Vampire Academy 02 ● Blaues Blut
drauflasse?”
Wieder schüttelte sie den Kopf. „Das Eis kann helfen .... aber ich pichte, Sie werden ein übles blaues Auge davontragen. Morgen wird es wahrscheinlich am schlimmsten sein, aber in einer Woche oder so sollte eigentlich nichts mehr zu sehen sein. Es wird nicht lange dauern, und Sie sehen wieder völlig normal aus.”
Ich verließ die Krankenstation in einem Zustand der Benommenheit, der nichts mit meiner Kopfverletzung zu tun hatte. In einer Woche würde nichts mehr zu sehen sein? Wie konnte Dr. Olendzki so leichtfertig darüber sprechen? Wusste sie nicht, was geschehen würde? Ich würde über Weihnachten und während des größten Teils des Skiurlaubs aussehen wie ein Mutant. Ich hatte ein blaues Auge. Ein verdammtes blaues Auge.
Und meine eigene Mutter hatte es mir verpasst.
Wütend stürmte ich durch die Doppeltüren, die in das Wohnheim der Moroi führten. Hinter mir trudelten Schneeflocken, und im Hauptstockwerk blickten einige Leute bei meinem Eintreten auf. Etliche von ihnen stutzten sichtbar, was keine Überraschung war. Ich schluckte und zwang mich, nicht darauf zu reagieren. Es würde alles gut gehen.
Kein Grund auszuflippen. Novizen wurden ständig verletzt. Es war seltener, nicht verletzt zu werden. Zugegeben, diese Verletzung war auffälliger als die meisten, aber damit konnte ich leben, bis die Sache verheilt war, stimmt’s? Und es war ja nicht so, als wüsste irgendjemand, wie ich dazu gekommen war.
„He, Rose, stimmt es, dass deine eigene Mutter dich geboxt hat?”
Ich erstarrte. Diesen spöttischen Sopran hätte ich überall wieder-erkannt. Ich drehte mich langsam um und schaute in die dunkel-blauen Augen von Mia Rinaldi. Lockiges, blondes Haar umrahmte ein Gesicht, das ohne das bösartige Feixen niedlich gewesen wäre.
Mia, die ein Jahr jünger war als wir, führte einen Krieg gegen Lissa und daher auch gegen mich, um herauszufinden, wer das Leben der anderen am schnellsten in Stücke reißen konnte - einen Krieg, sollte ich hinzufügen, den sie begonnen hatte. Dazu gehörte, dass sie Lissas Ex-Freund gestohlen hatte - trotz der Tatsache, dass Lissa ihn am Ende gar nicht mehr gewollt hatte - und dass sie alle möglichen Gerüchte ausstreute.
Zugegeben, Mias Hass war nicht völlig ungerechtfertigt gewesen.
Lissas älterer Bruder Andre - der bei demselben Autounfall ums Leben gekommen war und mich genau genommen „getötet” hatte - hatte Mia in ihrem ersten Jahr auf der Akademie ziemlich übel mitgespielt. Wenn sie jetzt nicht so ein Miststück gewesen wäre, hätte sie mir sogar leidgetan. Es war falsch von ihm gewesen, und obwohl ich ihre Wut verstehen konnte, fand ich es nicht fair, dass sie diese Wut an Lissa ausließ.
Unterm Strich hatten Lissa und ich den Krieg schließlich gewonnen, aber Mia war unerklärlicherweise wieder hochgekommen. Sie verkehrte nicht mehr mit der gleichen Elite, mit der sie früher herumgehangen hatte, aber sie hatte sich ein kleines Kontingent an Freunden aufgebaut. Bösartig hin, bösartig her, starke Anführer zogen immer Gefolgsleute an.
Ich hatte die Erfahrung gemacht, dass es in den allermeisten Fällen am effektivsten war, sie zu ignorieren. Aber hier hatten wir die Ausnahme dieser Regel vor uns, denn es war unmöglich, jemanden zu ignorieren, der aller Welt verkündete, dass man sich von seiner Mutter ein blaues Auge hatte verpassen lassen - selbst wenn es der Wahrheit entsprach. Ich blieb stehen und drehte mich um. Mia stand neben einem Automaten und wusste genau, dass ich jetzt gefordert war. Ich machte mir nicht die Mühe zu fragen, wie sie dahintergekommen war, dass meine Mutter für das blaue Auge verantwortlich war. In der Akademie blieb selten etwas geheim.
Als sie einen vollen Blick auf mein Gesicht werfen konnte, weiteten sich ihre Augen in unverhohlenem Entzücken. „Wow. So viel zu einem Gesicht, das nur eine Mutter lieben kann.”
Ha. Witzig. Bei jedem anderen hätte ich den Scherz mit Applaus quittiert. „Nun, du kennst dich ja aus mit Gesichtsverletzungen”, erwiderte ich. „Wie geht es deiner Nase?”
Mias eisiges Lächeln verrutschte ein wenig, aber sie gab trotzdem nicht klein bei. Ich hatte ihr ungefähr vor einem Monat die Nase gebrochen - ausgerechnet bei einem Schulball -, und obwohl der Bruch inzwischen längst verheilt war, saß ihre Nase seitdem ein kleines bisschen schief in ihrem Gesicht. Die Sache ließ sich wahrscheinlich mit plastischer Chirurgie in Ordnung bringen, aber nach allem, was ich
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