Vampire küssen besser
zu ihm geführt, ebenso wie Benny, die mich drängte, ihn zu beißen. Der Kreis hatte sich geschlossen. Wir waren uns begegnet, hatten uns geliebt, ich hatte ihn gebissen. Nichts davon war Zufall gewesen.
Ich hoffte sehr, dass Darius mir eines Tages vergeben würde. Vielleicht würde er begreifen, dass er nicht vor einem Ende, sondern vor einem Anfang stand und dass wir zusammen sein konnten, ohne den anderen zu täuschen, ohne zu lügen. Mag sein, dass dies eine närrische Hoffnung war, doch falls wir wieder ein Paar wurden, konnten wir es womöglich für alle Zeiten bleiben. Wir konnten all das tun, was er sich gewünscht hatte, uns lieben, Dinge gemeinsam unternehmen, die Welt bereisen. Ich malte mir aus, mit ihm in mein geliebtes Irland zu fahren, ihm von Yeats zu erzählen und von der Zeit, in der ich stolz das Grün der Rebellen trug. Wir konnten von der Ostküste bis zur Westküste ziehen und den Anblick stiller Buchten unter dem Sternenhimmel genießen, in irischen Pubs das Bierglas erheben und zur Begleitung von Fiedel und Flöte die alten Rebellenlieder singen.
Ich dachte an das erste Treffen zurück, als Darius mich auf der Madison Avenue geküsst hatte. Hätte ich damals aufmerksam in mich gehorcht, hätte ich erfasst, dass mein Herz ihn als meinen Gefährten erkannte. Mochte auch sein Herz ihm irgendwann wieder sagen, dass er und ich zusammengehörten – dann, wenn der erste Sturm seines Zorns und Aufbegehrens vorüber war. Seufzend rüttelte ich mich aus meinen Träumen wach. Nein, dachte ich niedergeschlagen, Darius würde sich niemals eines anderen besinnen, nie mehr zu mir zurückkehren wollen. Ich hatte ihn verloren. Ich legte den Kopf in den Nacken, um die Tränen aufzuhalten, und erkannte, nicht weit entfernt, einen Weihnachtsstern. Er schien auf der Spitze eines Kirchturms zu schweben, blinkte hell und wunderschön, wie eine Botschaft, wie ein Versprechen, dass die Liebe letztlich alles besiegt. Daran musste ich mich festhalten, daran wollte ich glauben.
Zarte Schneeflocken senkten sich hernieder und wurden im Schein des leuchtenden Sterns zu Feenlichtern, die sanft zu Boden glitten. Ich durfte keine Zweifel an der Kraft der Liebe haben, und auch mein Leben gab mir keinen Grund zu Schwermut und Gram. Ich war ein Mitglied des Teams Dark Wing, Teil einer Einheit, die sich dem Schutz der Menschen verschrieben hatte. Von diesem Gedanken beseelt, lief ich weiter und blieb erst vor der Kirche stehen. Das Portal stand offen. Ich sah die Menschen, die drinnen ihre Andacht hielten, und hörte einen Chor. Eingehüllt in den rosigen Schein, der nach draußen fiel, stand ich da und lauschte den Stimmen, die die Ankunft des Sohnes, die Geburt des Retters priesen. Vor meinem geistigen Auge tauchte das Bild der Jungfrau mit dem Kind in den Armen auf. Ja, Daphne, sagte ich zur mir, selbst für dich gibt es einen Grund, auf der Welt zu sein, und auch wenn du nicht in die Zukunft blicken kannst, wirst du ihr beherzt entgegentreten. Mit oder ohne Darius würde ich für das kämpfen, was gut und richtig war. Vielleicht würde ich meinen Liebsten eines Tages wieder in die Arme schließen können. Wenn nicht, würde ich um seinen Verlust trauern, meinen Weg jedoch weitergehen – Nacht für Nacht, Schritt für Schritt.
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Über Savannah Russe
Savannah Russe hat neben ihren Romanen um die Vampirin Daphne Urban auch Sachbücher und zahlreiche Kurzgeschichten veröffentlicht. Sie lebt auf einer Farm in Pennsylvania – gemeinsam mit elf Katzen, drei Hunden, jeder Menge Hasen, ein paar Hirschen und Füchsen in den umliegenden Wäldern … und natürlich unzähligen Fledermäusen!
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Über dieses Buch
Es ist nicht leicht, ein Vampir zu sein und für das FBI arbeiten zu müssen. Daphnes erster Einsatz: die Beschattung eines Waff enhändlers. Ihr erstes Problem: Auch der attraktive Darius ermittelt – und küsst wie ein junger Gott. Daphne schwebt im siebten Himmel, bis sie von Darius’ unschönem Hobby hört: Er ist ein Vampirkiller. Und zwar ein sehr erfolgreicher …
Der Auftakt zu einer Vampirserie der besonderen Art!
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Impressum
Die amerikanische Originalausgabe erschien 2005 unter dem Titel
»Beyond the Pale« bei Signet Eclipse, New York.
Copyright © 2005 by Charlee Trantino
Copyright © 2010 der eBook Ausgabe by Knaur eBook.
Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt
Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München.
This edition published by arrangement with NAL Signet,
a member
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