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Utopia 2050

Utopia 2050

Titel: Utopia 2050 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Diego war es ungewöhnlich kalt. Sie saßen an einem kleinen, runden Tisch mit dünnen, schmiedeeisernen Spinnenbeinen in einem Hof, unter freiem Himmel. In die hohen Steinmauern waren altmodische Radiatoren eingebaut, so daß sie, während sie an den Drinks nippten, halb gewärmt wurden, halb fröstelten. Nach den Drinks zogen sie sich auf die Terrasse des Restaurants hinter die Warmluft-Barriere zurück. Es gab keine richtigen Kellner wie noch vor einem halben Jahrhundert, aber ein echter Maître im Frack und mit weißer Krawatte eilte zwischen den Tischen umher und kümmerte sich um die besonderen Wünsche der Gäste, und die Fischgerichte waren bemerkenswert schmackhaft.
    Cele Partner musterte ihn, als sie nach dem Essen bei Kerzenlicht Kaffee und grünen Chartreuse tranken. »Sie sehen müde aus«, sagte sie.
    »Ja«, antwortete Et. Er wirkte in der Tat so. Der MGW-Maskenbildner, von dem er und Rico schon auf den Besuch im Museum vorbereitet worden waren, hatte ihn in der kurzen Zeit, die vor seinem Abflug nach New Orleans noch zur Verfügung stand, einigen leichten Veränderungen unterzogen. Injektionen unterhalb seiner Lider hatten die Haut schlaff und runzlig gemacht, und zusätzlich waren seine Augenhöhlen dunkel geschminkt. Weitere kleine Korrekturen in den Winkeln von Nase und Mund und am Kinn ließen ihn etwas älter erscheinen. »Ich bin ein wenig überanstrengt«, ergänzte er. »Die letzte Zeit war ziemlich aufregend für mich. Wir haben meinen Bruder wiederbelebt.«
    »Ihren Bruder?« meinte Cele Partner. »Oh, ich entsinne mich. Ist alles gut verlaufen?«
    »Besser als das«, sagte Et. »Vielleicht kommt er besser davon als es ihm zuvor ging. Sie wissen doch, es war das R 47, eine Negativreaktion. Aber nun kehrt anscheinend seine ursprüngliche Intelligenz zurück.«
    »Wundervoll!«
    »Wirklich fast ein Wunder. Die Ärzte hatten es für denkbar gehalten, daß der Todesschock einen derartigen Prozeß auslöst, aber natürlich war die Chance äußerst gering. Nun, was lange währt ... Dafür bin ich das beste Beispiel.«
    »Ist er jünger oder älter als Sie?«
    »Drei Jahre älter. Angeblich ähneln wir einander wie Zwillinge.«
    »So?« Ihre Stimme, so vermeinte er zu hören, besaß einen neuartigen Tonfall.
    »Ja. Besuchen Sie mich einmal auf meiner Insel, dann können Sie selbst entscheiden, ob es stimmt.«
    »Vielleicht werde ich das tun«, sagte sie nachdenklich.
    »Natürlich könnten Sie schon heute nacht mit mir zurückfliegen.« Er beugte sich ein wenig vor. »Ich würde Sie zum Segeln auf die Sarah mitnehmen, mein Boot, eine richtige seetüchtige Schaluppe. Die Nacht wird günstig zum Segeln sein, wir haben nahezu Vollmond.«
    Cele Partner lachte und schüttelte den Kopf. »Zum Segeln bin ich wohl kaum auf die geeignete Weise angezogen«, sagte sie. »Aber Ihre Insel würde ich gerne sehen.«
    »Dann wollen wir aufbrechen.«
    An Bord von Ets, Atmosphären-Kreuzer flogen sie zur Insel. Nach der Ankunft unternahm Et mit Cele Partner einen allgemeinen Besichtigungsrundgang, wobei er den Weg zu Wallys Unterkunft mied. Es war notwendig, daß Rico, Carwell und die anderen genug Zeit hatten, um Wally für sie vorzubereiten. Außerdem, so gestand er sich ein, war der Spaziergang in der lauen karibischen Nacht, unter dem fast vollen Mond, sehr erquickend. Für ein Weilchen fühlte er sich beinahe wie damals, bevor Wally sich für das R 47 entschied und er in seine Fußstapfen trat.
    Als sie zuletzt den Kai erreichten, wie Et es angestrebt hatte, brannte in der Kajüte der Sarah Licht; und als sie sich näherten, erkannte Et durch ein Bullauge die Köpfe von Al und Maea. Die beiden lachten über irgend etwas.
    »Warum bleiben Sie stehen?« fragte Cele Partner. »Ist Ihr Boot nicht hier?«
    »Doch, das hier ist es«, sagte Et mürrisch. »Aber ich hatte etwas vergessen. Ich habe das Boot nämlich inzwischen verschenkt.« Er machte kehrt und führte sie zurück zum Haus. Diesmal strebte er ohne Umwege Wallys Unterkunft an. Als sie zum Eingang des Flügels kamen, kreuzte Carwell auf.
    »Wer ist dort?« rief Carwell und trat ihnen durch die Finsternis entgegen. »Ach, Sie sind's, Mr. Ho. Möchten Sie nach Ihrem Bruder schauen?«
    »Ja«, antwortete Et. Aus irgendeinem Grund hatte er Carwell für einen schlechten Schauspieler gehalten, und für einen schlechten Lügner obendrein. Aber der Arzt bereitete ihm eine Überraschung. Carwells Worte klangen natürlicher und glaubwürdiger als Ets Antwort, die

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