Vampire Earth 6 - Flug des Adlers
arbeiteten hinter dem Tresen, schenkten Getränke aus und bereiteten Sandwichs zu.
Duvalier, die es sich in einer abgetrennten Nische mit hohen Wänden bequem gemacht hatte, trug ihre übliche, erdfarbene Kleidung aus dem Freien Territorium. Ihr mit dem Messer geschnittenes rotes Haar war schmutzig und ungekämmt, sie selbst in den Staubmantel gewickelt, der ihren Körper vom Hals an abwärts versteckte. Sie hatte sich große Mühe gegeben, sich unattraktiver zu machen, als sie war. Die junge Frau mit dem langen Gesicht und dem blonden Haar, die bei ihr war, kannte Valentine nicht. Duvalier zeigte auf ihn, um ihre Begleiterin auf ihn aufmerksam zu machen, und Valentine sah der Blondine in die großen, ebenmäßigen Augen.
Sie errötete und senkte den Blick.
»Blackie, das ist Jules. Sei nett zu ihr, sie ist wie eine Schwester für mich.«
Der Code für eine andere Katze. Valentine fragte sich, wie ihr richtiger Name lautete.
»Max Argent«, sagte Valentine.
Duvalier winkte eine der Kellnerinnen herbei und bestellte drei Gläser Apfelwein.
»Schlechte Nachrichten, wie es aussieht«, sagte Duvalier. »Deine Lieferung wurde aufgehalten. Em ist noch dabei, sie zusammenzustellen.«
Das versetzte Valentine in Erstaunen. Lambert konnte mit einem Flugzeug zu einem Treffen mit einem potenziellen Agenten kommen, aber sie konnte keine Truhe mit Ausrüstungsgegenständen zum Rand dessen schaffen, was mehr oder weniger das Freie Territorium war?
Die Vereinigte Freie Republik, ermahnte er sich in Gedanken.
»Ich hoffe, Sie hatten nicht die Absicht, einen Zug zu erwischen«, sagte Jules. Valentine dachte über ihre Stimme nach. Da war ein westlicher Schwung in ihren Worten. Offenbar hatte sie noch nicht oft in der kurischen Zone gearbeitet, anderenfalls wüsste sie ihren Akzent zu verbergen; er erregte zu viel Aufmerksamkeit.
»Nein. Ich habe bei Hobarth’s verbreitet, dass ich nach Westen will.«
»Hoffentlich nicht am Steuer«, sagte Duvalier. Valentines Fahrversuche waren zumeist wenig erfolgreich verlaufen.
»Kundschafter, Sicherheitsdienst, Wartung, was immer gebraucht wird. Da werden genug Konvois nach Westen unterwegs sein, dass ich ein oder zwei Monate beschäftigt bin.«
»Ich reise heute Abend ab und informiere Em, dass du eingetroffen bist«, sagte Duvalier. »Du kannst mein Bett haben.«
Valentine wartete nur darauf, dass sie eine schräge Bemerkung hinsichtlich des Betts machte; Duvalier behandelte seine Männlichkeit gewissermaßen wie einen Witz - was auch angemessen war, bedachte man, was dabei herauskam.
»Du willst bei Nacht reisen?«, fragte Valentine.
»Hier ist es heutzutage beinahe so ruhig wie in den Ozarks. Die nächsten Kur-Organisationen sind über hundertfünfzig Kilometer weit entfernt im Westen und Norden von hier.«
»Diddo-dish«, sagte Jules, was im Iowa-Slang in etwa »kinderleicht« bedeutete.
In den letzten drei Jahren hatten sich die Great Plains in eine blutige Flickendecke aus aufständischen Territorien und Gebieten, die nach wie vor unter der Knute der Kur standen, verwandelt. Grogs und Söldner aus allen Teilen der Welt, darunter sogar welche aus dem Landesinneren von China, hatten den Brotkorb Nordamerikas fest im Griff.
Der Apfelwein wurde serviert, und Duvalier zahlte mit Zigaretten, der Währung mit dem geringsten Nennwert in einer Rangfolge, die folgendermaßen aufgebaut war: Gold, Batterien, Whiskey, Munition, Tabak. Geringwertigere Bedarfsgüter wie Stopfgarn, Stifte, Handschuhe und Zahnbürsten wurden in den Spelunken überall in der kurischen Zone und den Freizonen ebenfalls als inoffizielle Währung genutzt, wenn jemand die Ware brauchen konnte und sich zu einem Tauschhandel überreden ließ.
Wenn keine Musik gespielt wurde, unterhielten sie sich über das Wetter und das Essen. Während Gitarre und Banjo genug Krach machten, um ihre Konversation zu überdecken, erfuhr Valentine, dass Jules aus einer privilegierten Familie aus Iowa stammte - ihrem Vater gehörte ein Anwesen, das der Beschreibung nach dem Hof ähnelte, auf dem er F. A. James aufgespürt hatte. Ihre Jugend hatte sie »draußen im Osten« im Internat verbracht, ehe sie vor der für die Kinder der Privilegierten üblichen Wahl gestanden hatte, eine Karriere beim Militär, in der Kirche oder im Management einzuschlagen. Sie war gerade
rechtzeitig weggelaufen, um mitten in Solons Versuch, Trans-Mississippi unter kurische Herrschaft zu bringen, hineinzugeraten.
»Ich wollte mich den Guerillas
Weitere Kostenlose Bücher