Urmels Lichterbaum im Eismeer
öfföff.«
Wawa
blinzelte unter dem Küchentisch hervor. »Weihnachten?«, fragte er zischelnd.
»Was ist denn das? Ist das was tschum Essen? Ist Weihnachten etwas, das Wutsch
für uns kochen soll?«
Wutz
sah ihn mit gerümpftem Nasenrüssel an. Wie konnte man nur so dumm sein! »Nein,
Wawa«, erklärte sie. »Weihnachten ist ein Fest. Die Menschen feiern es schon
seit vielen hundert Jahren. Am liebsten haben sie es, wenn dann hoher Schnee
liegt. Sie nennen das weiße Weihnachten, öfföff. Dann zünden sie Kerzen an
einem Weihnachtsbaum an und stellen eine Krippe darunter.«
»Was
ist denn eine Krippe?«, wollte nun das Urmel wissen.
»Nun,
eine Krippe ist ein kleiner, einem großen nachgebildeter Stall, mit einem
kleinen Ochsen und einem Esel darin, vor allem aber mit Maria und Josef und dem
Jesuskind.«
»Und
alle sind lebendig?«
»Nein,
alle sind Figuren, oft sind sie geschnitzt, meistens bemalt. Es gibt auch die
Heiligen Drei Könige, die von weit her gekommen sind, um das Jesuskind
anzubeten und ihm Geschenke zu bringen. Darüber leuchtet der Weihnachtsstern,
öfföff!« Wutz redete sich in Begeisterung. »Oh, es gibt so
viele schöne Weihnachtsgeschichten. Vielleicht erzähle ich euch einmal die eine
oder andere. Ja, was wollte ich eigentlich sagen, öfföff? Na, jedenfalls,
Weihnachten ist nichts zum Essen, aber es gibt an Weihnachten viel zu essen.
Sogar immer besonders gute Speisen, öfföff.«
»Denkst
du an Pfweinebraten, Wutz?«, fragte Ping Pinguin anzüglich.
Wutz
schnaufte empört. Es würde für sie immer unverständlich bleiben, dass so viele
Menschen auf der Erde Schweine verzehrten. Deshalb schätzte sie die Moslems und
die Juden, denen das verboten war. Das fand sie ganz richtig — nur zu
verständlich.
Dann
sprach sie weiter: »Weihnachten ist das Fest, an dem die Hausfrau die meiste
Arbeit hat!«
Als
Wutz das gesagt hatte, rührte sie weiter in der Suppe. Das war auch nötig, denn
sie begann bereits am Topfboden anzusetzen.
Ping
Pinguin war eben über die Türschwelle der Küche hereingewatschelt. Er hatte
schon etwas von der Unterhaltung mit angehört. Einerseits hatte er Sorge, es
könnte Arbeit auf ihn zukommen, andererseits aber hatte er auch die schadenfrohe
Hoffnung, dass Wutz dann viel zu tun haben würde und sich nicht um alle kümmern
konnte. Also auch nicht um ihn. Er reckte den Schnabel nach oben und fragte:
»Ach, musst du da pfeuern und putzen, Wutz? Wenn du nämlich zu Weihnachten
pfeuern und putzen musst, dann kann Weihnachten nichts für mich sein. Denn wenn
du pfeuerst und putzt, dann bist du immer ganz ekelhaft.«
Wawa
sagte mutig: »Du hast Recht, Ping, wenn Wutsch scheuert und putscht, ist es
kaum austschuhalten.«
Wutz
runzelte ihre vom vielen Nachdenken faltig gewordene Schweinestirn. Sie
schnaufte empört: »Ihr wisst ja gar nicht, was Arbeiten bedeutet, öfföff, ihr
unnützen Tiere.«
»Ha!
Das will ich aber nicht gehört haben, dass du unnütsche Tiere tschu uns sagst«,
zischte Wawa. »Das mag der Professor nämlich nicht. Jeder von uns ist ein sehr,
sehr nütschliches Mitglied unserer Gemeinschaft!« Etwas leiser fuhr er fort:
»Auch wenn er noch so klein ist!«
»Jawohl,
ein nützliches Mitglied unserer pfönen Gemeinpfaft!«, stimmte ihm Ping Pinguin
lebhaft zu und schlug mit den Stummelflügeln. »Und wenn wir etwas nicht
verstehen«, piepste er, »dann musst du es uns eben erklären!«
»Wozu?
Ihr begreift es ja doch nicht, öfföff. Wie auch immer, für ein schönes
Weihnachtsfest muss die Hausfrau am meisten tun und erntet dafür am wenigsten
Dank! Aber die Mühe und Arbeit ist doch nicht die Hauptsache!«
Das
Urmel schaukelte auf den zwei hinteren Beinen des Hockers. »Na, dann sag uns
doch mal, Wutz, was die Hauptsache von Weihnachten ist!«
Alle
waren völlig in dieses Gespräch vertieft. So hatten sie nicht bemerkt, dass
Seele-Fant eben den Hügel heraufgerobbt war. Endlich! Uffuff! Wer schon einmal
der Länge lang auf seinem Bauch eine Steigung hinaufgerutscht ist, weiß, wie
anstrengend das ist.
Als
er nun durch die Eingangstür des Blockhauses robbte, hörte Wutz wieder auf in
der Suppe zu rühren. Noch konnte sie nicht sehen, wer da kam, aber sie ahnte
es. Sie stemmte ein Ärmchen in ihre füllige Seite und schnaufte: »Da kommt doch
jemand, öfföff!«
»Seele-Fant!«,
rief Ping Pinguin erfreut. Er mochte den mächtigen Kerl, mit dem er schon so
viele Lieder gesungen hatte.
Wutz
strahlte, so sehr freute sie sich über
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