Vaeter und Soehne
Unterleutnant. Also abgemacht, Fenitschka wird
ma belle-sœur.
«
»Mein lieber Paul! … aber was wird Arkad sagen?«
»Arkad? er wird hoch erfreut sein, verlaß dich darauf! Die Ehe ist zwar gegen seine Grundsätze, aber es wird seiner Liebe für die Gleichheit schmeicheln. In der Tat, was bedeuten alle diese Unterschiede, diese Kasten im neunzehnten Jahrhundert!«
»Ach Paul, Paul, laß dich noch einmal umarmen, fürchte nichts, ich werde deinem Bein nicht wehe tun.«
Die beiden Brüder umarmten sich.
»Was meinst du, sollte man ihr deinen Entschluß nicht sofort anzeigen?« fragte Paul Petrowitsch.
»Warum so eilen?« antwortete Kirsanoff; »habt ihr davon gesprochen?«
»Davon gesprochen? wir?
Quelle idée!
«
»Um so besser! werde nur erst gesund; die Geschichte läuft uns nicht davon, man muß reiflich erwägen …«
»Du bist aber doch fest entschlossen?«
»Gewiß, und ich danke dir aufrichtig, daß du mich dazu gebracht hast; ich laß dich jetzt allein, du mußt dich wieder legen, Aufregungen sind dir nicht zuträglich, wir kommen noch darauf zurück. Versuch ein wenig zu schlafen, und Gott schenk dir baldigst die Gesundheit wieder.«
»Warum dieser überschwengliche Dank?« fragte sich Paul, als er allein war, »als ob die Sache nicht von ihm abhinge! Und ich, sobald er verheiratet ist, werde mich irgendwo weit von hier, in Dresden oder Florenz, niederlassen und dort leben, bis ich krepiere.«
Paul befeuchtete seine Stirn mit Kölnischem Wasser und schloß die Augen. Im Licht des Tages, das voll ins Zimmer fiel, glich sein schöner, abgemagerter Kopf auf dem weißen Kissen einem Totenantlitz … Es war in der Tat ein Toter.
Vierundzwanzigstes Kapitel.
Wenige Tage später saßen Katia und Arkad im Garten von Nikolskoi auf einer Bank im Schatten einer alten Esche; Fifi lag neben ihnen auf dem Boden, in jener graziösen Biegung des schlanken Leibes, welche von den russischen Jägern wegen der Ähnlichkeit mit der des großen Steppenhasen »Rußkalage« getauft ist. Arkad und Katia schwiegen beide; er hielt ein halbgeöffnetes Buch in der Hand, sie sammelte Brotkrümchen auf dem Boden ihres Korbes und warf sie einer kleinen Spatzenfamilie hin, welche mit der für sie bezeichnenden furchtsamen Frechheit zwitschernd bis an ihren Fuß herangehüpft war. Ein leichter Wind, der in den Blättern des Baumes spielte, trieb abwechselnd über die Allee und über den gelben Rücken Fifis Flecken goldenen Lichtes hin, während Arkad und Katia sich in eintönigem Schatten befanden; nur in seltenen Zwischenräumen erschien ein leuchtender Punkt, lebhaft wie eine Flamme, auf den Haaren des jungen Mädchens. Beide schwiegen, aber die Art, wie sie schwiegen, eines neben dem anderen sitzend, zeugte von vollkommener Harmonie; keins von beiden schien das andere zu beachten, während es sich doch glücklich fühlte, an seiner Seite zu sitzen. Ihre Züge sogar hatten sich verändert, seit wir sie verlassen haben; Arkad schien ruhiger, Katia belebter und kühner.
»Finden Sie nicht, daß die Esche auf russisch einen bezeichnenden Namen hat; ich kenne keinen Baum, dessen Laubwerk so leicht und durchsichtig ist.«
Katia blickte langsam auf und erwiderte:
»Ja.«
Und Arkad dachte: die tadelt mich wenigstens nicht, wenn ich mich poetisch ausdrücke.
»Heine,« sagte Katia mit einem Blick auf das Buch, das Arkad auf den Knien hatte, »Heine lieb ich nicht, weder wenn er lacht, noch wenn er weint. Ich lieb ihn, wenn er traurig und träumerisch ist.«
»Und ich, ich lieb ihn, wenn er lacht,« antwortete Arkad.
»Das ist ein alter Rest der satirischen Richtung Ihres Geistes.«
»Ein alter Rest!« dachte Arkad, »wenn Bazaroff das hörte.«
»Warten Sie nur, wir werden Sie schon ändern.«
»Wer das? Sie?«
»Wer? meine Schwester; Porphyr Platonitsch, mit dem Sie bereits nicht mehr streiten; meine Tante, die Sie vorgestern zur Kirche begleitet haben.«
»Ich konnte das nicht abschlagen! und Anna Sergejewna – von der wissen Sie, daß sie in vielen Punkten mit Eugen übereinstimmte.«
»Meine Schwester stand damals unter seinem Einfluß, so gut wie Sie.«
»So gut wie ich? haben Sie denn bemerkt, daß ich mich diesem Einfluß schon entzogen habe?«
Katia antwortete nichts.
»Ich weiß,« fuhr Arkad fort, »daß er Ihnen immer mißfallen hat.«
»Ich habe kein Urteil über ihn.«
»Wissen Sie was, Katharina Sergejewna? jedesmal wenn ich diese Antwort höre, glaube ich nicht daran. Meines Erachtens ist niemand
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