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Vamperl soll nicht alleine bleiben

Vamperl soll nicht alleine bleiben

Titel: Vamperl soll nicht alleine bleiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Welsh
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morgen«, sagte Frau Lizzi und bemühte sich so viel Munterkeit wie möglich in ihre Stimme zu legen.
    Auf der Treppe traf sie Hannes. »Hast du einen Moment Zeit?«, fragte sie, denn ihr war plötzlich eine Idee gekommen.
    Hannes nickte.
    Frau Lizzi öffnete ihre Wohnungstür. »Komm rein. Muss ja nicht jeder mithören, oder?« Sie ging zum Küchenschrank. Hannes bemühte
     sich nicht allzu deutlich auf die Schublade zu starren, in der Frau Lizzi Kekse und Schokolade aufbewahrte. Aber da hatte
     sie bereits eine Tafel in der Hand, weiße Schokolade mit Nüssen und Trauben. Genau die, die Hannes am liebsten aß.
    »Du bist doch ein kluger Kerl«, begann Frau Lizzi.
    Hannes dachte an sein Zeugnis und schwieg.
    Sie fuhr fort: »Ich möchte dich bitten, dass du in den nächsten Tagen möglichstviele Spinnennetze anschaust. Wenn du irgendwo etwas Ungewöhnliches bemerkst, kommst du sofort zu mir und sagst mir Bescheid.
     Aber nichts anrühren oder zerstören, verstehst du? Für zehn Spinnennetze gibt es eine Tafel Schokolade. Du übernimmst die
     Zählung. Ich verlass mich auf dich.«

    Hannes dachte nach. Der Vorschlag erschien ihm so verrückt, dass er ihn nicht annehmen wollte. Es sagten ja fast alle im Haus:
     Die Frau Lizzi ist etwas wunderlich geworden. Durfte er das ausnutzen?
    Frau Lizzi verstand sein Zögern falsch.»Wenn es dir lieber ist, kannst du auch Geld haben. Du musst natürlich aufpassen, wenn du in fremden Häusern suchst. Die Leute
     kommen leicht auf falsche Gedanken.«
    Hannes nickte. Die Leute kamen meistens auf falsche Gedanken, seiner Meinung nach. »Was wollen Sie eigentlich finden?«, fragte
     er.
    »Keine Fliegen, Bienen, Wespen oder Schmetterlinge«, sagte Frau Lizzi. Sie hätte Hannes gern ins Vertrauen gezogen, aber sie
     fand es besser, damit noch zu warten. »Das sag ich dir später.«
    Hannes liebte Geheimnisse und es war klar, dass hinter Frau Lizzis Vorschlag ein Geheimnis verborgen war. Das würde er herausfinden!
     Er streckte ihr die Hand hin. »Einverstanden.«
    »Und kein Wort zu irgendwem?«
    »Kein Wort.«
    »Prima. Und du kommst jeden Abend und berichtest, was du gefunden hast?«
    »Aber klar doch.«
    Frau Lizzi war sehr zufrieden. Sie tauchte ihre schmerzenden Füße in eine Waschschüssel mit Badesalz. Vamperl flog auf den
     Rand und schnupperte. Dann setzte er sich auf Frau Lizzis Kopf und versuchte Zöpfchen zu flechten.

    Als sie sich vor dem Schlafengehen frisieren wollte, kam sie mit dem Kamm nicht durch. Ihre Haare waren völlig verfilzt. »Wenn
     du das noch ein einziges Mal machst«, drohte sie, »dann... dann kannst du was erleben!«
    Sie hatte das deutliche Gefühl, dass Vamperl sie nicht ernst nahm. Es sah fast aus, als ob er grinste.

Im Museum...
    Schon beim Aufwachen juckte eine Idee in Frau Lizzis Kopf herum. Sie wusste bloß noch nicht, welche. Also musste sie geduldig
     warten, bis die Idee herauskommen wollte.
    Vamperl schlief noch tief und fest. Frau Lizzi lief zum Bäcker. Als sie zurückkam, war Vamperl verschwunden. Sie bemühte sich
     ruhig zu bleiben, aber es gelang ihr nicht. Die Milch kochte über, während Frau Lizzi vor dem Herd stand und zusah, wie der
     Schaum immer höher stieg.
    Da flog Vamperl durchs Fenster herein, schoss auf Frau Lizzi zu und schmatzte ihr einen Kuss auf die Wange.
    »Vamperl«, sagte Frau Lizzi, »wie kann man etwas suchen, wenn man nicht genau weiß, was es ist?«
    Er kratzte sich ausgiebig.
    »Kennst du dich in deiner Verwandtschaft überhaupt aus? Ich nicht. Du auch nicht. Und wo können wir etwas erfahren? Im Museum.
     Wir beide gehen heute dorthin.«
    Frau Lizzi zog ihr bestes Buntgeblümtes an und bequeme Schuhe. Sie steckte ein sauberes Taschentuch ein und eine Packung Traubenzucker.
    Vor dem großen Gebäude blieb sie kurz stehen und ermahnte Vamperl artig zu sein. Dann betrat sie das Haus. Sie kam sich klein
     vor auf der riesigen Treppe. »Da sieht man schon, was für eine große Sache die Wissenschaft ist«, flüsterte sie. Noch kleiner
     fühlte sie sich vor den Dinosaurierskeletten.
    Vamperl flog auf einen Dinosaurierschwanz und fing an zu wippen. Die Knochen klapperten leise, der Draht, auf dem sie aufgezogen
     waren, quietschte.
    »Sofort kommst du...«, schimpfte Frau Lizzi, aber in diesem Augenblick tratein Aufseher durch die hohe Doppeltür. Misstrauisch blickte er herüber.
    Vamperl versteckte sich hinter einer Dinosaurierrippe. Der Aufseher legte die Hände auf den Rücken und kam näher.

    Frau Lizzi

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