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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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schimmerten Regenbogenteilchen wie bei einem Opal. Je länger er den Stein betrachtete, umso mehr von seinem prächtig funkelnden Feuer offenbarte sich ihm. In Lawrence’ kundigen Fingern fühlte er sich so hart an wie ein Diamant. Ein kalter Schauder durchzuckte ihn, einen solchen Stein hatte er schon einmal gesehen, aber nur in der Anderswelt. Genau genommen in Sibeyla, in der Hand seines Vaters an dem Tag, als sie auseinandergingen.
    »Was hast du gefunden?«, fragte Liliana.
    Er hatte ihr nie erzählt, was sein Vater Albin getan und was er an diesem Tag gesagt hatte. Aber natürlich würde sie diese Art von Edelstein wiedererkennen. »Es ist ein Andersweltstein«, sagte er ruhig. »Geboren in der Spirale. Ein Elfenstein.«
    Sie kletterten aus der Schlucht heraus, wobei sie Mühe hatten, am instabilen Ufer das Gleichgewicht zu halten. Am Kopf der Schlucht, wo die beiden Talwände zusammenliefen und das Wasser aus den Tiefen hervorquoll, fanden sie den Ort: eine rote Spalte im Fels, die zwischen zwei Realitäten lag, eine schmale Stelle zwischen der Oberflächenwelt und Naamon, dem Reich des Feuers. Eine Lücke, ein kleineres Portal. Er zog seine Stiefel aus und watete in den Strom, spürte dabei Brocken von Elfensteinen unter seinen Füßen, die von der Flut gelöst worden waren. Der rote Fels fühlte sich heiß an, brannte aber kalt, als er ihn berührte, reichhaltige Mineraladern durchzogen ihn.
    »Diese Steine hat man meines Wissens noch nie auf der Erde gefunden«, sagte Liliana erstaunt. »Das Lych-Licht in dir ist für mehr gut als nur zum Öffnen der Tore. Es hat dich hierhergeführt, das Feuer der Elfensteine hat dich gerufen. Es war dir bestimmt, sie zu finden, Lawrence.«
    Und sie hielt es für eine glückliche Entdeckung, ohne zu wissen, welchen Aufruhr der Anblick der Steine in ihm ausgelöst hatte. Er wollte sie zerstören. Gleichzeitig jedoch verspürte er einen inneren Drang, absolut irrational, aber unwiderstehlich, jedes einzelne Stück davon auszugraben in der vergeblichen Hoffnung, den einen zu finden, den Albin ihm gestohlen hatte.
    Lawrence nannte diesen Ort Valle Rojo. Und als Tribut an seinen Vater nannte er das Mineral Albinit – als könnte ein solcher Tribut die Anerkennung anziehen, die er nie errungen hatte. Der Name war treffend. Der unberührte Edelstein war kaltes, weißes Eis.
    Wo war das Lych-Licht jetzt?
    Wer zum Torhüter ernannt wurde, bekam keinen Lohn, es war eine Pflicht. Der Edelstein jedoch brachte ihm ein irdisches Vermögen ein. Jahrelange Erfahrung machte ihn zu einem Meisterjuwelier, aber es war der Albinit, auf dem er ein kleines Imperium aufbaute. Als er später wieder nach Ecuador zurückkehren und Anspruch auf Valle Rojo erheben konnte, sorgte er dafür, dass das Unternehmen streng überwacht wurde. Er bildete einen kleinen Arbeitstrupp von Vaethyr aus, die das Rohmaterial auswuschen und ausgruben. Das Schleifen und Fassen der Steine übernahm er selbst, und sie kamen nur in zwei exklusiven Geschäften in den Handel, das eine in London, das andere in New York. Betrachtete man die Läden von außen, waren sie ganz in schwarzem Lack gehalten, mit einer Innenausstattung, die so zurückhaltend war, dass nur Schmuckstücke in Glaskästen wie in Licht getauchten Aquarien funkelten.
    Albinit war etwa Einzigartiges, hatte den Härtegrad neun auf der Mohs-Skala und war von unvergleichlichem Glanz und Feuer. Er funkelte lebhafter als Diamant, und das Regenbogengitter in seinen Tiefen war hypnotisch. Jetzt schmückte er die unverschämt teuersten Schmuckstücke, die der Planet zu bieten hatte. Natürlich konnte Lawrence die Menschenwesen nicht davon abhalten, sie zu kaufen, aber nur die Kunden elfischer Abstammung wussten seine Herkunft wahrhaft zu schätzen. Nur auf deren Haut offenbarten sich die erstaunlichen Eigenschaften: Dort wechselte er die Farbe und nahm den herrlichen blauvioletten Schimmer an, der als Echo eines Andersweltportals rote oder grüne Blitze reflektierte. Elfensteine waren keine Zaubersteine, sie reagierten einfach auf verschiedene Bedingungen, in etwa wie der seltene Alexandrit, der im Tageslicht grün und bei Kerzenlicht rot funkelte.
    Einst war er ein geheimer, heiliger Stein in der Spirale gewesen. Dank Lawrence konnte ihn hier auf Erden nun jeder, der ihn sich leisten konnte, tragen. Puritanische Aelyr wie Albin mussten darauf mit Empörung reagieren.
    Der Edelstein hatte auch Ginny zu ihm gebracht. Es war in Arizona gewesen, als sie aus der

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