Vampire Academy 02 ● Blaues Blut
Ärger einhandeln.”
„Ich habe bereits Ärger!” Er zeigte auf den Wächter. „Er hat mein Gesicht gesehen. Ich bin so oder so dran, also kann ich dir auch helfen, die anderen zurückzuholen. Führ dich ausnahmsweise mal nicht wie eine Oberzicke auf.”
Wir eilten davon, und ich warf einen letzten schuldbewussten Blick auf den Wächter. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich nicht hart genug zugeschlagen hatte, um echten Schaden anzurichten, und da die Sonne herauskam, würde er wohl auch nicht erfrieren.
Nachdem wir etwa fünf Minuten lang über den Highway marschiert waren, wusste ich, dass wir ein Problem hatten. Obwohl er gut vermummt war und eine Sonnenbrille trug, verlangte die Sonne ihren Tribut von Christian. Das verlangsamte unser Fortkommen, und es würde nicht lange dauern, bis jemand den Wächter am Tor finden und uns folgen würde.
Hinter uns erschien ein Wagen - keiner der Wagen von der Akademie -, und ich traf eine Entscheidung. Ich billigte Fahren per Anhalter nicht im Mindesten. Selbst jemand wie ich wusste, wie gefährlich das war. Aber wir mussten schnell in die Stadt, und ich betete, dass Christian und ich mit allem fertig werden konnten, was wir in dem Auto vorfinden würden.
Als der Wagen am Straßenrand hielt, stellte sich glücklicherweise heraus, dass nur ein Ehepaar in mittleren Jahren darin saß. Die beiden wirkten eher besorgt als sonst irgendetwas. „Ist mit euch alles in Ordnung?”
Ich deutete mit dem Daumen hinter mich. „Unser Wagen ist von der Straße gerutscht. Können Sie uns in die Stadt mitnehmen, damit ich meinen Dad anrufen kann?”
Es funktionierte. Fünfzehn Minuten später setzten sie uns an einer Tankstelle ab. Ich hatte sogar Mühe, sie loszuwerden, weil sie uns so gern helfen wollten. Zu guter Letzt konnten wir sie davon überzeugen, dass wir allein zurechtkommen würden, und wir gingen die paar Häuserblocks bis zur Bushaltestelle. Wie ich vermutet hatte, war diese Stadt kein großer Verkehrsknotenpunkt. Es gab drei Buslinien: zwei, die zu anderen Skiorten führten, und eine nach Lowston, Idaho.
Von Lowston aus hatte man Anschluss an weitere Verbindungen.
Ich hatte halb gehofft, dass wir Mason und die anderen erwischen würden, bevor ihr Bus kam. Dann hätten wir sie ohne Schwierigkeiten zurückschleppen können. Unglücklicherweise war keine Spur von ihnen zu entdecken. Die gut gelaunte Frau an der Theke wusste genau, von wem wir sprachen. Sie bestätigte, dass alle drei Fahrscheine nach Spokane via Lowston gekauft hatten.
„Verdammt”, sagte ich. Die Frau zog angesichts des Kraftausdrucks die Augenbrauen hoch. Ich drehte mich zu Christian um. „Hast du Geld für den Bus?”
Christian und ich sprachen unterwegs nicht viel, abgesehen davon, dass ich ihm erklärte, dass er sich wegen Lissa und Adrian wie ein Idiot benommen hatte. Als wir Lowston erreichten, hatte ich ihn endlich überzeugt, was ein kleineres Wunder war. Den Rest des Weges bis nach Spokane schlief er, aber ich bekam kein Auge zu. Ich dachte nur immer wieder und wieder, dass dies alles meine Schuld war.
Als wir Spokane erreichten, war es später Nachmittag. Wir mussten einige Leute fragen, aber schließlich fanden wir jemanden, der das Einkaufszentrum kannte, das Dimitri erwähnt hatte. Es war weit entfernt von der Bushaltestelle, ließ sich aber trotzdem gut zu Fuß erreichen. Nach fast fünf Stunden im Bus waren meine Beine steif, und ich wollte mich bewegen. Bis Sonnenuntergang dauerte es noch eine Weile, aber die Sonne stand tiefer am Himmel und war jetzt für Vampire weniger schädlich, sodass auch Christian nichts gegen den Fußweg einzuwenden hatte.
Und wie so oft, wenn ich mich in einer ruhigen Umgebung befand, zog mich etwas in Lissas Kopf hinein. Ich gab dem Sog bereitwillig nach, weil ich wissen wollte, was in der Herberge los war. „Ich weiß, dass Sie sie beschützen wollen, aber wir müssen wissen, wo sie sind.”
Lissa saß auf dem Bett in unserem Zimmer, während Dimitri und meine Mom sie wütend von oben herab anstarrten. Es war Dimitri, der gesprochen hatte. Ich fand es interessant, ihn durch ihre Augen zu sehen. Sie empfand Zuneigung und Respekt für ihn, ganz anders als die intensive Gefühlsachterbahn, die ich jedes Mal durchmachte.
„Ich hab es Ihnen schon gesagt”, erwiderte Lissa, „ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, was passiert ist.”
Frustration und Angst um uns brannten in ihr. Es machte mich traurig, sie so ängstlich zu sehen, aber gleichzeitig
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