Vampire Earth 3 - Donnerschläge
irgendwann ausgestorben sind, haben sie ihre wissenschaftlichen Errungenschaften hinterlassen, und die Weltenweber haben sie gefunden. Es hat eine Art Spaltung stattgefunden, und ein Haufen Weltenweber auf einem Planeten namens Kur hat gelernt, sich von Lebensauren zu nähren. Im Endeffekt sind sie zu Vampiren geworden.«
»Dieses Wort, Weltenweber , in meiner Sprache nennt man sie die ›Primärkraft‹. Ich glaube, das dürfte das passende Wort sein. Manche von ihnen benutzen euch, richtig?«
»Sie helfen uns.«
»Und die Kur ›helfen‹ den Grauen und den anderen Kreaturen, die euch bekämpfen?«
»Okay, sie benutzen uns. Sie verändern uns sogar. Du hast doch gehört, dass manche Leute sagen, sie hätten die Grogs hervorgebracht. Vielleicht haben sie uns auch hervorgebracht. Einmal hat mir ein Weltenweber erzählt, meine Spezies hätte ihre ›Erwartungen übertroffen‹. Das hat mich neugierig gemacht. Später bin ich mir vorgekommen wie ein Bauer beim Schach, aber ich kann den Rest des Bretts nicht sehen.«
»Bauherr beim Schach?«
»Ein Bauer. Schach - das ist ein altes Strategiespiel. Erinnerst du dich an das Büro des Großen Mannes in Omaha? Du hast das Schachbrett gesehen. Acht mal acht Felder. Die Figuren stellen verschiedene mittelalterliche Funktionen dar. Sie bewegen sich auf ein Feld des Gegners, und die gegnerische Figur wird aus dem Spiel genommen. Die einzelnen Figuren symbolisieren Könige
und Königinnen und so weiter. Die Bauern, na ja, die sind …«
»Kanonenfutter«, sagte Ahn-Kha. Seine Ohren tanzten auf seinem Kopf, wie sie es häufig taten, wenn er mit sich zufrieden war.
»Ja. Sie werden oft von mächtigeren Figuren aus dem Spiel geworfen.«
Ahn-Kha zermahlte den Knochen zwischen den Zähnen wie ein Wiederkäuer. »Sag mir, mein David, kann im Schach ein Bauer den feindlichen König töten?«
»Ja.«
»Dann sei dieser Bauer.«
Am nächsten Tag gesellten sich noch mehr Leute zu Valentines Gruppe. Ein Gewimmel aus Voodoo-Priestern, Trägern, Guerillas, Grogs und Valentine selbst teilte sich ein Frühstück aus Reisgrütze, die sie aus einem großen Topf in Holzschalen schöpften. Der unbekannte Koch hatte der Sache etwas mehr Substanz verliehen, indem er Süßkartoffelstücke hineingeworfen hatte. Dies war der dritte Tag am Stück, an dem Valentine dieses Gericht in der einen oder anderen Variante zu essen bekam. Schon jetzt war er die ständigen Süßkartoffeln und den unvermeidlichen Reis leid.
Papa Legba wurde von vier starken Träger-Priestern in seiner Sänfte zum Tor herausgetragen. Der Anblick erinnerte Valentine an Bilder von orientalischen Monarchen, die in mit Tüchern verhangenen Sesseln herumgetragen worden waren. Sie verließen die Mauern der soliden Zitadelle auf dem Berggipfel und gingen nordwärts die von Erdrutschen zerstörte Straße hinunter.
Valentine sah, wie sehr sich die Muskeln der schwitzenden Träger-Priester spannten, als sie sich den Weg hinuntertasteten. »Man sollte meinen, ein Voodoo-Priester
fände eine bessere Möglichkeit, um mit solchen Aufgaben fertigzuwerden«, murmelte er Ahn-Kha zu.
Auf dem Weg nach unten hatte er Zeit, den Ausblick zu genießen. Vereinzelte Wolken flüchteten vor der heraufziehenden Sonne. Im Westen vereinigten sich die Chaine de Bélance und das Massif du Nord im Herzen des Guerillalandes. Im Norden, teilweise vom morgendlichen Nebel verhüllt, erstreckte sich die fruchtbare Ebene der alten Plantagen bis nach Cap-Haïtien und zur Karibik, im Osten bewacht von kleineren Bergen. Neue Wälder eroberten den erosionsgeschwächten Boden. Valentine sah sich zu der Festung über ihnen um und versuchte zu erraten, wo die Pforte nach Kur liegen mochte. Seltsame Vorstellung, dass eine andere Welt so nahe sein kann, dachte er. Als würde man auf einen Berg klettern, um am Horizont auf den Mond zu steigen.
Ahn-Kha schaute mürrisch zur Sonne auf und ließ die Ohren hängen. »Zu heiß hier, mein David. Das zehrt an den Kräften. Die Sonne saugt einen aus wie ein Egel.«
»Wir werden nicht den ganzen Tag in der Sonne verbringen. Sie haben gesagt, es wären nur ein paar Kilometer.«
Valentine hielt inne und ließ die Grogs vorbei. Die gemischte Truppe schritt lebhaft aus, aber die Grogs keuchten vor Hitze. Diese neue Vertrautheit, das Gefühl, unter Freunden zu sein - oder, aus der Sicht der Haitianer, Verbündete außerhalb der Insel zu haben - knüpfte ein Band zwischen den einzelnen Gruppen.
Die Kolonne drang in einen neuen
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