Vampire Academy 02 ● Blaues Blut
sind?” Es war eine unfaire Frage, da ich offensichtlich ebenfalls nicht darauf achtgegeben hatte, aber mein Ärger machte mich unvernünftig.
Mason betrachtete mich einige Sekunden lang, dann streckte er die Hand aus. „Dort entlang.”
Wir machten kehrt und entschieden uns für eine schmale Straße zwischen zwei Gebäuden. Ich glaubte nicht, dass wir in der richtigen Richtung unterwegs waren, aber ich hatte auch keine bessere Idee. Außerdem wollte ich nicht länger herumstehen und diskutieren.
Wir waren noch nicht sehr weit gekommen, als ich das Geräusch eines Motors und quietschende Reifen hörte. Mia ging mitten auf der Straße, und meine Konditionierung, Moroi zu beschützen, griff, bevor ich erkannte, was da auf uns zukam. Ich packte sie, riss sie von der Straße und drückte sie gegen eine der Hausmauern. Die Jungen waren von allein in Deckung gegangen.
Ein großer, grauer Lieferwagen mit getönten Scheiben war um die Ecke gebogen und raste in unsere Richtung. Wir pressten uns flach an die Mauer und warteten darauf, dass er uns passierte.
Aber das tat er nicht.
Der Wagen blieb mit kreischenden Bremsen unmittelbar vor uns stehen, und die Türen glitten auf. Drei große Männer sprangen heraus, und wieder reagierte ich instinktiv. Ich hatte keinen Schimmer, wer sie waren oder was sie wollten, aber sie waren offenkundig nicht freundlich gesinnt. Und mehr musste ich nicht wissen.
Einer von ihnen ging auf Christian los, und ich versetzte ihm einen Boxhieb. Der Mann taumelte kaum, war aber offensichtlich überrascht, meinen Schlag überhaupt gespürt zu haben. Wahrscheinlich hatte er nicht erwartet, dass eine so kleine Person wie ich eine große Bedrohung darstellen konnte. Ohne auf Christian zu achten, kam er auf mich zu. Am Rande meines Gesichtsfelds sah ich, dass Mason und Eddie sich den beiden anderen entgegenstellten. Mason hatte tatsächlich seinen gestohlenen Silberpflock herausgezogen. Mia und Christian standen wie angewurzelt da.
Unsere Angreifer setzten offensichtlich lieber auf Masse als auf Klasse. Sie hatten nicht die gleiche Ausbildung wie wir in offensiven und defensiven Techniken. Außerdem waren sie Menschen, und wir besaßen Dhampir-Stärke. Unglücklicherweise kämpften wir mit dem Rücken zur Wand. Wir konnten nirgendwohin zurückweichen. Und, wichtiger noch, wir hatten etwas zu verlieren.
Wie Mia.
Der Mann, der mit Mason kämpfte, schien das zu begreifen. Er trat von Mason weg und packte stattdessen Mia. Ich sah das Aufblitzen seiner Waffe kaum, bevor er den Lauf an ihren Hals drückte. Im nächsten Moment ließ ich von meinem eigenen Gegner ab und brüllte Eddie zu, er solle aufhören. Wir waren alle dazu ausgebildet worden, sofort auf derartige Befehle zu reagieren, und er brach seinen Angriff ab und schaute mich fragend an. Als er Mia sah, erbleichte er.
Ich wünschte mir nichts mehr, als weiter auf diese Männer einzudreschen - wer immer sie waren -, aber ich konnte nicht riskieren, dass dieser Kerl Mia etwas antat. Und er wusste es. Er musste die Drohung nicht einmal aussprechen. Er war ein Mensch, aber er wusste genug über uns, um sich darüber im Klaren zu sein, dass wir alles daransetzen würden, um die Moroi zu schützen. Uns Novizen wurde von Kindesbeinen an ein Satz eingeschärft: Nur sie zählen.
Alle hielten inne und blickten zwischen dem Mann und mir hin und her. Anscheinend waren wir hier die anerkannten Anführer. „Was wollen Sie?”, fragte ich schroff.
Der Mann bohrte seine Waffe tiefer in Mias Hals, und sie wimmerte. Trotz all ihres Geredes über das Kämpfen war sie kleiner als ich und nicht annähernd so stark. Und sie war zu verängstigt, um sich zu bewegen.
Der Mann deutete mit dem Kopf auf die offene Tür des Lieferwagens. „Ich will, dass ihr einsteigt. Und versucht erst gar keine Mätzchen. Wenn doch, ist sie erledigt.” Ich schaute zu Mia hinüber, zu dem Wagen, zu meinen anderen Freunden und dann wieder zurück zu dem Mann. Scheiße.
Ich hasse es, machtlos zu sein. Und ich hasse es, mich kampflos zu ergeben. Was sich draußen in der Gasse abgespielt hatte, war kein richtiger Kampf gewesen. Wenn er es gewesen wäre - wenn ich mit Schlägen zur Kapitulation gezwungen worden wäre .... das hätte ich vielleicht akzeptieren können. Vielleicht. Aber ich war nicht geschlagen worden.
Ich hatte mir kaum die Hände schmutzig gemacht. Stattdessen war ich still und leise mitgegangen.
Sobald sie uns auf dem Boden des Lieferwagens sitzen hatten,
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