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Vaeter und Soehne

Vaeter und Soehne

Titel: Vaeter und Soehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivan Sergejevich Turgenev
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Naturwissenschaften.«
    »Man behauptet, die Germanen hätten in diesen Wissenschaften seit einigen Jahren große Fortschritte gemacht.«
    »Ja, darin sind die Deutschen unsere Meister,« erwiderte Bazaroff nachlässig.
    Paul hatte den Ausdruck »Germanen« in ironischer Absicht gebraucht, aber es machte keine große Wirkung.
    »Sie haben für die Deutschen eine sehr hohe Achtung?« fuhr er mit erzwungener Höflichkeit fort. Er fing an, eine dumpfe Erregung in sich zu fühlen. Seine aristokratische Natur konnte Bazaroffs ungeniertes Auftreten nicht ertragen. Dieser Chirurgensohn zeigte nicht nur keine Spur von Verlegenheit, sondern antwortete ihm auch schroff und keineswegs verbindlich, und der Ton seiner Stimme hatte etwas Grobes, das an Insolenz streifte.
    »Die Gelehrten dieses Landes sind verdienstvolle Burschen,« sagte Bazaroff.
    »Jawohl, jawohl. Wahrscheinlich haben Sie von den russischen Gelehrten keinen so schmeichelhaften Begriff?«
    »Wohl möglich.«
    »Eine solche Unparteilichkeit macht Ihnen viel Ehre,« fuhr Paul fort und richtete sich mit etwas aufgeworfenem Kopf empor. »Übrigens hat uns Arkad Nikolajewitsch schon gesagt, daß Sie ja in Sachen der Wissenschaft gar keine Autorität anerkennen. Wie verträgt sich das mit der Ansicht, die Sie soeben aussprechen? Ist das wirklich wahr, daß Sie keine Autorität anerkennen?«
    »Warum sollte ichs tun? Und an was müßte ich glauben? Beweist man mir eine vernünftige Sache, bin ich damit einverstanden, und alles ist gesagt.«
    »Demnach sagen die Deutschen immer nur vernünftige Dinge?« murmelte Paul Petrowitsch, und sein Gesicht nahm einen solchen Ausdruck von Gleichgültigkeit und Unempfindlichkeit an, daß man hätte glauben können, er habe sich in eine irdischen Gemütsbewegungen ganz unzugängliche Sphäre erhoben.
    »Nicht immer,« erwiderte Bazaroff mit verhaltenem Gähnen, wie wenn er zu verstehen geben wollte, daß ihm dieser müßige Streit lästig werde.
    Paul betrachtete Arkad mit einem Ausdruck, der zu sagen schien: Man muß zugeben, daß dein Freund nicht gerade höflich ist.
    »Was mich anbelangt,« fuhr er mit lauter Stimme und nicht ohne einige Anstrengung fort, »ich gestehe in Demut, daß ich die Herren Deutschen nicht sehr liebe. Ich verstehe darunter die echten Deutschen und nicht die Deutschrussen. Übrigens weiß man auch, was an diesen ist. Ja, die Deutschen in Deutschland sind nicht mein Geschmack. Vormals waren sie noch erträglich; sie hatten bekannte Namen: Schiller, Goethe zum Beispiel. Mein Bruder hat für diese Schriftsteller eine ganz besondere Verehrung, jetzt aber gewahre ich unter ihnen nur Chemiker und Materialisten.«
    »Ein guter Chemiker ist zwanzigmal nützlicher als der beste Poet,« sagte Bazaroff.
    »Wirklich?« erwiderte Paul und hob die Augenbrauen, wie wenn er soeben erwachte; »die Kunst scheint also für Sie eine gänzlich wertlose Sache?«
    »Die Kunst, Geld zu gewinnen und die Hühneraugen gründlich zu vertreiben,« rief Bazaroff mit verächtlichem Lächeln.
    »Vortrefflich! Wie Sie zu scherzen geruhen! Das kommt auf eine vollständige Negation heraus. Gut! Immerhin, Sie glauben also nicht an die Wissenschaft?«
    »Ich habe schon die Ehre gehabt, Ihnen zu sagen, daß ich an gar nichts glaube. Was verstehen Sie unter dem Wort Wissenschaft im generellen Sinn? Es gibt Wissenschaften, wie es Handwerke, wie es Professionen gibt. Eine Wissenschaft in dem Sinn, den Sie dem Wort beilegen, gibt es nicht.«
    »Das ist ganz gut. Sie verneinen wohl ebenso alle anderen Prinzipien, auf welchen unsere soziale Ordnung ruht?«
    »Ist das etwa ein – politisches Verhör?« fragte Bazaroff.
    Paul erblaßte ein wenig. Kirsanoff hielt es an der Zeit, sich in die Unterhaltung zu mischen.
    »Wir wollen über all das später des längern sprechen, mein lieber Eugen Wassiliewitsch; Sie werden uns dann alle Ihre Ansichten auseinandersetzen und wir Ihnen dagegen die unsrigen mitteilen. Was mich anbelangt, so freut es mich zu hören, daß Sie sich mit den Naturwissenschaften beschäftigen. Man hat mir gesagt, daß in der letzten Zeit Liebig erstaunliche Entdeckungen hinsichtlich der wirtschaftlichen Behandlung des Bodens gemacht habe. Da können Sie mir in meinen agronomischen Arbeiten zu Hilfe kommen und trefflichen Rat geben.«
    »Mit Vergnügen, Nikolaus Petrowitsch; allein lassen wir Liebig beiseite. Ehe man ein Buch öffnet, muß man lesen können, und wir kennen noch nicht einmal das Abc …«
    »Nun, du bist doch ein

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