Vampire Earth - Tag der Finsternis - Knight, E: Vampire Earth - Tag der Finsternis - Vampire Earth - Way of the Wolf
Hühnern. Valentine aß zum ersten Mal im Leben einen ganzen Kirschkuchen auf einmal. Ein anderer kleiner Trupp von angehenden Soldaten war am Tag zuvor eingetroffen, junge Leute aus dem Missourital in den Dakotas.
Sie erzählten Geschichten und gaben sich hartgesotten, wie es junge Leute gerne tun.
Gabby Cho saß zusammen mit Valentine unter Kiefern an einem Picknicktisch. Der frische, saubere Geruch der Bäume erinnerte ihn an die Weihnachtstage, bevor seine Familie ermordet worden war. Valentine probierte gekühlten Löwenzahntee, der beinahe so süß wie Sirup war. Der Tee, Eis – im Sommer! – und offensichtlich genügend Zucker waren neu für ihn.
»Wir haben es geschafft, Davy«, sagte Cho. Sie kam Valentine nun ein wenig älter vor; sie hatte ihre schwarzen Locken schon am zweiten Tag des Marschs wegen der Hitze abgeschnitten. »Ich frage mich, was als Nächstes kommt. Du scheinst diese Wölfe zu kennen. Hast du eine Ahnung, um was es hier geht?«
»Nicht unbedingt, Gab. Ich würde jetzt am liebsten ein paar Tage schlafen.«
Cho schien verunsichert. »Warum machst du hier mit?«
Valentine warf ihr einen fragenden Blick zu. Cho war auf dem gesamten Weg nach Süden distanziert geblieben, wann immer persönliche Fragen aufkamen, und hatte die Versuche der anderen Rekruten, sie näher kennenzulernen, zurückgewiesen.
Valentine ließ das Eis im Zinnbecher klimpern und genoss das Geräusch und das kalte, feuchte Gefühl. »Du glaubst wahrscheinlich, ich mache es aus Rache, weil meine Familie umgebracht wurde. Du weißt, was passiert ist, oder?«
»Ja, David. Ein paar Jungs in der Schule haben es mir erzählt. Ich habe den Padre mal danach gefragt. Er sagte, ich solle dich fragen, aber das wollte ich nicht.«
»Also, darum geht es nicht.« Bist du sicher?, fragte eine Stimme in seinem Kopf. »Ich weiß jetzt, dass mein Dad ebenfalls ein Wolf war. Vielleicht hätte er gewollt, dass ich
es tue. Er muss es für richtig gehalten haben; er hat viele Jahre damit verbracht.« Er hielt inne, als es über ihnen raschelte. Eichhörnchen, angezogen von den Unmengen an Essen, scheuchten einander durch die Baumwipfel und ließen kleine Rindenstückchen auf das Paar niederrieseln. Sie waren niedlich, aber sie gaben auch einen recht guten Eintopf ab.
»Ich wollte etwas verändern, Gab. Es ist ja wohl offensichtlich, dass etwas nicht stimmt mit der Welt, so wie sie im Augenblick ist. Erinnerst du dich an dieses Jefferson-Zeug, das wir gelesen haben – dass unser Schöpfer uns mit unveräußerlichen Rechten bedacht hat? Es ist, als hätte man uns diese Rechte genommen – selbst das Recht zu leben. Dagegen müssen wir etwas tun.«
»So einfach ist das?«
»So einfach ist das, Gabby.« Er trank den Eistee aus. »Und du?«
»Wusstest du, dass ich ein Baby hatte?«, fragte sie.
Valentine verdaute die Neuigkeit in unbehaglichem Schweigen, dann räusperte er sich. »Nein, du bist einfach aus der Schule verschwunden. Ich dachte, du wärst mit deiner Familie nach Norden gezogen.«
»Wir haben es verschwiegen. Der Vater war ein Patrouillenmann.« Sie sah Valentines Blick. »Nein, so war es nicht. Ich kannte ihn. Er heißt Lars. Lars Jorgensen«, sagte sie, und David hatte das Gefühl, dass sie den Namen lange Zeit nicht ausgesprochen hatte.
»Er hat mir Sachen gebracht. Hübsche Kleider und Schuhe. Ich habe nie daran gedacht zu fragen, wo sie herkommen. Aus geplünderten Geschäften in Duluth, nahm ich an. Eines Tages gab er mir eine Armbanduhr, eine wirklich funktionierende Armbanduhr. Ich konnte sehen, dass sie eine Gravur gehabt hatte, obwohl er versucht hatte, sie wegzukratzen. Ich habe ihm gesagt, er soll mir keine Geschenke
mehr bringen. Er ist verschwunden, als ich ihm erzählte, dass das Baby unterwegs ist.«
»Wo ist das Kind jetzt? Bei deiner Mom?«
»Sie ist an Scharlach gestorben, im letzten Winter. Erinnerst du dich an die Epidemie? Es gab auch in deiner Gegend einige Fälle. Es hat …« Sie verstummte.
»O Gott, Gabby, das tut mir so leid.«
Sie wischte sich die Augen. »Ich denke zu viel darüber nach. Nachdem es passiert war, habe ich mit dem Padre gesprochen. Ich dachte, ich hätte mich vielleicht nicht richtig um die Kleine gekümmert. Nicht absichtlich, aber wegen meiner Gefühle für ihren Vater. Der Padre sagte, es läge am Mangel an qualifizierten Ärzten. Und selbst wenn die Ärzte gut seien, hätten sie nicht die richtige Ausrüstung und genügend Medikamente.« Sie atmete tief die reine
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