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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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hoffe ich. Na also«, sagte Rosie, endlich zufrieden mit dem golden wallenden Haar ihrer Mutter. »Du siehst umwerfend aus.«
    Jessica sah großartig aus in ihrem weißen Kleid im mittelalterlichen Stil mit bestickten Goldbändern und Fishtail-Ärmeln. Rosie trug ein ähnlich geschnittenes Kleid in burgunderfarbenem Samt, der den Rotweinton ihrer Haare hervorhob. »Du aber auch, meine Liebe.«
    »Abgesehen von dem Make-up, das sie zu dick aufgetragen hat«, sagte Matt, »damit sie mit ihren vierzehn Jahren wie zwanzig aussieht.«
    »Es ist doch nur ein bisschen Lipgloss und Eyeliner!«, konterte Rosie. »Nicht mehr, als du auch trägst.«
    »Ha, ha.« Matthew grinste. »Also gut, dass die Wilders über unsere Gesellschaft hocherfreut wären, glaube ich gern – wenn es sich bei der fraglichen Gesellschaft um Fox Homes handeln würde. Ich traue ihnen jedenfalls nur so weit über den Weg, wie unsere Katze spucken kann.«
    »Bitte sei so lieb und geh nach oben und sieh nach, ob dein Dad und Lucas fertig sind?«, bat Jessica ihn.
    Matt gehorchte, die Hände in die Taschen geschoben. Jessica wandte sich an Rosie und sagte leise: »Es stimmt nicht, dass wir seit Jahren nicht mehr miteinander gesprochen haben. Dein Vater und Lawrence verkehren ganz normal miteinander. Wir stehen uns nur nicht nah, das ist alles. Lawrence ist …« Sie runzelte die Stirn und ließ den Satz unvollendet.
    »Hast du Sapphire schon kennengelernt?«, erkundigte sich Rosie.
    »Noch nicht. Er war eine Ewigkeit weg und tauchte dann plötzlich vor ein paar Wochen mit einer neuen Frau auf. Was ich seltsam finde. Denn nachdem Virginia ihn verließ, hätte ich nie damit gerechnet, dass er wieder heiratet. Niemals.«
    »Wieso nicht?«
    Jessicas volle Lippen wurden schmal. »Lawrence ist ein Einsiedler. Wenn diese Frau ihn überredet hat, Partys auszurichten und eine Festtradition ins Leben zu rufen, dann muss sie an ihm ein Wunder vollbracht haben.«
    In Cloudcroft fielen die Feste der Elfenwesen und der Menschen oftmals zusammen. Das war eine ganz natürliche Vermischung, denn die Vaethyr feierten den Wechsel der Jahreszeiten genauso gern wie die Menschen. Der Zyklus von Tod und Auferstehung, der das Jahr begleitete, der heilige Tanz ins Herz der Spirale und wieder hinaus, die Wiedergeburt der Sonne im Dezember, der Frühlingsanfang oder der reiche Erntesegen des Herbstes – das irdische und das Elfenreich waren zwar getrennt, aber doch dicht miteinander verwoben.
    Auberon steuerte den Wagen zwischen zwei Wächtern aus roh behauenem Granit hindurch, hinter denen die Einfahrt zwischen Rhododendronbüschen aufwärtsführte. Beidseits parkten bereits Autos, also mussten sie sich etwas weiter unten einen Parkplatz suchen und den Rest zu Fuß gehen. Eine stechende Kälte lag in der Luft und es nieselte. Andere Gäste strömten vor dem Haus zusammen. Rosie konnte den Regen auf ihren Mänteln riechen.
    Erschaudernd blickte sie hoch zum Haus, das auch aus diesem neuen Blickwinkel nicht weniger imposant wirkte. Es verschmolz mit der Nacht, aber die bleiverglasten Fenster waren beleuchtet. Angst nistete sich in ihrem Herzen ein.
    »Hey, Rosie«, flüsterte Lucas und zog sie am Arm, sodass sie hinter ihre Eltern und den Bruder zurückfielen. »Erinnerst du dich noch, wie wir damals hier eingebrochen sind?«
    »Ja, ich habe noch immer Albträume deswegen.«
    »Ich auch«, sagte er.
    »Aber du verrätst nichts, hörst du?«
    »Natürlich nicht.« Ernst betrachtete er das Haus. »Was ist denn zwischen unseren Eltern und den Wilders? Alle werden dünnlippig und reagieren beleidigt, wenn der Name Lawrence Wilder fällt.«
    Rosie flüsterte ihm ins Ohr. »Ich weiß es auch nicht. Herausgefunden habe ich bisher nur, dass sie sich allen, ob Menschen oder Elfenwesen, überlegen fühlen. Und eine solche Einstellung ist Dad verhasst.«
    »Aber da muss mehr dahinterstecken, meinst du nicht?«, fragte Luc. »Es gibt so viele Fragen, die wir nicht stellen dürfen, bis wir, na ja, fünfzig Jahre alt sind.«
    »Das ist dir aufgefallen?« Rosie lachte. Lucas’ Wahrnehmungsgabe überraschte sie immer wieder aufs Neue. Sein Blick verriet seine Intuition. Er wuchs zu einem schönen Jugendlichen heran, mit Porzellanhaut und schwarzbraunen Haaren. Er zeichnete sich durch innere Ruhe und Unschuld aus, nichts Böses haftete ihm an. Rosie war stolz auf ihn. Alle liebten Lucas.
    Der breite Portikus mit seinen Steinsäulen begrüßte sie mit hellem Licht. Auberon sah mit dem schwarzen

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