte sein Sohn vielsagend.
Ehe
sich die beiden über Maßnahmen zur Rettung des Schweines einig geworden waren,
wurden sie schon wieder abgelenkt. Denn ein seltsamer großer Vogel flatterte
aus einem Busch, flog hinauf zum Hubschrauber und krähte durchdringend: »Här
bän äch, bätte nächt schäßen!«
Schuschs
Vogelherz klopfte vor Freude, weil König Futsch und Wutz gekommen waren. Er
hatte die Urmel — Abenteuer gründlich satt.
»Hallo,
Schusch, öfföff«, grunzte Wutz, ganz gegen ihre Gewohnheit entzückt, ihn zu
sehen. Auch der König strahlte. »Das Urmel äst aber nächt här«, sagte Schusch
mit ungutem Vorgefühl.
Und:
»Natürlich«, rief Wutz. »Wieder nur der unnütze Vogel. Weißt du wenigstens, wo
mein Liebling ist, öfföff?«
Ȁm
Funkhaus!«
»Nichts
wie hin«, rief der König. »Funkhäuser sind meist gut an den Sendemasten zu
erkennen.« Er kletterte schnell wieder auf das Wagendach, um in den
Hubschrauber einzusteigen. Wutz hockte dagegen noch kläglich unten. »Bitte
helfen Sie der Dame doch!« rief der König hinab.
»Aber
nur, wenn Sie das Schwein nicht fressen, Herr Neschnem-Bauch«, antwortete der
Farmer-Sohn.
»Unerhört!«
Der König ärgerte sich. Und Wutz bekam rote Ohren. Sie wurde jedoch von
hilfreichen Händen nach oben gehievt, man schob sie mit Hallo und Gelächter auf
das Wagendach und von dort in den Hubschrauber. Schusch stand schon zwischen den
Sitzen.
Und
ab ging der Flug.
In
der Ferne lag das Häusermeer der Stadt.
»Eines
möchte ich wohl wissen«, sagte Wutz nachdenklich. »Immer wieder ging die
Suchmeldung nach dem Urmel um die Welt. Immer wieder wurde es uns von da und
dort gemeldet. Wieso hält man es nun hier für ein Wesen von einem anderen
Stern?«
»Das
ist leicht zu erklären«, antwortete der König. »Das Urmel hatte bisher ja
niemand leibhaftig gesehen. Es blieb ein unklarer, verschwommener Begriff. Und
wer glaubte schon an ein sprechendes Tier! Jetzt aber steht es wirklich vor den
Leuten und redet mit ihnen und behauptet die tollsten Dinge. Da sind
irgendwelche längst vergessenen Nachrichten über das Urmel ganz und gar
verdrängt von seiner Gegenwart und von dem, was es alles erzählt. Solche wunderbaren
Geschichten glaubt jedermann nur allzugern.«
»So
mag es wohl sein«, grunzte Wutz.
Vierundzwanzigstes
Kapitel
In dem ein großer Triumph für das Urmel geplant wird, es aber in der
Unterwelt verschwindet
Im großen
Sendesaal des Funkhauses ging alles drunter und drüber. Mittelpunkt des ungeheuren
Wirbels war das kleine grüne Männchen. Das Sinfonieorchester hatte das Konzert
abgebrochen. Die Musiker legten ihre Instrumente beiseite und quetschten sich
an die Wände, um nur ja nichts zu versäumen. Durch die Türen stürmten
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