Vampire Academy 02 ● Blaues Blut
hakte ich nach. „Hattest du irgendeinen Au f trag in der Türkei? Hast du ihn auf einem Basar kennengelernt? O d er war es noch billiger? Hast du eine Darwinnummer abgezogen und dir den Kerl ausgesucht, bei dem es am wahrscheinlichsten war, dass er deinem Sprössling Kriegergene weitergeben würde? Ich meine, ich weiß, dass du mich nur bekommen hast, weil es deine Pflicht war, daher nehme ich an, du musstest sicherstellen, dass du den Wächtern das bestmögliche Exemplar liefern würdest.”
„Rosemarie”, warnte sie mich mit zusammengebissenen Zähnen, „halt einmal in deinem Leben den Mund.”
„Warum? Beschmutze ich deinen kostbaren Ruf? Es ist genau so, w ie du es mir erklärt hast: Du unterscheidest dich auch nicht von anderen Dhampiren. Du hast ihn einfach gebumst und .... ”
E s gibt einen Grund für das Spr ichwort „Hochmut kommt vor dem F all”. Ich war so beschäftigt mit meinem eigenen dreisten Triumph, dass ich aufhörte, auf meine Füße zu achten. Ich war der roten Linie zu nah gekommen. Wenn ich sie überschritt, würde ich ihr einen weiteren Punkt bescheren, daher mühte ich mich, innerhalb der Linie zu bleiben und ihr gleichzeitig auszuweichen. Unglücklicherweise konnte nur eins von beiden funktionieren. Ihre Faust kam auf mich zugeflogen, schnell und hart - und, was vermutlich der entscheidende Unterschied war, ein wenig höher, als es nach den Regeln für diese Art Übung erlaubt war. Sie traf mich mit der Wucht eines kleinen Lasters voll im Gesicht, und ich flog rückwärts und schlug zuerst mit dem Hintern, dann mit dem Kopf auf dem harten Boden der Turnhalle auf. Und ich befand mich außerhalb der Linien. Verdammt.
Schmerz schoss durch meinen Hinterkopf, und vor meinen Augen war alles verschwommen und splitterig. Binnen Sekunden beugte meine Mutter sich über mich. „Rose? Rose? Bist du in Ordnung?” Ihre Stimme klang heiser und verzweifelt. Die Welt um mich herum verschwamm.
Irgendwann danach kamen andere Leute, und irgendwie landete ich in der Krankenstation der Akademie. Dort leuchtete mir jemand mit einem Licht in die Augen und stellte mir unglaublich idiotische Fragen. „Wie heißen Sie?”
„Was?”, fragte ich und blinzelte gegen das Licht an.
„Ihr Name.” Ich erkannte Dr. Olendzki, die sich über mich beugte.
„Sie kennen meinen Namen.”
„Ich will, dass du ihn mir sagst.”
„Rose. Rose Hathaway.”
„Kennen Sie Ihren Geburtstag?”
„Natürlich tue ich das. Warum fragen Sie mich so blödsinnige Sachen? Haben Sie meine Akte verloren?”
Dr. Olendzki stieß einen entnervten Seufzer aus und ging davon, wobei sie das nervende Licht mitnahm. „Ich denke, es ist alles in Ordnung mit ihr”, hörte ich sie zu jemandem sagen. „Ich will sie heute hierbehalten, nur um sicherzugehen, dass sie keine Gehirnerschütterung hat. Auf keinen Fall will ich sie auch nur in der Nähe Ihrer Wächterkurse sehen.”
Ich verbrachte den Tag damit, zu schlafen und wieder aufzuwa chen, weil Dr. Olendzki mich immer wieder weckte, um ihre Tests zu machen. Außerdem gab sie mir einen Eisbeutel und wies mich an, ihn mir aufs Gesicht zu drücken. Als der Unterrichtstag in der Akademie zu Ende war, fand sie, ich sei so weit wiederhergestellt, dass ich gehen konnte.
„Rose, Sie sollten eine Dauerkarte für die Krankenstation haben.” Auf ihren Zügen erschien ein schwaches Lächeln. „So, wie die Schüler mit chronischen Problemen wie Allergien oder Asthma; ich glaube nicht , dass ich irgendeinen anderen Schüler in einem so kurzen Zeitraum so oft hier gesehen habe.”
„Danke”, antwortete ich, wobei ich mir nicht ganz sicher war, ob ich diese Ehre wirklich wollte. „Also keine Gehirnerschütterung?”
Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Allerdings werden Sie Schmerzen haben. Dagegen werde ich Ihnen noch etwas geben, bevor ich Sie gehen lasse.” Ihr Lächeln verblasste, und plötzlich wirkte sie nervös. „Um ehrlich zu sein, Rose, ich denke, den größten Schaden hat Ihr Gesicht davongetragen.”
Ich schoss aus dem Bett. „Wie meinen Sie das, den größten Schaden hat mein Gesicht davongetragen?” Sie deutete auf den Spiegel über dem Waschbecken am anderen Ende des Raumes. Ich rannte hinüber und betrachtete mein Spiegelbild.
„Verflucht!” Der obere Teil meiner linken Gesichtshälfte war mit purpurroten Flecken übersät, insbesondere in der Nähe des Auges. Verzweifelt drehte ich mich zu ihr um. „Das wird bald weggehen, oder? Wenn ich das Eis
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