Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Valley - Tal der Wächter

Titel: Valley - Tal der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
Vom Netzwerk:
aus dem immer noch mehr Feinde emporschossen, die Felskuppe, die kaum zehn Schritt breit war und auf der zehn blutüberströmte Männer immer noch die Stellung hielten.
    »Freunde«, sagte Sven da, »wir haben Mittsommer. Diese Nacht kann nicht ewig dauern.«
    Daraufhin brachen alle zehn in lauten Jubel aus, verdoppelten freudig ihre Anstrengungen und nicht einer von ihnen wich noch einen Fußbreit in Richtung Abgrund zurück.

    Der Morgen dämmerte, die Sonne entstieg dem Meer. Und als es hell wurde, entriegelten die Bewohner des nahe gelegenen Hauses, die kein Auge zugetan und die ganze Nacht angstschlotternd in ihren Betten gelegen hatten, die Tore und wagten sich hinaus auf die Felder. Inzwischen war es dort totenstill.
    Die Leute bahnten sich einen Weg zwischen den Gruben und Löchern, und als sie an den Felsen kamen, fanden sie an dessen Fuß die toten Trolde liegen wie einen Haufen Spreu.
    Als sie aufblickten, sahen sie hoch über sich zwölf Männer auf der Felskuppe stehen. Allerdings schien die Morgensonne unterdessen so blendend hell, dass sie nicht ganz sicher sein konnten. Darum machten sie sich sogleich an die Ersteigung des Felsens, doch als sie oben angekommen waren, fanden sie zehn Männer tot in einer Reihe liegen. Ihre offenen Augen waren gebrochen, ihre noch warmen Hände hielten die Schwertknäufe umfasst.
    So! Das war die Geschichte, wie sie sich wirklich zugetragen hat. Seit jenem Tag hat es kein Trold mehr gewagt, in unser Tal einzudringen, auch wenn sie unser Tun und Treiben von den Hügeln herunter voller Gier verfolgen.
    Reich mir den Bierkrug! Von dem vielen Reden ist meine Kehle ganz trocken geworden.

TEIL I

1
    Sven war noch ein Wickelkind, als er mit den Siedlern ins Tal kam. Sie waren so lange durch die verschneiten Berge gewandert, dass ihre Gesichter von der Sonne dunkelbraun verbrannt waren. Als sie endlich durch liebliche grüne Wälder hinabstiegen, rasteten sie auf einer friedlichen Lichtung. Der kleine Sven saß im Gras und schaute sich um. Was sah er da? Himmel, Bäume und seine schlafenden Eltern. Und eine große schwarze Schlange, die sich mit entblößten Fangzähnen hinter einem umgestürzten Baum hervorschlängelte und seine Mutter in den Hals beißen wollte. Was tat der kleine Sven? Er streckte die Händchen aus und packte die Schlange am Schwanz. Als seine Eltern aufwachten, erblickten sie einen lächelnden Sven, der eine erwürgte Schlange wie einen Strick in den Händen hielt.
    Da sagte Svens Vater: »Dies ist ein unmissverständliches Omen. Unser Sohn wird einmal ein großer Held. Sobald er alt genug ist, werde ich ihm mein Schwert und meinen Silbergürtel schenken, damit wird er in jeder Schlacht siegen.«
    Svens Mutter sagte: »Dieses Tal wird ihm gehören. Lassen wir uns hier nieder, an diesem Ort werden wir unser Glück finden.«
    So geschah es. Die anderen Siedler verteilten sich über das Tal, aber unser Haus, das vornehmste und größte, wurde hier errichtet.

    Hal Svensson kam am frühen Nachmittag der Wintersonnenwende zur Welt, als schneeschwangere Wolken so tief über Svens Haus hingen, dass man die Ausläufer der Berge nicht mehr sah. Während seine Mutter in den Wehen lag, drückten die Schneewehen so gegen die alten Troldmauern, dass diese teilweise einstürzten. Manche Leute meinten, es bedeute, der Kleine wäre zu Großem bestimmt, andere hielten es eher für ein böses Omen. Der Bauer, dessen Schweine von der eingestürzten Mauer erschlagen wurden, hatte dazu keine eindeutige Meinung, er verlangte lediglich von den Eltern des Kleinen eine Entschädigung. Bei der Versammlung im darauffolgenden Jahr trug er die Angelegenheit dem Schiedsgericht vor, aber seine Klage wurde aus Mangel an Beweisen abgewiesen.
    Als Hal größer wurde, lenkte seine Amme Katla seine Aufmerksamkeit auf den Tag seiner Ankunft in dieser Welt. Sie schnaubte und schnalzte angesichts der düsteren Zusammenhänge missbilligend mit der Zunge. »Ein höchst bedenklicher Tag ist die Wintersonnenwende«, verkündete sie und stopfte die Decke seines Kinderbettchens um ihn fest. »Bälger, die an diesem Tag geboren werden, fühlen sich oft von dunklen Geheimnissen angezogen, von Hexerei und dem Einfluss des Mondes. Hüte dich und gib dem nicht nach, sonst führt es dich und alle, die dir lieb und teuer sind, unweigerlich ins Verderben. Abgesehen davon, mein lieber Hal, ist alles in bester Ordnung. Schlaf schön.«
    Trotz des tobenden Schneesturms war Hals Vater, der sich von der Hebamme

Weitere Kostenlose Bücher