Vampire Earth 1 - Tag der Finsternis
einzige Raum, der
bereits geöffnet war. Bequeme Ledersessel standen um niedrige Tische, und an der Theke konnte man nicht nur Getränke, sondern auch Zigarren und Pfeifentabak erwerben. Ein paar Männer, einige davon in Anzug und Krawatte, saßen herum, lasen Zeitung oder spielten Karten. Die meisten rauchten. Die Herz -Bar sah aus wie ein luxuriöses Bordell. Sie war am größten, nahm zwei Stockwerke ein und hatte einen offenen Bereich in der Mitte, wo sich eine runde Bühne mit der traditionellen Stripperstange befand. Valentine zählte drei Theken in dem mit Spiegeln dekorierten Hauptraum.
»Hallo, Tori«, hörte Valentine Wideload von seiner Tür her sagen.
»Heh«, erwiderte eine gelangweilte weibliche Stimme, und eine Frau, die überwiegend aus blondem Haar und Beinen zu bestehen schien, kam in den Hof stolziert, eine Tasche über der Schulter, die groß genug war, um sich hineinzusetzen und einen Fluss hinabzupaddeln. Sie bedachte Valentine mit einem abschätzenden Blick und verschwand in einem schmalen Flur, der vom Eingangsbereich abging.
Valentine warf dem Käse essenden Türsteher einen Blick zu, zuckte die Schultern und stieg die Wendeltreppe hinauf. Er ging zu der unbezeichneten Tür und klopfte.
»Es ist offen«, rief eine Frauenstimme, die ihm bekannt vorkam. Als er eintrat, erkannte er sofort die Begleiterin des Duke, die hinter einem Schreibtisch saß, der noch größer war als der in Flanagans Büro, aber irgendwie in seinem üppigen Glanz zierlicher und femininer wirkte. Debbie? Nein, Dixie. Valentine suchte im Geist nach ihrem Namen. Denise mit dem tiefen Dekolleté, erinnerte er sich. Heute trug sie ein schlichtes graues, ärmelloses Kleid.
»Hallo, Denise. Kann ich mit dem Duke sprechen?«
Sie blickte fragend zu ihm auf. »Kennt er Sie?«
»Das hoffe ich. Wir sind uns im Bunker in Madison begegnet. Er sagte, ich solle vorbeikommen, wenn ich in Chicago bin. David Tiny, erinnern Sie sich?«
»Ja, stimmt. Irgendwie kam mir Ihr Gesicht gleich bekannt vor. Sie sind der Junge mit dem hübschen Haar. Der Duke redet nach ein paar Gläsern meistens wildes Zeug, aber Sie können ihn vielleicht ein paar Minuten sehen, bevor wir … äh … bevor er zum Essen geht. Heh, Sie haben nicht zufällig eine Prise von dem guten weißen Pulver dabei?«
»Ich sehe später mal, was ich tun kann«, sagte Valentine.
»Das wäre prima. Sie können sich da drüben hinsetzen. Er hat eine Besprechung mit dem Kerl, der die Getränke und Lebensmittel liefert. Sie reden schon den ganzen Nachmittag, also sollten sie bald fertig sein.« Sie lächelte ihn an.
Valentine bot Denise eine Zigarette an. Ihr Lächeln wurde breiter, und sie ließ die Zigarette in die Schreibtischschublade fallen. Valentine setzte sich hin und versuchte, wach zu bleiben. Gedämpfte Stimmen erklangen aus dem hinteren Büro, hinter einer Tür, auf die der Kreuzkönig gemalt war.
Valentine, der etwas brauchte, um sich zu beschäftigen, damit er nicht einschlief, schaltete auf harte Ohren um und belauschte, was im Büro gesagt wurde.
»Ich sage dir, es ist die Hölle, Duke. Das ganze kurische System würde besser funktionieren, wenn sie eine Bank oder so etwas hätten, und eine Währung, die überall gültig ist. Waggons voller Leute zu verschieben ist einfach absurd. ›Ich habe nur einen hundert Kilo schweren Mann, kannst du mir eine fünfzig Kilo schwere Frau und ein fünfundzwanzig Kilo schweres Kind herausgeben?‹«
Valentine hörte den Duke lachen.
»Also gut, das ist übertrieben. Es ist ein bisschen besser organisiert. Es ist auch nicht so schlimm, wenn die Kur ein
paar Waggons voller Leute nach Milwaukee schicken und die Waggons dann mit Bier beladen zurückkommen. Aber sagen wir mal, ich will in Texas Rindfleisch kaufen. Wenn es heiß ist, fällt mir ein Teil der ›Währung‹ unterwegs tot um. Außerdem hat man es noch mit den Schlächtern in Tennessee und weiter im Süden zu tun, die im Austausch für die Benutzung der Gleise weitere Leute abziehen.«
»Tja«, erwiderte der Duke, »du musst es von ihrer Warte aus sehen. Geld bedeutet ihnen nicht viel. Einige von ihnen mögen Kunst und solche Sachen, aber Auren sind das einzige anerkannte Zahlungsmittel. Die Kur sind wie ein Haufen Junkies.«
»Da hast du Recht. Aber es bringt mich um den Verstand. Und die Leute wissen, was ihnen am anderen Ende der Reise bevorsteht und sind deshalb schwer zu beaufsichtigen. Es ist nicht leicht, gute Männer zu finden, die auf sie aufpassen.
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