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Vampire Earth 3 - Donnerschläge

Vampire Earth 3 - Donnerschläge

Titel: Vampire Earth 3 - Donnerschläge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. E. Knight
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Wald vor, kraftvolle junge Bäume reckten sich zum Himmel, lieferten sich mit anderen ein Wettrennen zur Sonne. Als das Land flacher wurde, erreichten sie eine Palmenpflanzung, der sich bewirtschaftete Flächen anschlossen. Feldfrüchte und Obstbäume umgaben sie nun. In der Ferne erkannte Valentine
die Ruinen eines villenartigen Palasts. Ein neues Dach war auf die alten Mauern gesetzt worden, doch die kleineren Gebäudeflügel des alten Gemäuers lagen immer noch in Trümmern.
    Prachtvolle Gärten umgaben die halbe Ruine auf der Hügelkuppe. Valentine hatte schon früher kleine Ziergärten gesehen, aber nie etwas von diesen Ausmaßen. Blumen in jeder Farbe des Spektrums blühten in ordentlichen Reihen. Säuberlich gepflegte Wege führten durch die Blumenbeete und kilometerweit um sie herum. Ein See, schattenspendende Bäume und sogar ein kleiner Springbrunnen leisteten den von Erdbeben gezeichneten Mauern Gesellschaft.
    Haitianer mit ihren allgegenwärtigen Strohhüten arbeiteten auf den Feldern und in den Gärten. Sie wirkten geschmeidig, strotzten vor Leben; sie zeichneten sich durch das gesunde Aussehen von Menschen aus, die regsam und gut genährt waren. Valentine hatte schon viele Gehöfte und Lager unter kurischer Herrschaft gesehen, aber keines, dessen Bewohner so gesund und munter wirkten.
    Papa Legba, wie selbst Valentine ihn nun mit widerwilliger Anerkennung zu nennen bereit war, kletterte aus seiner Sänfte. Valentine sah zu, wie sich seine Rippen wie überdimensionierte Fingerglieder spreizten, als der Kur tief Atem holte.
    »Kommt, kommt, Valentine, Victo. Kommt mit mir in meinen Garten. Bringt euren riesigen Leibwächter mit, wenn ihr wollt. Francier, kümmer dich bitte um unsere Gäste, ja? Bring sie zu einem Brunnen. Sie sollen sich Obst aus unseren Gärten aussuchen.«
    Einige der Seeleute knufften sich gegenseitig mit den Ellbogen, während sie die geschmeidigen Haitianerinnen bewunderten.

    Valentine rief mit einer knappen Kopfbewegung Torres herbei. »Sorgen Sie dafür, dass die Männer anständig bleiben«, sagte er, ehe er sich zu dem Kur gesellte. Ahn-Kha sang seinen Grogs ein paar Anweisungen vor und folgte ihm.
    Legba ging langsam und mühevoll zu einer ausgebleichten Steinbank im Garten. Victo und Valentine ergriffen je einen seiner Arme und halfen ihm, Platz zu nehmen. Haitianische Mädchen, die nur aus Muskeln und strahlendem Lächeln zu bestehen schienen, liefen vom Brunnen herbei und brachten ihm Wasser.
    »Danke, meine Kinder«, sagte der alte Kur.
    »Weißt du, wie man euch im Norden nennt?«, fragte Valentine.
    »Nein. Aber ich bin überzeugt, meine ehemaligen Vettern haben sich auf etwas Haarsträubendes geeinigt.«
    »›Once-ler‹. Das stammt aus einem alten Kinderbuch von einem Mann namens Seuss.«
    Papa Legba schüttelte den Kopf. »Davon habe ich nie gehört. Ich lese nicht viele menschliche Werke. Etwas Dostojewski. Ein paar Gedichtzeilen, dann und wann. Und Baudelaire kenne ich ein wenig.«
    Valentine sah zu, wie es trank.
    »Also leben Kur tatsächlich auch von anderen Dingen als nur von Furcht und Tod«, bemerkte er.
    »Ja. Wir essen. Allerdings nicht so viel wie Menschen.«
    »Die Leute hier sehen sehr gesund aus. Ich hatte mit einem Haufen halbtoter Skelette gerechnet. Ich dachte, du würdest ihre Lebensaura einfach in kleineren Dosen aufnehmen, statt alles auf einmal zu verschlingen.«
    »Das zu erklären ist nicht einfach, Valentine. Du weißt, dass jedes Leben eine Aura schafft, sogar einzelliges. Bis zu einem gewissen Grad strahlen sie diese Aura auch aus, so wie dein Körper Hitze abgibt. Je gesünder der Körper
ist, desto mehr strahlt er aus. Ich bin imstande, von dieser vom Körper abgegebenen Aura zu leben, allerdings nicht nur davon. Das ist ein bisschen wie Osmose. Aber ich muss aufpassen, wenn ich schlafe. Vor ein paar Jahren habe ich in einem Wäldchen geschlummert, und als ich erwachte, war das Gras um mich herum tot, und ich hatte den Baum getötet, der mir Schatten gespendet hat.
    Einfach war das nicht. Nein. Und nochmals nein. Vielleicht lässt sich das mit einem Drogenentzug vergleichen. Abgesehen davon, dass der Körper sich nicht erholt, nachdem er von dem Verlangen nach der Droge geheilt wurde. Ich lebe damit, kämpfe dagegen, an jedem einzelnen Tag. Das ist ein echtes physisches Bedürfnis wie Hunger, kein psychisches wie bei Leuten, die nur eine Gewohnheit ablegen. Im Wachzustand kann ich mich kontrollieren, aber in meinen Träumen, Valentine, in

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