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Vampire küssen besser

Vampire küssen besser

Titel: Vampire küssen besser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Russe
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Führungsoffizier kennenlernen, meinen Auftrag erhalten und mit einem Orientierungskurs beginnen. Meinen Führungsoffizier sollte ich J nennen.
    Danach ließ man mich gehen. Unbehelligt durfte ich aus Sids Wohnung verschwinden. Natürlich würde mir jemand folgen. Logisch, dass ich beobachtet wurde. Ich wusste, ich würde ihnen nie mehr entkommen. Aber spielte das eine Rolle? Ich war ohnehin nie frei gewesen, stets ein Opfer der Angst oder Unsicherheit und der strengen »Regeln« meiner Existenz.
    Als ich wieder in meiner Wohnung an der Upper West Side war, legte ich mich, selbst als es spät wurde, nicht schlafen. Vampire schlafen nicht nach Sonnenuntergang, sondern durchstreifen die Nacht. In dieser Nacht blieb ich jedoch zu Hause, lief wie ein Tiger im Käfig auf und ab und dachte zu viel über meine Vergangenheit nach. Dass über mich ein Dossier existierte, seit Jahrhunderten existiert hatte, beunruhigte mich zutiefst. Ich besaß weder Mittel noch Wege, ein solches Dossier zu vernichten, das wurde mir schließlich klar. Also musste ich hinnehmen, was ich nicht ändern konnte. Irgendwann zappte ich zu Turners Kanal mit den Filmklassikern und sah mir einen alten Hitchcock an. Die Stunden verstrichen nur langsam. Ich saß regungslos da, im Gegensatz zu meinen wandernden Gedanken. Selbst als die rosigen Finger der Morgendämmerung nach dem nachtschwarzen Himmel griffen, fand ich keinen Schlaf.
    Ich schloss die Jalousien und nutzte die Zeit, in der ich sonst schlafe, um den Fußboden im Bad zu schrubben, den Kühlschrank auszuwaschen und die Möbel im Wohnzimmer umzustellen. Wenn Frauen nervös sind und auf etwas warten müssen, stehen sie weder in der Gegend herum und schauen aus dem Fenster, noch starren sie Löcher in die Luft. Das tun nur Männer. Frauen bleiben in Bewegung. Selbst wenn wir in der Mikrowelle eine Tasse Kaffee aufwärmen, waschen wir in der Zeit ab, wischen Arbeitsflächen blank, stecken Kleidungsstücke in die Waschmaschine. Wir wissen, wie viel man in zwei Minuten erledigen kann.
    Den ganzen Tag, während ich putzte und wienerte, dachte ich über das Jobangebot nach. Und je mehr ich darüber nachdachte, desto aufgeregter wurde ich. Ich wurde geradezu kribbelig vor Ungeduld, und meine Laune besserte sich. Mir wurde klar, ich wollte diesen Job tatsächlich. Das Gehalt interessierte mich nicht, denn Einkünfte hatte ich nicht nötig. Meine Mutter hatte mir vor Jahrhunderten großzügig einen Teil ihres beträchtlichen Vermögens überlassen. Ich hatte ein dickes Konto in der Schweiz, meine Besitztümer waren gesichert, meine Aktienpakete gesund. Dennoch hatte ich über die Jahre, entweder aus Langeweile oder dem Wunsch, mich anzupassen und wie ein normaler Mensch zu wirken, zahlreiche Jobs angenommen. Mehr als den Hauch eines Interesses hatte ich dabei selten aufgebracht. Der Job, der nun vor mir lag, erfüllte mich dagegen mit Hoffnung und Erwartung – trotz der Art und Weise, in der man mich »angeheuert« hatte.
    Am Nachmittag brachte ich Stunden damit zu, mich für das Treffen am Abend fertig zu machen. Ich wühlte in meinem Kleiderschrank. Eine Jeans war zu lässig, ein Kostüm zu geschäftsmäßig. Zuletzt entschied ich mich für Schwarz als angemessene Farbe für eine Spionin: schwarze Kammgarnhose, schwarzer Kaschmirrollkragenpulli und schwarze Stretchstiefel von Donald Pliner mit acht Zentimeter hohem Absatz. Die Leute mögen zwar glauben, Vampire trügen grundsätzlich nur schwarz, doch sowohl ich als auch die anderen, die ich kenne, tun das nur selten, denn dazu ist unsere Haut zu blass. Ich finde, in Schwarz sehe ich aus wie eine Leiche, und das möchte ich unter allen Umständen vermeiden. Der Gothic-Look ist nicht mein Ding, und ich dächte nicht im Traum daran, mich irgendwo durchstechen zu lassen. Ich möchte kein übellauniges, mir-doch-alles-scheißegal Totenimage verbreiten, ich habe genug damit zu tun, so normal wie alle anderen zu erscheinen. Übrigens besitze ich auch keinen Umhang, jedenfalls seit den letzten hundert Jahren nicht mehr. Vampire sind nicht wie die Amischen oder Hassiden und schon gar nicht wie Graf Dracula. Nach der Art unserer Vorväter müssen wir uns nicht mehr kleiden. Deshalb kaufe ich entweder bei Bloomingdale’s hier in New York oder bestelle mir etwas aus dem Neiman-Marcus-Katalog – zumindest dann, wenn ich es nicht zur Galleria in Houston schaffe, die mir besser als das Geschäft in Dallas gefällt. Die Galleria in Houston ist mir von allen

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