Vampire Academy 02 ● Blaues Blut
wahrscheinlich den Rest meiner Ferien damit verbringen können, mich dort herumzulümmeln und absolut zufrieden zu sein. Aber schließlich wagten wir uns nach draußen, und sobald es mir gelang, Dimitri und meine Mutter aus meinen Gedanken zu verbannen, begann ich mich zu amüsieren. Es half, dass die Anlage so riesig war; die Gefahr, ihnen über den Weg zu laufen, war daher gering.
Zum ersten Mal seit Wochen war ich imstande, mich auf Mason zu konzentrieren und zu begreifen, wie viel Spaß ich mit ihm haben konnte. Außerdem bekam ich die Gelegenheit, mehr Zeit mit Lissa zu verbringen, was meine Laune noch weiter verbesserte.
Lissa, Christian, Mason und ich bildeten bald eine Art Quartett.
Wir verbrachten den ersten Tag fast ausschließlich mit Skilaufen, obwohl die beiden Moroi ein wenig Mühe hatten mitzuhalten. Wenn man bedachte, was Mason und ich in unseren Kursen bewältigten, hatten wir keine Angst davor, tollkühne Stunts auszuprobieren. Da uns ein ausgeprägtes Konkurrenzdenken beherrschte, überschlugen wir uns förmlich, um einander zu übertreffen.
„Ihr zwei fahrt ja wie die Selbstmörder”, bemerkte Christian irgendwann. Es war dunkel draußen, und Flutlichter auf hohen Masten beleuchteten sein verwundertes Gesicht.
Er und Lissa hatten am Fuß der Buckelpiste gewartet und zugesehen, wie Mason und ich dort mit halsbrecherischer Geschwindigkeit heruntergeschossen kamen. Ich hatte bei Dimitri genug Selbstbeherrschung und Urteilsvermögen gelernt, um zu wissen, dass das, was wir taten, gefährlich war, aber mein altes Ich hieß diese Verwegenheit begeistert willkommen. Dieser dunkle Zug zur Rebellion hielt mich anscheinend immer noch in seinen Fängen.
Mason grinste, als wir schlitternd zum Stehen kamen und der Schnee um uns herum aufstob. „Nein, das war nur eine Aufwärm übung. Ich meine, Rose hat es die ganze Zeit geschafft, mit mir mitzuhalten. Kinderkram.”
Lissa schüttelte den Kopf. „Treibt ihr beide es nicht ein wenig zu weit?”
Mason und ich sahen einander an. „Nein.”
Sie schüttelte abermals den Kopf. „Also, wir gehen rein. Versucht euch nicht umzubringen.”
Sie und Christian verschwanden, Arm in Arm. Ich sah ihnen nach, dann drehte ich mich wieder zu Mason um. „Ich kann noch eine Weile mithalten. Und du?”
„Absolut.” Wir fuhren mit dem Lift zurück auf den Gipfel. Als wir gerade hinunterfahren wollten, streckte Mason die Hand aus.
„Okay, wie wär’s damit? Bis zu diesen Buckeln, dann ein Sprung über den Grat dort, Spitzkehre zurück, um die Bäume herum und bis dort unten hinunter.”
Er deutete auf einen Zickzackkurs, der uns über die steilsten Hänge hinabführen würde. Ich runzelte die Stirn. „Das ist Irrsinn, Mase.”
„Ah”, sagte er triumphierend. „Endlich gibt sie klein bei.”
Ich funkelte ihn an. „Tut sie nicht.” Nach einer zweiten Musterung seiner verrückten Route gab ich nach. „Okay. Tun wir’s.”
Er hob die Hand. „Du zuerst.”
Ich holte tief Luft und sprang los. Meine Skier glitten mühelo s über den Schnee, stechender W ind peitschte mir ins Gesicht. Den ersten Sprung nahm ich sauber und präzise, aber auf dem nächsten Teilstück wurde mir klar, wie gefährlich diese Abfahrt wirklich war. In diesem Sekundenbruchteil musste ich eine Entscheidung treffen. Wenn ich es nicht tat, würde mir Mason bis in alle Ewigkeit damit in den Ohren liegen - und ich wollte ihn wirklich vorführen. Wenn ich es tatsächlich schaffte, konnte ich mir meiner Bewunderungswürdigkeit ziemlich sicher sein. Aber wenn ich es versuchte und es vermasselte .... konnte ich mir ebenso gut den Hals brechen.
Irgendwo in meinem Kopf begann eine Stimme, die verdächtig wie die von Dimitri klang, über kluge Entscheidungen zu palavern und über die Notwendigkeit zu lernen, wann man besser Zurückhaltung an den Tag legte.
Ich beschloss, diese Stimme zu ignorieren, und nahm die Sache in Angriff.
Diese Strecke war genauso riskant, wie ich befürchtet hatte, aber ich bewältigte die Abfahrt fehlerlos, eine irrsinnige Kehre nach der anderen. Jedes Mal wirbelte Schnee um mich herum auf. Als ich sicher unten angelangt war, blickte ich auf und sah Mason wild gestikulieren, Ich konnte weder seine Miene noch seine Worte deuten, hatte aber eine klare Vorstellung von seinem Applaus. Ich winkte zurück und wartete darauf, dass er meinem Beispiel folgte.
Aber das tat er nicht. Denn als Mason etwa die Hälfte der Strecke hinter sich hatte, schaffte er einen der
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