Vampire Academy 02 ● Blaues Blut
Sprünge nicht. Seine Skier verhedderten sich, seine Beine verdrehten sich. Und er stürzte.
Ich erreichte ihn ungefähr zur gleichen Zeit wie das Personal der Nobelherberge. Zur allgemeinen Erleichterung hatte Mason sich weder den Hals noch sonst irgendwas gebrochen. Sein Knöchel schien jedoch übel verstaucht zu sein, was seine Skiausflüge für den Rest des Urlaubs wahrscheinlich erheblich einschränken würde.
Eine der Skilehrerinnen, die die Hänge überwachten, kam mit zornigem Gesicht herbeigelaufen.
„Was habt ihr Kinder euch bloß dabei gedacht?”, rief sie. Sie fiel über mich her. „Ich konnte es nicht glauben, dass Sie sich auf diese idiotische Abfahrt eingelassen haben!” Als Nächstes spießte sie Mason mit ihren Blicken auf. „Und Ihnen ist wohl nichts Besseres eingefallen, als es ihr nachzumachen!”
Ich wollte einwenden, dass das Ganze seine Idee gewesen sei, aber es spielte mittlerweile sowieso keine Rolle mehr, wer die Schuld daran trug. Ich war nur froh, dass es ihm gut ging. Aber als wir alle hineingingen, nagte das schlechte Gewissen an mir. Ich war tatsächlich verantwortungslos gewesen. Was, wenn er sich ernsthaft verletzt hätte?
Horrorvisionen tanzten durch meine Gedanken. Mason mit gebrochenem Bein .... mit gebrochenem Hals .... . Was hatte ich mir bloß dabei gedacht? Niemand hatte mich dazu gezwungen, diese Abfahrt zu wagen. Mason hatte es vorgeschlagen .... aber ich hatte mich nicht dagegen gewehrt. Gott allein wusste, ob das irgendwas gebracht hätte. Ich hätte vermutlich ein wenig Spott ertragen müssen, aber Mason war so verrückt nach mir, dass weibliche Ränkediesem Wahnsinn wahrscheinlich einen Riegel vorgeschoben hätten. Ich hatte mich mitreißen lassen von der Aufregung und dem Risiko-geradeso wie in dem Moment, als ich Dimitri geküsst hatte - und dabei nicht hinreichend über die Konsequenzen nachgedacht, denn insgeheim lauerte in mir noch immer das gleiche impulsive Verlangen nach Wildheit. Für Mason galt offenbar das Gleiche, und wir stachelten einander gegenseitig auf.
Die mentale Stimme Dimitris tadelte mich abermals.
Nachdem Mason sicher in die Herberge zurückgebracht worden war und sein Knöchel mit Eis gekühlt wurde, brachte ich unsere Ausrüstung wieder ins Magazin in einem kleinen Blockhaus. Zurück wollte ich durch einen Eingang, den ich normalerweise nicht benutzte.
Er öffnete sich auf eine riesige, offene Veranda mit kunstvollem Holzgeländer, die direkt am Hang lag und einen atemberaubenden Blick auf die Gipfel und Täler um uns herum bot - falls einem danach zumute war, lange genug in eisigen Temperaturen draußen zu stehen, um die Aussicht zu bewundern. Was bei den meisten von uns jedoch nicht der Fall war.
Ich ging die Stufen zu der Veranda hinauf und stampfte mir dabei den Schnee von den Stiefeln. Ein schwerer Duft, gleichzeitig würzig und süß, hing in der Luft. Etwas daran kam mir bekannt vor, aber bevor ich den Duft identifizieren konnte, sprach mich plötzlich jemand aus der Dunkelheit an.
„He, kleiner Dhampir.”
Erschrocken wurde mir bewusst, dass tatsächlich jemand auf der Veranda stand. Ein Mann - ein Moroi - lehnte nicht weit von der Tür entfernt an der Wand. Jetzt hielt er sich eine Zigarette an die Lippen, nahm einen langen Zug und warf sie dann auf den Boden. Er trat die Kippe aus und bedachte mich mit einem schiefen Lächeln. Das war der Duft, begriff ich. Nelkenzigaretten.
Ich blieb wachsam stehen und verschränkte die Arme vor der Brust, während ich ihn musterte. Er war ein wenig kleiner als Dimitri, aber nicht so schlaksig wie einige andere Moroi-Männer. Ein langer, kohlenschwarzer Mantel - wahrscheinlich aus einer idiotisch teuren Kaschmir-Wolle-Mischung gefertigt - schmiegte sich außerordentlich gut um seinen Körper, und die Lederschuhe, die er trug, ließen auf noch mehr Geld schließen. Er hatte braunes Haar, das so aussah, als sei es mit Absicht so gestylt worden, dass es ein wenig ungepflegt wirkte, und seine Augen waren entweder blau oder grün - es war zu dunkel, als dass ich mir dessen hätte sicher sein können. Er hatte ein hübsches Gesicht, wie es schien, und ich schätzte, dass er einige Jahre älter war als ich. Er sah aus, als sei er soeben von einer Dinnerparty gekommen.
„Ja?”, fragte ich.
Er ließ den Blick über meinen Körper wandern. Ich war an Aufmerksamkeit von Moroi-Männern gewöhnt. Nur dass sie im Allgemeinen nicht so offenkundig war. Und im Allgemeinen war ich auch nicht dick
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