Utopia 2050
sie miteinander abgesprochen hatten. »Cele, dies ist Mr. Morgan Carwell, mein Leibarzt – und der meines Bruders. Dr. Carwell, Miß Cele Partner.« Die beiden murmelten ihre Begrüßungen.
»Wallace schläft«, sagte Carwell. »Er hat einen langen Tag hinter sich. Falls nichts dagegen spricht, Mr. Ho, sähe ich es lieber, wenn wir ihn nicht stören. Die ersten Wochen sind entscheidend, vor allem in einem solchen Fall, da sich eine Wiederherstellung der Geisteskräfte anbahnt. Wir wollen ihm jede erdenkliche Chance geben.«
»Vielleicht könnte Miß Partner«, schlug Et vor, »wenigstens einen Blick durch das Fenster im therapeutischen Behandlungsraum werfen?«
»Natürlich«, versicherte Carwell. »Ich gehe voraus.« Er führte sie in den Flügel, in den therapeutischen Behandlungsraum und zum Beobachtungsfenster, das Einblick in Wallys Schlafzimmer gewährte. »Ich könnte das Licht einschalten, ohne ihn zu behelligen«, sagte Carwell zu Cele Partner, »denn die Scheibe ist nur von dieser Seite aus durchsichtig, aber dann würden Sie ihn in der Dunkelheit des Schlafzimmers nicht gut erkennen. Mit der Nachtbeleuchtung allein sehen Sie am besten.«
»Ich sehe ihn«, bestätigte Cele Partner und blickte durch das Fenster. Ihre Stimme zeugte von tiefer Nachdenklichkeit. »Sie haben recht, Et. Er ähnelt Ihnen wirklich sehr.« Wally lag auf der Seite, in der Haltung, die man ihm angewöhnt hatte. Die Nachtbeleuchtung hob sein ausdrucksloses Gesicht deutlich gegen das Kissen ab. Auf seiner Oberlippe klebte der schwarze Schnurrbart. Cele Partner starrte ihn an. »Ja«, murmelte sie, »eine wirklich bemerkenswerte Ähnlichkeit ...« Mit einem Ruck wandte sie sich um. »Und nun, Et?« meinte sie in plötzlicher Lebhaftigkeit. »Was auf Ihrer Insel haben Sie mir noch nicht gezeigt?«
»Im Freien haben Sie alles gesehen. Wie steht's mit drinnen?«
»Natürlich. Da ist eine Terrasse, wo man unter diesem schönen Sternenhimmel einen Drink genießen kann, oder irre ich mich? Sie setzen sich doch zu uns, Dr. Carwell, nicht wahr?«
»Mit Vergnügen«, sagte Carwell.
»Sie müssen mir alles über Ets Bruder erzählen.« Sie legte eine Hand auf Carwells Arm. »Ein faszinierender Fall.« Sie begaben sich auf die Terrasse. Et hatte damit gerechnet, daß Cele Partner es mit einem Drink bewenden lassen würde, aber offenbar war sie tatsächlich sehr von Wallys Wiederbelebung fasziniert. Sie unterhielt sich mit Carwell darüber, bis Et den Kopf nicht länger aufrecht zu halten vermochte, aus Erschöpfung und infolge seiner neuen Anfälligkeit gegenüber der Wirkung von Alkohol. Schließlich entschuldigte er sich, ließ die beiden allein und ging ins Bett. Er träumte, aber von Maea. Er wachte auf, lag im Dunkeln und erinnerte sich an ihren Anblick, wie sie auf dem Boot mit Al gelacht hatte. Dann drehte er sich auf die andere Seite und schlief weiter, ohne nochmals zu träumen.
Am Morgen war Cele Partner abgeflogen. Nach dem Abendessen bat Rico Et hinunter ins Laboratorium, wo er an der Rekonstruktion der Informationen arbeitete, die die Kristalle aus dem Null-null-Archiv gewonnen hatten. »Ich habe alles«, sagte Rico. »Alles, wonach Sie verlangt haben.« Seine Augen waren dunkel umrändert; ein Anzeichen von Ermüdung und Streß.
»Ausgezeichnet«, sagte Et. »Zuerst, was ist mit Cele Partner?« Rico drückte Knöpfe unter einem Bildschirm, und ein kleingedruckter Text glitt über die Mattscheibe.
»Das ist ihr Dossier«, sagte Rico.
Et begann zu lesen. Das Dossier war alles andere als kurz. Cele Partner hatte unter dem Namen Maria Van Pelt in Brüssel, Belgien, das Licht der Welt erblickt. Offenbar schlußfolgerte sie später selbst auf die Existenz und die Macht dessen, was Rico Bürokratie nannte, und entschied sich, daraus persönlichen Vorteil zu ziehen. Sie übernahm eine Sekretärinnenposition im WK-Büro in Rangun, wo sie sich alsbald in den Augen der Sektion Buchführung verdient machte, indem sie ein paar Unregelmäßigkeiten und Verstöße gegen die Vorschriften aufdeckte. Zugleich erregte sie damit die Aufmerksamkeit von St. Onge. Seither erledigte sie Sonderaufträge und war ausschließlich ihm verantwortlich. »Sehr schön«, bemerkte Et bissig. »Mit etwas Glück hat sie den Köder geschluckt und versucht jetzt, St. Onge davon zu überzeugen, wieviel günstiger es wäre, es statt mit mir mit Wally zu tun zu haben. Was liegt über Lee Malone vor?« Rico drückte wieder die Knöpfe. Das Dossier über Malone
Weitere Kostenlose Bücher