Vampire City
meinem Geburtstag würden sie wieder da sein.
„Wenn es dir nicht gut geht, lass es uns wissen, bitte versprich mir das“, bat sie mich, während wir uns in den Armen lagen. „Wir lassen alles stehen und liegen.“
„Ich verspreche es.“
Wir lösten uns voneinander und standen auf.
„Du wirst in den nächsten zwei Wochen viel lernen und eine Menge über deine Familie erfahren. Der Orden möchte, dass du nicht abgelenkt wirst, denn es ist wichtig im Falle einer Verwandlung zu wissen, was auf dich zukommt. Ich wünschte, dass ich bei dir sein und diese Bürde abnehmen könnte.“
Meine Mom umarmte mich wieder fest.
„Werde ich danach noch dieselbe sein, Mama?“
„Ich würde dich anlügen, wenn ich sagen würde, ja. Ich weiß es einfach nicht. Auch wenn deine Mutter die Königin war, muss das nicht heißen, dass du wirklich die Wandlung vollziehst.“
„Aber falls nicht, würde es keine Königin mehr geben, oder? Sie wäre mit Lana ausgestorben, oder?“
„Das weiß ich nicht, mein Schatz.“
Tränenreich verabschiedete ich mich von meinen Eltern. Mein Vater wollte mich gar nicht mehr loslassen. Auch wenn mir die Erklärungen noch lange nicht reichten und ich noch mehr neben mir stand als sonst schon, war ich froh, wieder allein zu sein. Ich sah hinaus auf den Nebel, der zwischen den Häusern herumschlich. Mein Gedankenkarussell drehte sich so schnell, dass mir schlecht wurde. Ich taumelte zu meinem Bett und legte mich mit angezogenen Knien auf die Seite.
Vampire…dieses Wort hallte ununterbrochen in mir. Sie konnten sich dematerialisieren, wenn auch nur in kurzen Entfernungen, sie wurden zu Rauch, sie waren starke Krieger, die mich beschützten, und ich würde eventuell bald eine von ihnen sein. Und sie anführen…Wie irrsinnig war das eigentlich?
Ich, die Bücherschnecke, die so weit abseits von dem pulsierenden Strom des Lebens existierte. Ausgerechnet ich. Wenn ich die Wandlung durchmachte, würde ich dann noch meine Eltern erkennen? Würde ich sie beißen wollen? Mir fielen Rafaels Worte ein. Nur die Dunklen überfielen Menschen und töteten sie sogar. Wenn sie die Chance hätten, sich auch über ganz normale Blutspenden ernähren zu können, würden sie das tun? Ich musste unbedingt Brandon fragen und überlegte, ob ich zu ihm gehen sollte. Eben wollte ich noch für mich sein, und nun fiel mir schon wieder die Decke auf den Kopf. Dabei hatten sich schon wieder massig Fragen in meinem Kopf gebildet.
Entschlossen trat ich aus meinem Zimmer und klopfte schräg gegenüber an die Tür. Hoffentlich war es die Richtige. Ich hatte Glück. Brandon öffnete und sah mich mit undefinierbarem Blick an. Seine Haare fielen ihm in die Stirn, das Grau seiner Augen sah aus wie Quecksilber. Blood kam auf mich zugelaufen, was ich mit ein paar Streicheleinheiten quittierte.
Brandon sagte nichts, ging zur Seite und ließ mich eintreten. Der Raum war in einem matten Hellblau gestrichen, etwas unaufgeräumt und wies die gleichen Möbelstücke auf wie bei mir auch. Überall lagen CD’s und Bücher herum, Klamotten auf dem achtlos gemachten Bett und auf dem Boden. Eine große Stereoanlage stand auf dem Schreibtisch, daneben lag ein Laptop.
Brandon betrachtete mich stumm, während ich sein Zimmer in mich aufnahm. Gerade wollte ich neugierig seine Bücher beäugen, als er mich ansprach.
„Willst du gar nichts sagen?“
Ich drehte mich zu ihm um.
„Was erwartest du denn?“
„Ich müsste jetzt fragen: Wie geht es dir? Daraufhin antwortest du: Total beschissen! Ich kann das alles gar nicht glauben.“
Was war er? Ein verdammter Psychologe? Hatte er denn gar kein Mitleid? Wo war der verständnisvolle Brandon geblieben, der mich sicher aus dem Motel herausgebracht hatte?
„Dann hast du doch schon deine Antwort.“
Ich zuckte mit den Schultern.
„Du bist also nicht ausgeflippt?“
„Sagen wir so: Ich war kurz davor. Der Zusammenbruch kommt sicher heute Nacht, wenn ich allein bin.“
„Du kannst Blood mit zu dir nehmen, wenn du willst.“
Ich schaute den Rottweiler an, der gerade mit voller Innbrunst auf einem Plüschtier herumknabberte. Lange würde das Ding nicht mehr überleben.
„Ich glaube, er würde nicht still liegen bleiben können und nach dir winseln. Aber danke für das Angebot.“
Seltsam, dieser Kerl, nein Vampir! Vampir! Ich wurde nicht aus ihm schlau. Ich hätte wahnsinnig gern seine Eckzähne gesehen. Ich wettete, dass er ziemlich sexy damit aussah.
Boah, Virginia! Was haben sie
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