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Vali

Vali

Titel: Vali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Weiß
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der Station. Er hatte ihnen in der Einsatzbesprechung einen Lageplan des Gebäudes mit dem Zimmer der Frau gezeigt.
    Sie kannten den Auftrag und sie kannten den Weg. So musste das laufen, sagte er sich grimmig. Befehle wurden ausgeführt ohne Fragen, Wenn und Aber.
     
    Als sie den Flur der Zielperson erreichten, teilte sich die Gruppe auf. Zwei der Männer machten zunächst die Nachtschwester unschädlich, während die anderen Beiden den Zugang zum Flur abriegelten. Die Gefahr von ungebetenem Besuch war gebannt, als Jonah leise die Tür zu Sarahs Zimmer öffnete.
    Er betrat den abgedunkelten Raum mit vorgehaltener Waffe. Die Mündung seiner SIG hatte er vorsichtshalber mit einem Schalldämpfer versehen. Obwohl er nicht vorhatte die Frau zu erschießen. Die Sauerei, die dabei entstanden wäre, hätte eindeutig zu viel Aufmerksamkeit erregt. Nein, er wollte sie mit dem gleichen Gift töten, dass er Marek für Malachi mitgegeben hatte.
    Ihr Tod würde als eine Folge der schweren Kopfverletzungen eingestuft werden, die sie sich zugezogen hatte. Sauber und reibungslos. Eine Verkettung unglücklicher Umstände, die zu dem Tod zweier Menschen geführt hatte.
    Auf das Bett zielend, drückte er auf den Lichtschalter. Der Fluch der ihm auf der Zunge lag, war nur schwer zu unterdrücken.
    Sarah wollte gerade mit ihrer Hand wedeln, um das Licht wieder anzuschalten, aber ein Geräusch aus ihrem Zimmer ließ sie zur Salzsäule erstarren. Stimmen, zwei fremde männliche Stimmen waren zu hören. Selbst gedämpft durch die Tür, war der drohende Unterton nicht zu ignorieren.
    „Wo zum Teufel ist sie?“, sagte die eine Stimme, ein tiefer Bariton.
    „Ich dachte sie sei noch bewusstlos.“, sagte die Zweite, nicht ganz so tief.
    „War sie auch. Ich hätte nicht gedacht, dass sie es alleine aus diesem Bett schafft, so wie sie aussah.“ Sarah lauschte angestrengt, aber der Puls schlug in ihren Ohren einen eigenen Takt an.
    „Sie kann nicht weit gekommen sein.“ Die tiefere erste Stimme klang jetzt bedrohlich nahe an der Tür.
    Instinktiv machte Sarah sich ganz klein. Nicht das es ihr irgendwas genutzt hätte in einem Raum ohne Fenster, und mit nur einer Tür. Genau vor dem einzigen Fluchtweg, stand der Kerl mit einer Stimme, die es ihr eiskalt über den Rücken laufen ließ. Sie brauchte irgendwas um sich zu verteidigen. Ganz langsam um nicht den Bewegungsmelder auszulösen, strich ihre Hand suchend über die Fliesen. Vielleicht war hier drin irgendetwas Brauchbares. Ihre Hand ertastete eine Schnur. Natürlich der Notknopf! Wenn sie ihn drückte würde eine Schwester kommen, um nach ihr zu sehen. Ihre Hand glitt an der Schnur nach unten und fand den Lebensretter.
    Einmal, zweimal, dreimal, immer wieder drückte sie  fanatisch auf den kleinen Knopf. Kein Signal ertönte, aber der kleine Knopf leuchtete rot auf, und spendete etwas Licht in ihrer dunklen Zelle. Der rote Schein wurde von den weißen Hochglanzfliesen reflektiert, und tauchte alles in ein gespenstisches Licht.
    „Wir müssen sie finden. Sie kann nur in die andere Richtung über den Flur entkommen sein. Andernfalls wäre sie uns auf jeden Fall entgegengekommen.“ Die zweite Stimme klang jetzt wieder etwas weiter entfernt. „Ich werde nachsehen. Alarmiere die anderen. Sie sollen Ausschau halten.“
    Die erste Stimme knurrte jetzt, „Wir werden sie finden und erledigen, egal wie.“ Sarah unterdrückte nur mit Mühe einen Schrei.
     
    Draußen vor der Klinik klopfte Vali sich gerade den Staub von den Händen, als er eine vertraute Präsenz in seinem Rücken spürte. Thore hatte sich aus dem Ferienhaus direkt hinter ihm materialisiert.
    Vali drehte sich nicht um, er konnte seinem Freund nicht in die Augen sehen. Noch nicht.
    „Es tut mir leid. Ich weiß nicht was mit mir los ist.“
    Thore war stinksauer aufgebrochen und hätte er Vali zwei Minuten früher erreicht, dann wäre er wirklich in Versuchung gewesen ihm eine rein zuhauen. Anführer oder nicht. Es gab Momente da musste man Arschlöchern klarmachen, wenn sie zu weit gingen. Vali war es vorhin gelungen kilometerweit über dieses Ziel hinaus zu schießen.
    Jetzt sah er auf den breiten Rücken seines Freundes und traute seinen Ohren nicht. Vali hatte sich entschuldigt? Das war ein absolutes Novum. Thore fühlte sich in die Zeit zurück katapultiert, als sie gemeinsam in der Ausbildung gesteckt hatten.
    Damals war Vali oft bei jeder Kleinigkeit explodiert – wortwörtlich -. Eines Tages hatte einer seiner

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