Vampire Academy 02 ● Blaues Blut
darüber aufregen würde. Warum musst du sie nur ständig provozieren? Warum kannst du nicht einfach Frieden mit ihr schließen?”
Ich fuhr hoch. „Frieden mit ihr schließen? Sie hat mir ein blaues Auge verpasst. Wahrscheinlich mit Absicht! Wie schließe ich mit so jemandem Frieden?”
Lissa schüttelte nur den Kopf und ging zum Spiegel, um ihr Make-up zu überprüfen. Die Gefühle, die durch unser Band kamen, waren Frustration und Ärger. Und im Hintergrund lauerte wohl auch ein wenig Erwartung. Jetzt, da ich meiner Wut Luft gemacht hatte, brachte ich die Geduld auf, sie aufmerksam zu betrachten. Sie trug eine lavendelfarbene Seidenbluse und einen knielangen schwarzen Rock. Ihr Haar besaß jene Art glatter Perfektion, die sich nur erzielen ließ, wenn man eine Stunde seines Lebens mit Föhn und Brenneisen darauf vergeudete.
„Du siehst gut aus. Was li egt an?”
Ihre Gefühle veränderten sich leicht, und ihr Ärger auf mich verblasste ein wenig. „Ich treffe mich gleich mit Christian.”
Ein paar Minuten lang war es mit Lissa und mir wie in alten Zeiten gewesen. Nur wir zwei, die herumlümmelten und redeten. Ihre Erwähnung Christians sowie die Erkenntnis, dass sie mich gleich seinetwegen verlassen würde, weckten dunkle Gefühle in meiner Brust .... Gefühle , bei denen es sich, wie ich widerstrebend zugeben musste, um Eifersucht handelte. Natürlich ließ ich mir nichts anmerken.
„Wow. Was hat er getan, um das zu verdienen? Waisen aus einem brennenden Gebäude gerettet? Wenn ja, solltest du dich besser davon überzeugen, dass er das Gebäude vorher nicht selbst in Brand gesteckt hat.” Christians Element war Feuer. Es passte zu ihm, da es das zerstörerischste aller Elemente ist.
Lachend wandte sie sich vom Spiegel ab und bemerkte, dass ich sachte mein geschwollenes Gesicht berührte. Ihr Lächeln nahm einen freundlichen Zug an.„So schlimm sieht es gar nicht aus.”
„Egal. Ich merke es übrigens, wenn du lügst. Und Dr. Olendzki sagt, dass es morgen am schlimmsten sein wird.” Ich legte mich wieder aufs Bett. „Wahrscheinlich gibt es auf der ganzen Welt nicht genug Concealer, um das zu verdecken, oder? Tasha und ich werden wohl etwas Geld für Masken a la Phantom der Oper investieren müssen.”
Sie seufzte und setzte sich neben mich aufs Bett. „Wirklich ein Jammer, dass ich es nicht einfach heilen kann.”
Ich lächelte. „Das wäre schön.” Der Zwang und das Charisma, die mit dem Element verknüpft waren, waren große Klasse, aber tatsächlich war das Heilen ihre coolste Fähigkeit. Die Palette von Dingen, die sie zu tun vermochte, war einfach umwerfend.
Auch Lissa dachte darüber nach, was das Element Geist bewirken konnte. „Ich wünschte, es gäbe eine andere Möglichkeit, das Element zu beherrschen .... eine Möglichkeit, die es mir trotzdem gestatten würde, Magie zu benutzen .... ”
„Ja”, sagte ich. Ich verstand ihren brennenden Wunsch, große Dinge zu tun und anderen zu helfen. Dieses Bedürfnis war mit Händen zu greifen. Verdammt, mir hätte es auch gefallen, wenn es nur eine Sekunde gedauert hätte, das Auge in Ordnung zu bringen, statt mehrere Tage. „Geht mir genauso.”
Sie seufzte abermals. „Und es ist nicht nur, dass ich wünschte, ich könnte heilen und andere Dinge mit Geist tun. Ich .... ich vermisse auch die Magie. Sie ist immer noch da; sie wird von den Tabletten nur unterdrückt. Sie brennt in mir. Sie will mich, und ich will sie. Aber zwischen uns ist eine Mauer. Du kannst dir das einfach nicht vorstellen.”
„Doch, das kann ich.” Es war die Wahrheit. Ich hatte nicht nur ein Gespür für ihre Gefühle, ich konnte manchmal auch regelrecht „in sie hineinschlüpfen”.
Es war schwer zu erklären und noch schwerer zu ertragen. Wenn das geschah, konnte ich buchstäblich mit ihren Augen sehen und gleichzeitig fühlen, was sie erlebte. Während dieser Zeiten war ich sie. Ich war viele Male in ihrem Kopf gewesen, während sie sich nach der Magie gesehnt hatte, und ich hatte das brennende Verlangen gespürt, von dem sie sprach. Sie wachte oft mitten in der Nacht auf und verzehrte sich nach der Macht, die ihr nicht länger zur Verfügung stand.
„Oh ja”, erwiderte sie kläglich. „Das vergesse ich manchmal.” Ein Gefühl von Bitterkeit erfüllte sie. Es war weniger gegen mich gerichtet als gegen die Ausweglosigkeit ihrer Situation. Wut flammte in ihr auf. Es gefiel ihr ebenso wenig, hilflos zu sein, wie es mir gefiel.
Der Ärger und die
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