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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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begrenzen ließe, indem man zwischen Erde und Anderswelt eine Barriere errichtete. Für die Durchlässigkeit der Grenze sorgten viele Portale, die von einem großen Hauptportal kontrolliert wurden, den Großen Toren. Der Krieg hatte beide Seiten so erschüttert, dass sie einwilligten. Lady Violis und viele andere Eingeweihte kämpften jedoch noch Jahre, bis das Werk vollendet war. Natürlich gab es viele Gegner, aber am Ende setzte der Spiral Court seinen Willen durch. Und da stehen die Großen Tore nun, verwittert von der Zeit, ein Wachtposten gegen Konflikte und ein Symbol der Bereitschaft zum Frieden. Zudem ist es ziemlich schwierig, eine Invasion in die Wege zu leiten, wenn eine Armee sich nur einer nach dem anderen hindurchquetschen kann.«
    Bei diesem Bild musste Lucas grinsen. »Aber den Elfenwesen ist es noch immer erlaubt, auf die andere Seite zu wechseln?«
    »Keinem wurde je verboten, sich in der einen oder anderen Richtung zu bewegen, aber viele sind sozusagen ›sesshaft geworden‹ und gaben der Menschenwelt den Vorzug. Elfenwesen sind wir alle, aber diejenigen, die auf der Erde leben, werden Vaethyr genannt, während diejenigen, die in der Spirale leben, Aelyr genannt werden. Da wir dazu neigen, die Eigenschaften des Lebens, das uns umgibt, als Camouflage zu absorbieren, haben wir menschliche Körper und Lebensweisen angenommen. Nachdem unsere frühe Zivilisation zerfiel, versteckten wir uns, aber wenn man nur richtig zu schauen weiß, wird man in der gesamten Geschichte Beispiele dafür finden, dass Elfenhände am Werk waren … Elfenwesen waren immer da, geschickt in Manipulation und Heimlichtuerei. Wenn wir die Schattenreiche betreten oder die Spirale selbst, beginnt sich unser wahres Selbst zu offenbaren … Aber das ist ein Thema, das wir auf ein andermal verschieben.«
    »Und Lawrence kontrolliert die Tore«, meinte Lucas stirnrunzelnd, als versuche er, sich an etwas zu erinnern.
    »Seit zwanzig Jahren hat er den Posten inne«, sagte Auberon. »Er folgte seiner Großmutter Liliana, in deren Fußstapfen zu treten wahrlich nicht leicht war. Er schien mit dieser Rolle immer gehadert zu haben … war bestimmt darauf bedacht, seinen Job gut zu machen, trat jedoch da, wo Liliana umgänglich gewesen war, sehr kontrollierend auf und hat viele befremdet. Der Begriff Tor ist irreführend. Die Struktur erinnert eher an ein Labyrinth, ist eine Anordnung verschiedener Durchgänge. Für gewöhnlich bleiben die meisten davon geschlossen bis auf die Lych-Tor genannte Öffnung, durch die wir nach Belieben kommen und gehen können.«
    »Aha, deshalb hast du das also vor uns geheim gehalten«, sagte Rosie mit großen Augen, »damit wir uns da nicht durchschleichen!«
    »Und ihr werdet euch auch noch eine ganze Weile nicht durchschleichen.« Auberon hatte wieder seinen düsteren, besorgten Gesichtsausdruck. »Es gibt ein Fest, das alle sieben Jahre stattfindet, die Nacht der Sommersterne, bei dem der Torhüter die Großen Tore weit aufstößt. Vor fünf Jahren brach Lawrence ohne Vorwarnung das Ritual ab und weigerte sich die Tore zu öffnen. Er vertrieb uns auf bedauernswert aggressive Weise, die ihm viele nicht verzeihen können. Wir entdeckten, dass er sogar das Lych-Tor vor uns verschlossen hatte. Verriegelt man die Großen Tore auf diese Weise, schließen sich sämtliche Portale. Keiner kann mehr hinein oder heraus.«
    »Er betonte immer wieder, es sei zu gefährlich«, murmelte Rosie in Erinnerung an die Versammlung. »Aber die Leute schienen ihm nicht zu glauben.«
    »Das heißt aber nicht, dass er etwas Falsches sagt«, wandte ihr Vater besonnen ein.
    »Könnt ihr denn nicht einen neuen Torhüter benennen?«, fragte Lucas.
    »Das ist kein Amt, für das man sich bewerben kann«, sagte Auberon schmunzelnd. »Es ist eine Macht, die einem die höheren Reiche gewähren. Außerdem ist er ein Wächter, dem Vertrauen entgegengebracht werden muss. Er kann nicht gewaltsam ersetzt werden. Doch die Tradition, die Nacht der Sommersterne zu feiern, ist unglaublich wichtig. Auf sie zu verzichten schmerzt, und die Aussicht, den Kontakt zur Spirale ganz zu verlieren, ist niederschmetternd. Viele Vaethyr sind wütend, aber Lawrence weigert sich nachzugeben, und so sitzen wir jetzt in einer Sackgasse.«
    Rosie spürte einen kalten Druck auf ihrem Solarplexus, als würde sie gleich in Ohnmacht fallen. Mit geschlossenen Augen sah sie sich über eine unbekannte Landschaft fliegen, unter ihr der gähnende Abyssus, als sie einen

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