Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vampire schlafen fest

Vampire schlafen fest

Titel: Vampire schlafen fest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
mich gebeten, diese auf der Konferenz zu vermarkten, damit sie einen Teil ihrer Verluste wettmachen kann.«
    Eine Minute lang wirkte Eric wie eine Statue, dann zog er eine Augenbraue hoch. »Ach ja, dass du mit dem Computer umgehen kannst, hatte ich ganz vergessen.« Genauso gut hätte Eric sagen können: »Oh, dass du buchstabieren kannst, hatte ich ganz vergessen«, denn er zeigte weder Interesse noch Achtung. »Dann musst du uns vermutlich begleiten. Maxwell?«
    »Wenn du es wünschst, bleibe ich hier.« Maxwell Lee wollte deutlich machen, dass er sehr gut wusste, wie sich ein treuer Untergebener zu verhalten hatte, und sah in die versammelte Runde, um seine Haltung noch zu unterstreichen.
    Eric nickte. Wahrscheinlich würde Maxwell ein nettes Weihnachtsgeschenk erhalten und Bill - ups, der Namenlose - nur Kohlen und eine Rute. »Dann bleibst du hier. Und du auch, Thalia. Aber du musst mir versprechen, dass du dich in der Bar anständig benimmst.« Thalias Pflichten bestanden darin, an zwei Abenden die Woche im Fangtasia herumzusitzen und die mysteriöse Vampirin zu geben - was nicht immer ohne Zwischenfälle ablief.
    Thalia, ständig mürrisch und grüblerisch, nickte knapp. »Ich wollte sowieso nicht hin«, murmelte sie. In ihren runden dunklen Augen stand nichts als Verachtung für die Welt. Sie hatte schon zu viel gesehen in ihrem langen Leben und sich in einigen Jahrhunderten so gar nicht amüsiert, wie es schien. Ich versuchte, Thalia so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen. Ich staunte, dass sie sich überhaupt mit anderen Vampiren abgab. Auf mich wirkte sie wie eine Einzelgängerin.
    »Sie strebt nicht nach einer Führungsposition«, flüsterte Pam mir ins Ohr. »Sie will nur in Frieden gelassen werden. Aus Illinois ist sie rausgeflogen, weil sie nach der Großen Enthüllung zu aggressiv war.« Die Große Enthüllung nannten die Vampire jenen Abend, an dem sie überall auf der Welt im Fernsehen auftraten und verkündeten, dass sie tatsächlich existierten und zudem aus der Schattenwelt treten wollten, um am wirtschaftlichen und sozialen Leben der menschlichen Gesellschaft teilzuhaben.
    »Eric lässt Thalia tun, was sie will, solange sie sich an die Regeln hält und pünktlich zu ihren Pflichtstunden in der Bar erscheint«, fuhr Pam wispernd fort. Eric war der Herrscher dieser kleinen Welt, und das vergaß niemand. »Sie weiß, welche Strafe sie erwartet, wenn sie aus der Reihe tanzt. Manchmal scheint sie allerdings zu vergessen, wie wenig ihr diese Strafe gefallen würde. Sie sollte mal Abbys Kolumnen lesen und sich ein paar Ratschläge holen.«
    Fehlt es Ihrem Leben an Freude? Dann sollten Sie... äh, anderen Gutes tun, sich ein neues Hobby suchen, so was in der Art, stimmt's? So lauteten doch die üblichen Ratschläge. Ich sah's schon vor mir: Thalia, die in einem Hospiz freiwillig die Nachtschicht übernahm - ich schauderte. Thalia, die mit zwei langen scharfen Nadeln dasaß und strickte - ich zuckte vor Schreck zusammen. Zum Teufel mit all diesen Ratschlägen.
    »Also nehmen nur Andre, die Königin, Sookie, ich selbst, Bill und Pam an der Konferenz teil«, sagte Eric. »Der Anwalt Cataliades und seine Nichte als Kurierin. Oh, ja, und Gervaise aus Bezirk Vier mit seiner Menschenfreundin. Das können wir ihm nicht abschlagen, nachdem er die Königin so großzügig aufgenommen hat. Rasul als Fahrer. Und Sigebert natürlich. Das sind alle. Ich weiß, ein paar von euch sind enttäuscht, und ich kann nur hoffen, dass das nächste Jahr besser wird für Louisiana. Und für Arkansas, das jetzt Teil unseres Territoriums ist.«
    »Das war, glaube ich, alles, was wir gemeinsam besprechen müssen«, sagte Andre. Die restlichen Fragen würden er und Eric unter vier Augen diskutieren. Andre berührte mich kein weiteres Mal mehr, ein Glück, denn er jagte mir eine Heidenangst ein, die ich bis zu meinen rot-lackierten Fußnägeln spürte. Okay, so hätte ich vermutlich über jeden in diesem Büro denken sollen. Wäre ich vernünftig, würde ich nach Wyoming ziehen, wo es die wenigsten Vampire gab (genau zwei, wie ich mal in einem Artikel in › Vampire in Amerika ‹ gelesen hatte). Manchmal geriet ich schon schwer in Versuchung.
    Ich zog ein kleines Notizbuch aus meiner Handtasche, als Eric die Formalitäten durchging: das Datum der Abreise, das Datum der Rückreise, die Abflugzeit des von Anubis Airline gecharterten Flugzeugs, das aus Baton Rouge kommen und die Gruppe aus Shreveport abholen würde, und eine Liste

Weitere Kostenlose Bücher