Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Utopia 2050

Utopia 2050

Titel: Utopia 2050 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
Vom Netzwerk:
glomm in dem Milchglas oberhalb des Schriftstücks ein Wort auf: Fälschung.
    Tolicky kicherte. Er steckte die Unterlagen wieder in den Umschlag und kehrte mit dem Lift zurück in sein Büro. Dort händigte er den Umschlag Rico aus. Unbeobachtet entfernte Et den winzigen Video-Transceiver von der Schulter des Direktors. »Sie haben die Kopien angefertigt?« fragte Rico.
    »O ja«, behauptete Tolicky und vermochte kaum ein neues Kichern zu unterdrücken. »Freilich. Guten Tag, meine Herren.« Als die beiden schon unter der Tür standen, meinte er: »Was sind Sie? Buchprüfer?«
    Rico und Et fuhren herum. »Selbstverständlich nicht«, sagte Rico. »Was läßt Sie zu dieser Vermutung kommen?«
    »Oh, nichts«, sagte Tolicky voller Heiterkeit und winkte ab. »Gelegentlich unterzieht mich eine andere Sektion einem kleinen Test, das meine ich, sonst nichts.« Sie verließen das Büro. Vor der Tür hörten sie ihn drinnen laut lachen.
    »Wir sollten uns beeilen«, sagte Et mit seiner veränderten Stimme. Sie nahmen ein Automat-Taxi zum Flugplatz Harbor. Eine Stunde später stiegen sie in Miami aus der Passagiermaschine, und dreißig Minuten danach saßen sie auf Ets Insel am Tisch eines Laboratoriums.
    Et holte die Unterlagen aus dem Umschlag. Der Auftragsvordruck flatterte unbeachtet zu Boden. Die Metallklammern, die den Schriftsatz zusammenhielten, löste Et dagegen mit großer Sorgfalt und behandelte sie äußerst behutsam. Bei jeder Klammer ließ die obere Zentimeterlänge sich aufschieben. In den Hohlräumen steckten winzige Kristalle, nicht größer als Sandkörnchen. »Vorsicht«, sagte Rico. »Hauchen Sie sie nicht an.« Er ließ die Kristalle in den Schlitz eines großen Apparats gleiten, der auf dem Tisch stand, und versiegelte die Öffnung. »So«, meinte er dann. Es klang fast wie ein Seufzer der Erleichterung. »Der Rest erledigt sich von selbst.«
    »Sie haben mir noch nicht erklärt«, bemerkte Et, »wie das funktioniert.«
    »Stimmt – entschuldigen Sie, Mr. Ho«, sagte Rico. »Die Kristalle entstammen einem der zahlreichen Forschungslaboratorien, die das WK finanziert. Bislang sind sie nicht zur kommerziellen Nutzung freigegeben. Sie werden in einem Schwerkraftfeld gezüchtet, so daß sie keine Druckmaserung aufweisen. Sobald man sie jedoch aus dem Schwerkraftfeld entfernt, das sie schützt – und das geschah, als Tolicky sie mit den Unterlagen dem Umschlag entnahm –, prägen sich ihnen unverzüglich Spannungsabdrücke ein, und zwar nicht bloß solche der Schwerkraftfelder, sondern auch von Objekten im Umkreis von ungefähr zwölf Metern.«
    »Wunderbar«, sagte Et. »Und wieso ist das zu unserem Vorteil?«
    »Weil man diese Abdrücke mittels eines Computers interpretieren kann«, erläuterte Rico. »Im Prinzip ist es der gleiche Prozeß wie beim Einsatz von Computern zur Analyse von Aufnahmen des Mars oder Pluto oder eines anderen Himmelskörpers. Die Interpretation dieser Kristalle dürfte uns einen vollständigen Überblick vermitteln, nicht allein der Akten, sondern auch aller darin enthaltenen Informationen.«
    »Vorzüglich«, sagte Et. »Ich lege jetzt diese Maskerade ab.« Er zog sich zurück, um es zu tun. Als er wieder ins Labor kam, saß Rico, noch in seiner Maske, über einem Bildschirm, der mit der Apparatur gekoppelt war, in die er die Kristalle gegeben hatte. Bei Ets Eintritt schaute der Sekretär wohlgelaunt auf.
    »Wir haben alles«, sagte er. »Alles innerhalb von fünf Metern in jeder Richtung, einschließlich der Gesteinsstruktur rings um das Kellergeschoß und einer detaillierten Aufzeichnung von Tolickys Organen. Natürlich wird es etwas dauern, die gesuchten Informationen auszusieben. Zum Glück sind die Daten systematisch geordnet. Andernfalls läge eine Aufgabe vor uns, die der gleichkäme, eine ganze Bibliothek durchzulesen.«
    »Wie lange?« fragte Et.
    »Wie lange es dauern wird? Einen Tag, würde ich sagen.«
    »Gut«, meinte Et. »Rufen Sie mich, falls Sie glauben, daß ich Ihnen irgendwie helfen kann. Ich fürchte, ich benötige wieder ein wenig Schlaf.«
    Er begab sich ins Schlafzimmer. Während des Aufenthalts im Museum war es ihm prachtvoll gegangen, doch nun waren alle seine Beschwerden zurückgekehrt, gemeinsam mit der tiefen Erschöpfung, die einer Anspannung jedesmal folgte. Er sank in einen traumlosen Schlaf, aus dem ihn das Summen des Sprechgeräts neben dem Bett weckte. In der Dunkelheit des Schlafzimmers rollte er sich auf die Seite und aktivierte das Gerät.

Weitere Kostenlose Bücher