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Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande

Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande

Titel: Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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gewesen, also sollten ja auch ganz selbstverständlich meine Fingerabdrücke darauf zu finden sein. Was allerdings niemand für relevant zu halten schien.
    Ich seufzte abermals und zog einen zerknitterten Fetzen Papier aus der Tasche. Meine einzige Lektüre. Ich hielt ihn fest in der Hand, denn ich brauchte eigentlich keinen Blick mehr auf die Worte zu werfen. Ich hatte sie schon lange auswendig gelernt. Der Inhalt des Briefes ließ mich an dem zweifeln, was ich über Tatiana gewusst hatte. Er ließ mich überhaupt an vielen Dingen zweifeln.
    Allmählich an meiner eigenen Umgebung irre werdend, glitt ich aus der Zelle hinüber in die Umgebung einer anderen Frau: die meiner besten Freundin Lissa. Lissa war eine Moroi, und wir teilten ein übersinnliches Band, das mir erlaubte, in ihren Geist einzutreten und die Welt mit ihren Augen zu sehen. Alle Moroi verfügten über irgendeine Art von Elementarmagie. Lissas Magie war Geist, ein Element, das an übersinnliche und heilende Kräfte gebunden war. Unter den Moroi, die normalerweise handfestere Elemente verwendeten, geschah dies selten, und wir verstanden kaum, wozu Geist imstande war: Er zeigte schier unglaubliche Fähigkeiten. Mit Geist hatte sie mich vor einigen Jahren von den Toten zurückgeholt, und das hatte dann unser Band geschmiedet.
    Der Eintritt in ihr Bewusstsein befreite mich aus meinem Käfig, war bei meinem Problem jedoch keine große Hilfe. Seit der Anhörung, bei der alle Beweise gegen mich vorgelegt worden waren, hatte Lissa alles darangesetzt, meine Unschuld zu beweisen. Mein Pflock, der für den Mord benutzt worden war, hatte nur den Anfang gemacht. Meine Gegner waren schnell dazu übergegangen, alle Beteiligten an meine Aversion gegen die Königin zu erinnern. Und sie hatten auch einen Zeugen aufgetrieben, der aussagte, wo ich während des Mordes gewesen war. So hatte ich kein Alibi mehr. Der Rat war zu dem Schluss gekommen, dass genug Beweise vorlagen, um mir richtiggehend den Prozess zu machen – der selbstverständlich mit meiner Verurteilung enden sollte.
    Lissa hatte noch verzweifelt versucht, die Leute davon zu überzeugen, dass ich hereingelegt worden war. Trotz all ihrer Bemühungen fand sie jedoch niemanden, der ihr zuhören wollte, denn der gesamte Königshof war mit den Vorbereitungen für Tatianas aufwendiges Begräbnis vollauf beschäftigt. Der Tod eines Monarchen bedeutete eine große Sache. Moroi und Dhampire – Halbvampire wie ich –, die aus allen Ecken und Enden der Welt kamen, wollten sich das Spektakel nicht entgehen lassen. Speisen, Blumen, Dekorationen, sogar Musiker.... also das volle Programm. Wenn Tatiana geheiratet hätte, wäre das Ereignis wohl kaum so aufwendig ausgefallen. Bei all dem hektischen Treiben interessierte sich im Augenblick niemand für mich. Für die meisten Leute saß ich sicher hinter Schloss und Riegel und konnte kaum noch einmal töten. Tatianas Mörderin war gefunden, der Gerechtigkeit also Genüge getan worden. Der Fall schien abgeschlossen.
    Bevor ich ein klares Bild von Lissas Umgebung bekommen konnte, riss mich ein Aufruhr im Gefängnis in meinen eigenen Kopf zurück. Jemand musste den Zellenbereich betreten haben und sprach nun mit den Wachen; er bat darum, mich besuchen zu dürfen. Es war mein erster Besucher seit Tagen. Mein Herz hämmerte, und ich sprang zu den Gitterstäben hin, in der Hoffnung, es wäre jemand, der mir sagen werde, dass alles nur ein schreckliches Versehen gewesen sei.
    Mein Besucher war allerdings nicht ganz derjenige, den ich erwartet hatte.
    „Der alte Herr“, sagte ich müde. „Was machst du denn hier?“
    Vor mir stand Abe Mazur. Wie immer bot er einen unvergesslichen Anblick. Es war Hochsommer – heiß und feucht, mitten im ländlichen Pennsylvania. Was ihn jedoch keineswegs daran hinderte, sich voll in Schale zu werfen. Ein perfekt geschnittener, auffälliger Anzug mit einer leuchtend purpurfarbenen Seidenkrawatte und einem dazu passenden Tuch, das mir ein bisschen des Guten zu viel erschien. Goldschmuck blitzte auf seiner kräftig getönten Haut, und offenbar hatte er sich gerade erst seinen kurzen schwarzen Bart gestutzt. Abe war ein Moroi, und obwohl er kein Royal war, also kein Angehöriger der Familien, die königswürdig waren, besaß er doch so viel Einfluss, dass er einer hätte sein können.
    Zufällig war er auch mein Vater.
    „Ich bin dein Anwalt“, sagte er gutgelaunt. „Ich bin natürlich hergekommen, um dir juristischen Rat zu erteilen.“
    „Du

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