Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Valley - Tal der Wächter

Titel: Valley - Tal der Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
Vom Netzwerk:
Felsens auf die Erde tropfte. Die Sonne ging gerade unter.
    »Das passt ja gut«, sagte Sven. »Jetzt brauchen wir nur noch abzuwarten.«
    Die Männer standen Seite an Seite am Fuße des Felsens und spähten über die Felder.
    Nun war es so, dass sich die Mauern um die Höfe als ausgesprochen nützlich erwiesen hatten, um die Trolde fernzuhalten. Deshalb wütete der Hunger in ihren Mägen und sie gierten nach Menschenfleisch. Als sie das vergossene Blut witterten, eilten sie von nah und fern herbei. Aber zunächst hörten die Männer davon nichts.
    Nach einer Weile meinte Sven: »Die Trolde sind faul geworden. Wenn wir die ganze Nacht hier rumstehen, erkälten wir uns noch.«
    Und Rurik meinte: »Bis wir wieder heimkommen, haben die Frauen das ganze Bier ausgetrunken. Das macht mir Sorgen.«
    Und Gisli meinte: »Dein Feld ist aber ganz schön holprig, Eirik. Ich finde, wenn wir mit den Trolden fertig sind, sollten wir dir einen Gefallen tun und es alle zusammen pflügen.«
    Im selben Augenblick vernahmen sie ein leises Geräusch, eine Art heiseres anhaltendes Summen. Es kam ringsum aus der Erde.
    »Prima«, sagte Sven. »Mir wurde schon langweilig.«
    Während sie gewartet hatten, war über Styrs Witwe (das ist der Berg mit dem Buckel, den man aus Gudnys Fenster sieht) der Mond aufgegangen und goss sein helles Licht über das Land. Jetzt sah man überall auf dem Feld die Nesseln und Grasbüschel wackeln, als sich die Trolde darunter durch die Erde buddelten. Schon bald wogte das ganze große Feld wie ein aufgewühlter See. Obwohl die Männer mit ihren Stiefeln auf massivem Felsgestein standen, wichen sie ein Stückchen zurück.
    Dann meinte Gisli: »Tja, die Arbeit haben wir uns schon mal gespart. Bis morgen früh ist Eiriks Feld bestens umgepflügt.«
    Während Gisli noch sprach, barst plötzlich der Boden vor seinen Füßen, dass die Erdklumpen nur so flogen, ein Trold schnellte hervor, packte ihn mit seinen langen mageren Händen am Genick und zog ihn hinunter auf das Feld. Dann biss er ihm die Kehle durch. Das alles geschah so schnell, dass Gisli nicht mal mehr ein Schrei entfuhr.
    Im selben Augenblick schob sich eine Wolke vor den Mond und die Männer konnten nichts mehr sehen.
    Mit gezückten Schwertern wichen sie noch ein Stück auf dem Felsen zurück und lauschten, wie Gisli sich im Todeskampf wand. Er war nicht sofort tot.
    Da schwoll das unterirdische Summen mit einem Mal zu einem wahren Gebrüll an und rings um den Felsen flogen die Erdklumpen. Hunderte Trolde schnellten aus dem Boden und griffen mit ihren Klauenfingern nach den Männern. Sven und seine Gefährten kletterten den Felsen noch ein Stück weiter hinauf, denn sie wussten, dass Trolde den Erdboden nur höchst ungern verlassen. Doch schon bald hörten sie deren Klauen am Stein scharren.
    Daraufhin schwangen sie ihre Schwerter – auch wenn sie die Hand vor Augen nicht sehen konnten – und konnten zu ihrer Genugtuung etliche Troldköpfe den Felsen hinunterpoltern hören. Aber für jeden gefallenen Trold schnellte ein weiterer aus dem aufgewühlten Feld. Es wurden immer mehr, die mit gefletschten Zähnen und ausgestreckten langen, dürren Armen die Männer bedrängten.
    Stück für Stück zogen sich diese weiter auf den Felsen zurück, und obwohl dessen Flanken steil und schroff abfielen, kletterten die Trolde hinterher. Der Held Gest, der am Ende der Reihe stand, trat zu nah an den Rand. Ein Trold packte ihn am Knöchel und zerrte ihn in die tobende Meute hinunter. Er wurde nicht wiedergesehen.
    Die übrigen zehn Helden waren allmählich erschöpft und fast alle verwundet. Inzwischen waren sie beinahe schon auf der mit Kiefern bestandenen Kuppe des Felsens angelangt, und ihnen war klar, dass es hinter ihnen steil in die Tiefe ging. Aber die Trolde drangen unaufhaltsam auf sie ein, bleckten die Zähne, fuchtelten mit den Klauenhänden und jaulten vor Gier.
    »Tja«, sagte Sven da, »schade, dass es nicht heller ist, damit wir endlich wach werden und ordentlich kämpfen. Ich bin nämlich ein bisschen eingedöst und die kleine Erholung hat mir gutgetan.«
    Er hatte kaum ausgeredet, da kam der Mond hinter den Wolken hervor und tauchte das Schauspiel in seinen kalten Schein, als habe er Svens Worte vernommen. Darum tragen Svens Nachfahren bis heute schwarzsilberne Kleidung.
    Und im selben Augenblick war alles deutlich zu erkennen: der hohe, steile Felsen, dessen Flanken schwarz von gefallenen Trolden waren, das mit Gruben und Löchern übersäte Feld,

Weitere Kostenlose Bücher