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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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Erfolg bezeichnen, ganz offen von Gästen angepöbelt zu werden, die das Fest nur als Ausrede dafür benutzten, mich in der Ausübung meiner Pflichten kritisieren zu können.«
    Wieder hörte er sie vorsichtig ein- und ausatmen. »Das war ungerecht, da bin ich ganz deiner Meinung. Aber wenn du ihnen keine andere Gelegenheit bietest, mit dir zu sprechen …«
    »Eins sage ich dir, eine weitere Gelegenheit werden sie auch nicht bekommen. Dies war das erste und letzte Mal, dass ich mein Haus öffne, egal ob für Menschen oder altes Blut.«
    »Aber ich habe allen gesagt –«
    »Ist mir egal, was du ihnen gesagt hast. Keine Partys mehr.«
    Nach einer Pause hakte sie sanft nach: »Ist es wegen Sam?«
    »Nein. Ist es nicht.«
    »Lawrence … wir wollten doch ein neues Leben anfangen.«
    »Leider ist das alte noch immer da.« Er sprach grimmig und konnte ihr dabei nicht in ihr vorwurfsvolles, enttäuschtes Gesicht sehen. Ihre Enttäuschung war eine gewaltige Kraft, aber sie ließ ihn ungerührt. »Ich muss diese Last allein tragen. Sosehr ich mich auch bemühe, es dir zu erklären, verstehen wirst du es nie wirklich. Das kannst du nicht.«
    »Nun, du hast mir erklärt, eine Menschenfrau sei genau das Richtige für dich. Wenn du das jetzt als Problem siehst, hättest du wieder ein Elfenwesen heiraten müssen.« Er spürte, wie sie sich von ihm distanzierte, im Stillen verletzt und genauso kalt wie er. »Nein, verstehen kann ich es nicht, Lawrence. Nicht, solange du nicht lernst, mir zu vertrauen.«
    Und sie ging und ließ ihn allein am Rande des Abgrunds zurück.
    Rosie näherte sich dem Arbeitszimmer ihres Vaters mit dem Gefühl, dass der mit Eiche getäfelte Korridor auf ihrem Weg dorthin immer länger wurde. Es war der Tag nach der Party und den ganzen Morgen hatte sie darauf verwandt, all ihren Mut zusammenzunehmen, um ihre Fragen zu stellen. Aus einem anderen Teil des Hauses ertönten die klaren, lieblichen Töne der Harfe ihrer Mutter, ein schauriges Klagelied. Durch die halb offene Tür fiel Licht und sie hörte ihren Vater umherlaufen und dabei vor sich hin summen.
    Als sie die Tür zu seinem Allerheiligsten aufstieß, erstarben die Geräusche. Es war keiner da. Nur ein leerer Schreibtisch, worauf im Lichtkegel der Schreibtischlampe ein großes schwarzes Buch lag.
    Lucas näherte sich dem Schreibtisch und berührte den ledernen Bucheinband. » Das Buch Sepheron . Das habe ich schon mal gesehen.«
    Rosie spähte über seine Schulter und stellte fest, dass sie es ebenfalls schon einmal gesehen hatte. Ein fünfzackiger, silberner Stern war auf dem Umschlag eingeprägt, ein Pentagramm, das von einer Spirale überlagert wurde. Auf der obersten Zacke stand das Wort Asru . Im Uhrzeigersinn folgte darauf Elysium. Sibeyla und Naamon bezeichneten die beiden Punkte, die unten lagen. Bewegte man sich dann wieder nach oben, stieß man auf der linken Spitze auf das Wort Melusiel . Danach kam wieder Asru . Die Worte waren außerdem durch die geraden Linien des Pentagramms miteinander verbunden.
    Ihr fiel auf, dass es eine doppelte Spirale war. Wo die Linie ihre Mitte erreichte, wand sie sich um sich selbst und kam wieder nach außen. Außen angekommen jedoch, bog sie sich wieder zu ihrer Reise ins Innere.
    Sie schnappte nach Luft. »Ach, dieses Buch!« Als Luc das Buch aufschlug, sah sie das auf dem Vorsatzblatt noch mal in schwarzer Tinte wiedergegebene Diagramm und darunter in gewundener Schrift: Eine Übersetzung von Auberon Fox . Es war dickes handgeschöpftes und nicht beschnittenes Papier. »Wann haben wir das schon mal gesehen?«
    »Wir haben uns hier hereingeschlichen, als wir noch klein waren«, sagte Lucas. »Es lag auf dem Schreibtisch. Dann kam Dad und hat uns geschimpft und es uns weggenommen. Ich weiß auch nicht warum, denn ich hätte ohnehin kein Wort davon verstanden.«
    Diese Erinnerung versetzte sie in schuldbewusste Aufregung. »Ob es jetzt einen Sinn ergibt?«
    Er begann laut daraus vorzulesen. »›Am Anfang war der Kessel, die Leere am Anfang und am Ende der Zeit. Als ob die Leere über ihre eigene Leere sinnierte, tauchte ein Funken wie ein Gedanke in der Dunkelheit auf. Dieser Funke war die Quelle. Zum ersten oder zum zehnmillionsten Mal – wissen werden wir das nie – explodierte die Quelle und spie Sternenfeuer aus.
    Dieser Ausbruch gebar Estel die Ewige, auch Herrin der Sterne genannt, die sich selbst durch diesen ersten Gedankenfunken schuf. Ihr Gesicht ist der Nachthimmel, ihr Haar eine Milchstraße

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