Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
Vom Netzwerk:
Elysium niederlegen
Und deinen süßen Tau trinken …
    Die Stimme wurde schwächer. Auberon räusperte sich. »Von alledem ganz abgesehen versuche ich die Wogen zwischen Lawrence und Comyn zu glätten. Sich von Lawrence Wilder zu entfremden, ist keine Lösung. Und offensichtlich kommt mir wie üblich die Rolle des Diplomaten zu.«
    »Was ist mit Matthew?«, fragte Lucas. »Wurde er … mit sechzehn initiiert?«
    »Nein. Die Wilder-Jungs ebenso wenig. Damals waren die Tore schon geschlossen.«
    »Ist das der Grund, weshalb Matt ständig sagt, wir sollen die Anderswelt vergessen und in dieser leben?«, wollte Rosie wissen.
    Auberon atmete hörbar aus. »Ich vermute, dass Matthew euch zu beschützen versucht. Wie ich das auch tue. Ihr müsst wissen, dass ich eins über alle Elfenpolitik stelle, und das ist die Sicherheit meiner Familie. Glaubt mir, es schadet nicht, sich auf die menschliche Welt zu konzentrieren, das ist besser, als sich nach dem zu verzehren, was sich unserem Zugriff entzieht. Ich wollte euch mit diesem Gespräch nicht ängstigen, doch ihr verdient es, die Wahrheit zu erfahren.« Er streckte seine Arme aus und zauste ihre Haare. »Du bist ein gutes Mädchen, Rosie. Du und Luc und Matthew, ihr seid die besten Kinder, die sich ein Mann nur wünschen kann, ob Sterblicher oder Elf.«
    Jessicas unheimliche Musik war verstummt und das Arbeitszimmer nahm wieder seine normalen Ausmaße an, die Baumwurzel wurde wieder zur Ledercouch, die Lichtblumen waren nur noch Glut im Kamin. Rosie saß ihrem Vater wie ein Kind zu Füßen, aber sie war kein Kind mehr. Was wurde sonst noch alles vor ihnen geheim gehalten? Sams wissende Spöttelei wirkte nach. Sie verstand jetzt mehr, aber das Gespräch hatte sie eher aufgewühlt als beruhigt. Das Stirnrunzeln und die Schweigepausen ihres Vaters waren klaffende dunkle Löcher, in denen Angst waberte.
    Auberon erschien ihr wie das Zentrum der Erde, die Achse, um die die Spirale sich drehte. Alles strömte aus ihm heraus, der er so sicher auf seinem Thron im Herzen des Baums des Lebens saß: Auberon, König von Elfland. Sie musste ihm vertrauen. Doch eben weil er das Zentrum war , erschreckten die ungesagten Dinge sie tausendmal mehr.
    Zwei Tage nach der Party standen die Weihnachtsbäume zwar noch wie eisige Wächter im großen Saal, aber die festliche Atmosphäre war verraucht.
    Sam stand im Durchgang zwischen dem Arbeitszimmer seines Vaters und dessen Werkstatt. Dort saß Lawrence im Lichtkegel seiner Werkbank wie ein Schattenriss mit dem Rücken zur Tür. Eine Schleifmaschine summte, und von dem Stein, den er bearbeitete, sprühte ein Wassernebel.
    »Dad«, sprach Sam ihn mit tiefer Stimme an. »Tut mir leid. Das heißt, nicht das, was ich getan habe – ich musste es tun –, aber es tut mir leid, dass ich dich enttäuscht habe.«
    Als hätte er es nicht gehört, sagte Lawrence: »Was denkst du, ist der Albinit ein Hologramm? Enthält jedes einzelne Stück davon das Ganze? Der Makrokosmos im Mikrokosmos. Aber wenn dem so ist, warum kann ich ihn nicht finden?«
    »Wie bitte?«, sagte Sam. »Dad, hast du gehört, was ich gesagt habe?«
    »Ich habe es gehört.« Lawrence drehte sich nicht um. Er blickte nicht einmal von seiner Arbeit auf. »Du bist nur ganz knapp einer Gefängnisstrafe entkommen und hast eine Polizeiakte, die dich bis zum Ende deines Lebens begleiten wird. Und es grenzt schon an ein Wunder, dass wir das so lange verschweigen konnten. Ich wage mir gar nicht auszumalen, wie deine Mutter das aufgenommen hätte.«
    Es kam so selten vor, dass Lawrence Ginny erwähnte, dass Sam einen Moment lang sprachlos war. »Ich weiß, ich habe Schande über dich gebracht«, sagte er. »Diesmal habe ich totalen Mist gebaut, oder? Ich habe Jons Leben kaputt gemacht und meins dazu.«
    Mit dünner Stimme meinte Lawrence abschließend: »Ich kann keinem deiner Worte widersprechen.«
    Sapphire war allein in ihrem Allerheiligsten, das sie sich im obersten Stockwerk von Stonegate geschaffen hatte. Nicht mehr benutzte Dienstbotenzimmer waren zu einem eleganten Ruheraum umgestaltet worden. Hier saß sie nun und blickte hinaus auf das in der eisigen Wintersonne liegende Anwesen. Eine Hand spielte mit dem mattierten schwarzen Umschlag eines Katalogs. Einziges Bild auf dieser Schwärze war ein einzelner tränenförmiger Stein, der in unglaublichem Regenbogenfeuer funkelte. Er erinnerte an eine Galaxie im Weltraum. Selbst auf diesem Foto konnte man die verschiedenen Schichten des Kristalls

Weitere Kostenlose Bücher