Vampirdämmerung / Roman
spiegelte sich auf den offenen Eisengittertoren am Gasseneingang. Der Gang selbst war dunkel und vollgemüllt. Das Pflaster bestand noch aus den krümeligen dicken Zedernplatten, wie man sie zur Gründerzeit der Stadt verbaut hatte.
Und es war niemand hier. Nanettes Hintereingang, den Mac ansteuerte, lag ein gutes Stück weiter die Gasse hinunter. Es gab noch eine andere Tür, an der er zuerst vorbeikäme, doch die wurde normalerweise von mindestens zwei Höllenhunden bewacht. Die standen auf Caravellis Gehaltsliste, also näherte Mac sich vorsichtig.
Keine Wachen heute Abend.
Was für eine Nachlässigkeit!
Andererseits waren Wächter hier gar nicht nötig. Niemand würde jemals freiwillig dort einbrechen, denn auf der anderen Seite der Schwelle gab es nichts, was irgendjemand tun oder auch nur mitansehen wollte.
Die Hölle hat einfach keine Atmo, und die Cafeteria ist Scheiße.
Macs Puls pochte schnell hämmernd in seinen Schläfen. Ihm behagte nicht, an dieser Tür in der alten Steinmauer vorbeizugehen, aber er musste, und er war unfähig, nicht hinzusehen. Die Tür war an die drei Meter hoch, die vertikalen Eichenpfosten von schwarzen Eisenstreben verstärkt. Ein schwerer Riegel sicherte sie von außen. Dieser Eingang wirkte wie aus einer Tolkien-Verfilmung.
Dahinter lag ein Land der Alpträume. Mac war dort gewesen. Es handelte sich nicht um die Hölle im eigentlichen Sinne, sondern um einen Ort, der die Burg genannt wurde, ein Gefängnis für Übernatürliche. Ebenso gut könnte es der wahre Feuerschlund sein, denn Mac wäre verdammt, sollte er je wieder dort hineingeraten.
»Macmillan.«
Mac drehte sich rechtzeitig um, dass er Caravelli sah, der mit gezücktem Schwert in die Gasse einbog. Der Neonschein wurde von seinen hellen Locken reflektiert und verwandelte sie in einen bunten Heiligenschein. Die Eisengatter vorn bildeten eine Streifensilhouette um seine dunkle, bedrohliche Gestalt.
»Verzieh dich, Beißerchen!« Mac achtete darauf, seine Stimme zu beherrschen, obwohl seine Wut wie eine Flutwelle anschwoll. Er blieb abwartend stehen, während Caravelli sich ihm mit der verhaltenen Grazie eines Matadors näherte.
»Du bist wohl nicht nur tot, sondern auch taub, was?«, fragte Mac. Dummerweise brachte er die Worte nur stockend hervor. Der Dämon in ihm kämpfte um die Vorherrschaft. Es würde sich so verdammt gut anfühlen, ihn rauszulassen, so leicht, so frei!
Mac machte ein paar Schritte rückwärts, bis er mit den Schultern an die Mauer stieß.
Ich kann immer noch verschwinden. Ich muss nicht das Ding werden, das ich hasse!
Der Vampir war nun direkt vor ihm, pure Aggression. Caravellis Hand klatschte gegen die Steine und versperrte Mac den Weg. Mac zuckte zurück, doch Caravelli beugte sich zu ihm. Das Vampirgesicht mit den seltsam goldenen Augen war Zentimeter von Macs entfernt. »Möchtest du mir die Mühe ersparen, mein Schwert zu reinigen? Gleich hier ist die Burgtür. Geh rein, und komm nicht mehr zurück!«
O nein!
Macs Faust rammte in Caravellis Magen, so dass der Vampir quer durch die Gasse flog und mit einem dumpfen Klatschen von Leder und Haut gegen die uralte Mauer schlug. Laut scheppernd fiel das Schwert aus seiner Hand und rutschte klimpernd gegen die Wand.
Mac bemerkte das halbe Dutzend Höllenhunde nicht, das aus Nanettes Hintertür geschlichen kam.
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3
D er dunkelbraune Fellberg mit einer Schulterhöhe wie ein ausgewachsener Mann schwang den Kopf herum und knurrte Constance an, die Lippen gespannt, um sensenscharfe Zähne zu entblößen. Sabber tropfte vom Werwolfsmaul auf den Boden, und die rubinroten Augen glühten wie die Kohlen des Höllenfeuers. Das tiefe Knurren von Viktor, der Bestie, vibrierte einem warnenden Donner gleich in Constances Brustkorb.
Es gab nur eines, was das furchteinflößende Monster beschwichtigen könnte.
Seine großen lodernden Augen fixierten die speichelgetränkte, lumpige Puppe in Constances Hand. Vorsichtig hielt sie das kleinkindgroße Spielzeug an den am wenigsten durchnässten Stellen in die Höhe. Viktor knickte die Vorderpfoten ein und wechselte vom Knurren zu einem sehr flehenden Jaulen. Und als wollte er sein Flehen noch unterstreichen, neigte er den Kopf zur Seite, so dass ihm die Zunge seitlich aus dem Maul baumelte.
»Ha!« Constance schleuderte die Lumpenpuppe in den dämmrigen Steinkorridor. Dank ihrer Vampirkräfte gelang ihr ein ziemlich weiter Wurf. Die Stoffpuppe segelte durch die Luft, verschwand kurz im Schatten des
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