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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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ihr nicht.«
    »Aber wir hätten nicht dort sein sollen, nicht wahr?«
    »Eigentlich nicht, aber was soll’s, jetzt ist es schon passiert.«
    »Was geht da vor sich?«, fragte Rosie ganz direkt. »Wir sind keine Kinder mehr.«
    Auberon neigte seinen Kopf. Er war mehr Bär als Fuchs, fand sie, so verlässlich und beschützend. »Normalerweise behalten wir die ganze Geschichte für uns, bis ihr sechzehn seid. Da wir in der Welt der Sterblichen leben, ist es eine heikle Angelegenheit, wie viel wir unseren Kindern sagen sollen.«
    Rosie lächelte. »Damit wir in der Schule nichts ausplaudern und als verrückt abgestempelt werden? Das dürfte für mich schon zu spät sein, Dad.«
    Sie mochte das Funkeln seiner Augen, wenn sie ihn zum Lachen brachte. »Nun, das ist ein Teil davon. Erzähl mir, was du weißt, dann werde ich wissen, wie ich am besten darauf antworte.«
    Rosie setzte sich aufrecht hin. Sie hatte nicht damit gerechnet, in Verlegenheit gebracht zu werden. »Nur was du und Mum uns erzählt habt. Wir gehören einer älteren Rasse an … wir sind von menschlicher Gestalt, deshalb können wir unter Menschen leben … wir können die Schattenreiche betreten … und ich glaubte alles zu wissen, aber dem ist offenbar nicht so.«
    Auberon lächelte. »Einige Menschen wissen oder vermuten, dass wir unter ihnen leben, aber die meisten haben keine Ahnung davon.«
    »Und wenn sie es wüssten, dann wären sie wohl neidisch oder hätten Angst vor uns?«, warf Rosie ein.
    »Stimmt und dies ist ein guter Grund, weshalb wir diskret sein sollten, was unser Wesen betrifft. Die Bewohner von Cloudcroft sehen in uns Einheimische, die hier schon immer ansässig waren und noch immer den alten Festen frönen, von denen Außenseiter ausgeschlossen sind. Wir versammeln uns in Cloudcroft, weil die Alten hier die Großen Tore angelegt haben – und dies geschah, weil sich die Grenzen hier überlappen.«
    »Aber wir können doch die Schattenreiche jederzeit betreten«, warf Luc ein. »Wozu brauchen wir die Tore?«
    »Die Großen Tore bewachen die tieferen Reiche, die wir die Spirale nennen, wo neugierige Vaethyr-Grünschnäbel auch schon mal verschwunden sein sollen.« Seine Stimme klang sehr ernst. »Die inneren Reiche sind nicht sicher, nicht für Uneingeweihte.«
    Rosie und Lucas tauschten einen Blick voll brennender Fragen. Jedes Wort, das ihr Vater sagte, schien eine verlorene Erinnerung aufzuwühlen und alles, dessen sie sich sicher gewähnt hatte, aufzulösen. Murmelnd fragte Rosie: »Und wie unterscheiden sich die Schattenreiche von der Spirale?«
    »Denk dir die Schattenreiche als Teil der Erde«, sagte Auberon. »Sie liegen wie ein Schleier über der Wirklichkeit oder sind eine zusätzliche Dimension, die nur Elfenwesen wahrnehmen können – und ein paar sensible Menschen, die es vielleicht das Land der Feen nennen. Es lässt sich mit einer Verzerrung der Wahrnehmung vergleichen, einer Luftspiegelung über der Landschaft an sengend heißen Tagen oder im Morgengrauen oder der Abenddämmerung – den Übergangszeiten. Für gewöhnlich sind die Schattenreiche uns wohlgesinnt, aber gelegentlich, wenn die Schatten tiefer und dunkler und weniger freundlich werden, nennen wir es Dumannios.«
    »Etwa wie der Unterschied zwischen Träumen und Albträumen?«, warf Lucas ein.
    »Das ist ein guter Vergleich. Es ist so etwas wie das Reich des Unbewussten – und ist nur für uns real. Nähert man sich einem Elfenportal, solange man sich in der Oberflächenwelt aufhält, sähe dieses ganz natürlich aus, sagen wir wie ein Fels, ein hohler Baum oder eine Quelle. Nur wenn man die Schattenreiche betreten hat, würde man den Weg erkennen, der hindurchführt.«
    »Zur Anderswelt?«, fragte Rosie leise nach.
    »Was unsere Vorfahren, die Estalyr, auszeichnete, war ihre Fähigkeit, Dimensionen wahrzunehmen, die den Menschen nicht bewusst sind. Es heißt, dass sie, obwohl sie die Spirale nicht wirklich erschaffen haben, diese aus dem Rohmaterial dieser verborgenen Schichten formten.« Auberon sprach mit leiser Stimme und sein Blick war nach innen gekehrt. Endlich behandelte er sie als seinesgleichen – als wahrhaftige Elfenwesen. »Durchschreitet man die Großen Tore, befindet man sich in Elysium, dem ersten inneren Reich. Die Reiche lassen sich ganz leicht merken, denkt an den fünfzackigen Stern und die fünf Elemente: Elysium wird mit der Erde in Verbindung gebracht, Sibeyla mit Luft, Naamon mit Feuer, Melusiel mit Wasser und Asru mit Äther oder

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