Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Nur ein Trop
kosten würde.
Epilog
Seit ich kein menschliches Blut mehr trinke, gelingt es mir noch besser, binnen eines Augenblicks an der Geschwindigkeit eines Pulses zu erkennen, ob ein Mensch traurig oder verärgert oder verliebt ist, wenn ich seinem Herzschlag lausche. Nicht, dass ich mich viel in der Nähe von Menschen aufhielte. Seit ich New Orleans verlassen habe, bin ich wahrhaft ein Geschöpf der Nacht geworden, schlafe während des Tages und wage mich nur dann in die Außenwelt hinaus, wenn die Menschen in tiefem und festem Schlummer sicher in ihren Betten liegen. Aber gelegentlich höre ich einen sich beschleunigenden Herzschlag und weiß, dass jemand aus einem Fenster klettert oder sich zu einer Tür hinausschleicht, um sich mit einem geliebten Menschen zu treffen und einige Augenblicke der Intimität zu genießen.
Das ist für mich noch immer das schlimmste Geräusch. Wann immer ich es höre, werde ich an Callie erinnert, an ihr flatterndes Herz und ihr flüchtiges Lächeln. Daran, wie lebendig sie war und daran, dass sie keine Angst davor hatte, mich zu lieben, trotz meiner wahren Natur. Wenn ich jetzt an unseren Fluchtplan denke, kann ich nicht umhin, voller Bitterkeit über mich selbst zu lachen – dass ich jemals an diese Möglichkeit geglaubt hatte. Es war der gleiche törichte Fehler wie bei meiner Liebe zu Katherine: der Glaube, dass Menschen und Vampire einander lieben könnten, dass die Unterschiede eine leicht zu überwindende Kleinigkeit seien. Aber ein drittes Mal werde ich nicht in diese Falle tappen. Wann immer Vampire und Menschen es gewagt haben, einander zu lieben, führte dies zu Tod und Zerstörung. Und ich habe genug Blut an den Händen für eine ganze Ewigkeit.
Ich werde wohl niemals erfahren, wie viel Schaden Damon in der Welt da draußen anrichtet. Manchmal lese ich einen Zeitungsartikel oder fange Gesprächsfetzen über einen mysteriösen Todesfall auf, und dann denke ich sofort an meinen Bruder. Ich lausche auf ihn, warte nur darauf, ihn auf seine höhnische Art » Bruder« sagen zu hören.
Aber im Wesentlichen lausche ich auf mich selbst. Je länger ich von Tierblut lebe und im Wald gelegentlich ein Eichhörnchen oder einen Fuchs töte, desto stärker schwindet meine Macht – jetzt ist sie nur noch ein leises Summen im Hintergrund meines Wesens. Ohne Macht fehlt mir zwar das elektrisierende Gefühl von Lebendigkeit, aber zugleich lastet auch die Schuld, die ich für den Rest meiner Existenz tragen werde, nicht mehr ganz so schwer auf meinen Schultern. Es ist ein Tauschhandel, einer von vielen, die ich bis jetzt einzugehen lernte, und einer von vielen weiteren, die ich in der Ewigkeit, die sich vor mir erstreckt, werde eingehen müssen.
Ich habe das Gelübde abgelegt, immer in Bewegung zu bleiben, niemals zu lange an einem einzigen Ort zu bleiben oder irgendjemandem zu nahe zu kommen. Das ist die einzige Möglichkeit zu verhindern, dass ich Schaden anrichte. Denn Gott helfe uns allen, wenn ich mich jemals wieder in einen Menschen verliebe …
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