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Vampire Earth 3 - Donnerschläge

Vampire Earth 3 - Donnerschläge

Titel: Vampire Earth 3 - Donnerschläge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. E. Knight
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Menschenkenntnis hattest, Dave. Und du hättest uns helfen können, von hier zu verschwinden.«
    Valentine lauschte mit seinem von den Weltenwebern verfeinerten Gehör, ob jemand unterwegs wäre, um nachzusehen, was los war. Zugleich ließ er Alistar reden.
    »Wir können in einer Stunde fertig sein. Wir verstecken uns, wo immer du willst. Ich weiß nicht, warum du hier bist, aber vielleicht kannst du auch ein paar Tipps brauchen.« Alistar hielt kurz inne. »Vielleicht auch nicht. Ganz wie du willst. Aber bitte vertrau mir - gib mir eine Chance, dir zu beweisen, dass ich die Wahrheit sage.«
    Valentine versetzte sich in Alistars Lage. Wären ihre Rollen in jenem Sommer vertauscht gewesen, als sie gerade achtzehn waren, könnte er dann ehrlich von sich sagen, er hätte einen anderen Weg eingeschlagen als Alistar, hätte er vor der Wahl gestanden zu sterben oder sich widerwillig zum Dienst zu verpflichten? Aber wie widerwillig
versah er seinen Dienst? Immerhin trug er die Insignien eines Majors. Und vielleicht noch andere.
    Er nahm das Messer in die linke Hand und öffnete mit der Rechten Alistars Regenmantel. Auf der Brust seines alten Kameraden prangte gleich über einer Fünf-Jahres-Plakette eine Reihe kleiner silberner Knöpfe auf der grünen Uniformjacke. Valentine wusste, dass jeder dieser Knöpfe die bestätigte Tötung von fünf bewaffneten Feinden repräsentierte. Die Plakette hatte er sich vermutlich dadurch verdient, Freunde, Nachbarn oder Kameraden an die Schlächter auszuliefern.
    Alistar las sein Schicksal in Valentines Augen und klappte den Mund zu einem Hilfeschrei auf. Valentines Hand schoss hinauf zu Alistars Kehle und zerquetschte Knorpel und Blutgefäße mit granithartem Griff. Ein Laut wie von zerknittertem Bonbonpapier, gepaart mit einem leisen Keuchen, war das Letzte, was der zusammengedrückten Kehle des Quislings entfuhr.
    »Ein andermal hätte ich dich wohl laufenlassen«, sagte Valentine, während er die letzten Krämpfe seines ehemaligen Freundes niederkämpfte. »Aber das, was mich hergeführt hat, ist einfach verdammt wichtig.«
    Valentine ließ von dem Leichnam ab und leerte seinen Geist. Seine Gedanken auf die auratarnende Weise der Weltenweber zur Ruhe zu bringen, hatte einen hilfreichen Nebeneffekt: Es hielt ihn davon ab, darüber nachzudenken, was er gerade getan hatte. Er schleifte den Leichnam in die stinkende Gasse und machte sich mit präzisen, sicheren Bewegungen an die Arbeit. Mit seinem Messer stach er ein ungleichmäßiges Loch in Alistars Kehle gleich unter dem Adamsapfel. Dann packte er den zuckenden Leib und hielt ihn so, dass der Kopf nach unten zeigte. Die Wärme des ausblutenden Körpers bereitete ihm Übelkeit. Er sah zu, wie sich das Blut auf dem aufgesprungenen,
schmierigen Pflaster mit dem Regen vermischte, und zitterte unter dem Einfluss der Kälte und seiner eigenen Nerven.
    Wenn das bestürzte Mädchen tapfer genug war, sich an die Obrigkeit zu wenden, würde sie von einem Angreifer berichten, der im Dunkeln herangeflogen war. Aufgrund ihrer Aussage und der Wunde würde, wer immer Alistar fand, annehmen müssen, ein Schlächter hätte ihn auf seinem Beutezug erlegt und ihm mit der kanülenartigen Zunge das Blut ausgesaugt.
    Valentine hatte genug Egelopfer gesehen, um die typische Wunde nachzubilden und die Leiche passend zu entsorgen. Er stopfte Alistar in einen mit Schutt gefüllten Lichtschacht. Schlächter pflegten ihre Opfer zu verstecken, um ihre menschlichen Herden nicht zu beunruhigen. Aber die Hoffnung, der Tod Alistars würde im Zuge einer Untersuchung einem Schlächter angelastet werden, war zu vage, um den Erfolg seiner Mission von ihr abhängig zu machen.
    Er würde noch heute Nacht in Aktion treten müssen.

2
    N ew Orleans, City Center: Welchen Status er auch unter der kurischen Herrschaft innehat, ein Mensch muss stets an die Risiken denken, die damit einhergehen, sich bei Dunkelheit im Freien aufzuhalten, selbst in dem geschäftigen Geflecht aus Straßen und Bahnlinien im Zentrum der Stadt. Bei Nacht leuchtet die Lebensaura für die Sinne der Schlächter klar und deutlich und lockt sie ebenso an wie das Verlangen, das sich hinter ihren Augen verbirgt. Der Schlächter, groß, hager und in einen Umhang gehüllt, schnappt sich sein Opfer mit schmerzhaftem Griff und bohrt ihm seine lange Zunge in den Hals. Scharfe Zähne geben ihm Halt, während sich die Zunge zu dem wild pochenden Herzen tastet.
    Dieser »letzte Tanz«, wie die Einheimischen sagen,

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