Vampire Academy 02 ● Blaues Blut
fesselten sie jedem von uns die Hände hinterm Rücken mit Kabelbindern aus Plastik, die sich zusammenzogen und genauso gut hielten wie alles, was aus Metall gemacht war.
Danach herrschte Schweigen. Die Männer tuschelten gelegentlich miteinander, sprachen aber zu leise, als dass wir sie hören konnten.
Christian und Mia mochten in der Lage gewesen sein, die Worte zu verstehen, aber sie waren nicht in der Position, mit uns anderen in Verbindung zu treten. Mia wirkte genauso verängstigt wie draußen auf der Straße, und während Christians Furcht schnell seinem typischen, hochmütigen Arger gewichen war, wagte nicht einmal er es, sich in der Nähe der Wachen gehen zu lassen.
Ich war dankbar für Christians Selbstbeherrschung. Ich bezweifelte nicht, dass jeder dieser Männer ihn schlagen würde, wenn er sich danebenbenahm, und weder ich noch die anderen Novizen waren in der Lage, sie aufzuhalten. Das war es, was mich wirklich verrückt machte.
Der Instinkt, Moroi zu beschützen, war so tief verwurzelt, dass ich mir nicht einmal die Zeit nahm, mir um mich selbst Sorgen zu machen. Meine Konzentration galt Christian und Mia. Sie waren diejenigen, die ich aus diesem Schlamassel herausbringen musste.
Und wie war es überhaupt dazu gekommen? Wer waren diese Männer? Das war mir ein Rätsel. Sie waren Menschen, aber ich glaubte keine Sekunde lang, dass eine Gruppe von Dhampiren und Moroi zufällig entführt worden war. Man hatte uns aus einem bestimmten Grund ausgesucht.
Die Männer machten keinen Versuch, uns Augenbinden anzulegen oder unsere Route verborgen zu halten, was ich als schlechtes Zeichen wertete. Dachten sie, dass wir die Stadt nicht gut genug kannten, um den Weg zurückzufinden? Oder spielte es ihrer Meinung nach keine Rolle, da wir den Ort, an den sie uns brachten, ohnehin nicht wieder verlassen würden? Ich bekam nur mit, dass wir uns aus dem Stadtzentrum entfernten und einem eher am Rande gelegenen Bereich der Stadt entgegenfuhren. Spokane war genauso langweilig, wie ich es mir vorgestellt hatte. Wo kein unberührter Schnee lag, säumten matschige, graue Pfützen die Straßen, und die Rasenflächen waren schmutzig.
Es gab auch erheblich weniger Tannen, als ich es gewohnt war. Die dürren, blattlosen Laubbäume hier wirkten im Vergleich dazu wie magere Gerippe. Sie verstärkten nur die Ahnung des bevorstehenden Verhängnisses.
Ich hatte den Eindruck, dass wir weniger als eine Stunde gefahren waren, als der Wagen in eine ruhige Sackgasse einbog und wir vor einem sehr gewöhnlichen - aber großen - Haus hielten. Andere Häuser - identisch, wie es in Vororten häufig der Fall ist - standen in der Nähe, was mir Hoffnung machte. Vielleicht konnten wir Hilfe von den Nachbarn bekommen.
Wir fuhren in die Garage, und sobald die Tür wieder herunter-gelassen war, führten die Männer uns ins Haus. Im Innern wirkte es interessanter. Sofas und Sessel mit Klauenfüßen. Alles Antiquitäten. Ein großes Salzwasseraquarium. Über dem Kamin gekreuzte Schwerter. Eins von diesen blödsinnigen modernen Gemälden, das aus einigen auf die Leinwand gespritzten Linien bestand.
Die Schwerter hätte ich mir gern genauer angesehen, aber das Erdgeschoss war nicht unser Bestimmungsort. Stattdessen wurden wir eine schmale Treppe hinuntergeführt, in einen Keller, der genauso groß war wie das Erdgeschoss. Nur dass der Keller im Gegensatz zur oberen Etage in eine Reihe von Fluren und geschlossenen Türen unterteilt war. Es war wie ein Rattenlabyrinth. Die Männer führten uns ohne Zögern in einen kleinen Raum mit einem Betonboden und ungestrichenen Wänden.
Die Möbel dort bestanden aus einigen sehr unbequem aussehenden Holzstühlen mit Querstreben als Rückenlehnen - Stühlen, die eine günstige Gelegenheit boten, um unsere Hände erneut zu fesseln. Die Männer platzierten uns so, dass Mia und Christian auf einer Seite des Raumes saßen und wir Dhampire auf der anderen. Ein Mann - anscheinend der Anführer - sah aufmerksam zu, während seine Handlanger Eddie mit neuen Kabelbindern die Hände fesselten.
„Das sind diejenigen, die ihr besonders im Auge behalten müsst”, warnte er sie und deutete mit dem Kopf auf uns. „Sie werden sich wehren.” Sein Blick glitt zuerst über Eddies Gesicht, dann über Masons und schließlich über meins. Der Mann und ich sahen uns sekundenlang in die Augen, und ich setzte eine betont finstere Miene auf. Dann schaute er wieder zu seinem Spießgesellen hinüber. „Behalte vor allem sie im
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