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Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Nur ein Trop

Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Nur ein Trop

Titel: Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Nur ein Trop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Smith
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öffnete mit zuckendem Lid ein Auge. Wäre da nicht das Blut gewesen, das in das Spitzendekolleté ihres zerknitterten, blauen Tüllkleides sickerte, hätte man meinen können, sie schlummere lediglich.
    » Psst!«, murmelte ich und schob ihr einige lose Haarsträhnen hinters Ohr. Eine innere Stimme sagte mir, dass ich Bedauern darüber empfinden sollte, ihr das Leben zu nehmen, aber ich empfand überhaupt nichts. Stattdessen veränderte ich ihre Haltung in meinen Armen und warf sie mir dann über die Schulter wie einen Sack Hafer, bevor ich zu Damon hinüberging.
    » Bruder.« Ich warf ihm das fast leblose Mädchen ohne Umschweife vor die Füße.
    Damon schüttelte den Kopf: » Nein.« Seine Lippen waren kreidebleich und dunkle Blutgefäße durchzogen sein Gesicht wie die Maserung von Marmor. Er sah aus wie eine der alten Statuen auf dem Friedhof.
    » Du musst trinken!«, sagte ich rau, während ich ihn zu Clementine hinunterdrückte. Ich war überrascht von meiner Kraft. Seine Nasenflügel bebten. Genau wie auf mich wirkte der Geruch ihres Blutes auch auf seinen geschwächten Körper berauschend, und schon bald berührten seine Lippen aller Weigerung zum Trotz ihre Haut. Er begann zu trinken, zunächst langsam, doch dann sog er die Flüssigkeit begierig auf wie ein halb verdurstetes Pferd.
    » Warum zwingst du mich immer wieder, das zu tun?«, fragte er klagend, dann wischte er sich mit dem Handrücken über den Mund und zuckte zusammen.
    » Du musst zu Kräften kommen.« Ich stieß Clementine mit der Spitze meines schmutzverkrusteten Stiefels an. Sie stöhnte leise; sie war noch immer am Leben, zumindest für den Augenblick. Aber ihr Leben lag in meinen Händen. Diese Erkenntnis durchströmte mich wie ein Rausch, als stünde mein ganzes Wesen in Flammen. Das alles– die Jagd, die Überwältigung der Beute, der Lohn der wonnevollen Schläfrigkeit, die dem Trinken stets folgte– ließ die Ewigkeit als endloses Abenteuer erscheinen, das vor uns lag. Warum begriff Damon das nicht?
    » Es ist keine Kraft. Es ist Schwäche«, zischte Damon und erhob sich. » Es ist die Hölle auf Erden, und nichts könnte schlimmer sein.«
    » Nichts? Wärest du lieber tot, wie Vater?« Ich schüttelte ungläubig den Kopf. » Du hast eine zweite Chance bekommen.«
    » Ich habe niemals darum gebeten«, sagte Damon scharf. » Ich habe niemals um irgendetwas von alledem gebeten. Alles, was ich wollte, war Katherine. Aber sie ist fort, also töte mich jetzt und bring es hinter dich.« Damon reichte mir den abgesplitterten spitzen Ast einer Eiche. » Hier.« Er breitete die Arme aus und entblößte die Brust. Ein einziger Stoß ins Herz, und sein Wunsch würde erfüllt sein.
    Erinnerungen blitzten vor meinem inneren Auge auf: an Katherine, an ihre weichen, dunklen Locken, an ihre im Mondlicht leuchtenden Reißzähne, an ihren in den Nacken gelegten Kopf, bevor sie mir in den Hals biss, an ihren allgegenwärtigen Lapislazulianhänger, der in der Kuhle ihres Halses lag. Ich verstand jetzt, warum sie Rosalyn, meine Verlobte, getötet hatte, warum sie mich und Damon in ihren Bann gezogen hatte, warum sie ihre Schönheit und ihr unschuldiges Gesicht eingesetzt hatte, Menschen dazu zu bringen, ihr zu vertrauen und sie zu beschützen. Es war ihre Natur gewesen. Und jetzt war es unsere. Aber statt es wie ich als Geschenk zu akzeptieren, schien Damon es für einen Fluch zu halten.
    Ich zerbrach den Ast über dem Knie und warf die Teile in den Fluss. » Nein«, gab ich zurück. Obwohl ich es niemals laut zugegeben hätte, ängstigte mich der Gedanke an ein ewiges Leben ohne einen Freund, ohne meinen Bruder. Ich wollte, dass Damon und ich gemeinsam lernten, Vampire zu sein.
    » Nein?«, wiederholte Damon und riss die Augen auf. » Du bist Manns genug, eine Freundin aus Kindertagen zu ermorden, nicht aber deinen Bruder?« Er stieß mich zu Boden. Er ragte über mir auf, die Reißzähne gefletscht, und spuckte mir dann auf den Hals.
    » Mach dich nicht lächerlich«, sagte ich, während ich mich aufrappelte. Er war stark, aber ich war wesentlich stärker, weil ich regelmäßig trank. » Und rede dir nicht länger ein, Katherine hätte dich geliebt«, knurrte ich. » Sie hat ihre Macht geliebt, und sie hat die Dinge geliebt, zu deren Durchführung sie uns gezwungen hat, aber uns hat sie niemals geliebt.«
    Damons Augen glühten. Er nahm Anlauf und stürmte dann mit der Geschwindigkeit eines galoppierenden Pferdes auf mich los. Seine Schulter, hart wie

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