Vampire schlafen fest
Togs, ihrer eigenen Boutique. Natürlich, Elmer Claire ließ sich wieder ausführlich zu dem Spitzenbody aus, und eine Weile lang amüsierten sich alle - zumindest dem äußeren Anschein nach. Einige der Frauen hatten für Elmer Claires schlüpfrigen Humor nicht allzu viel übrig, andere dachten, dass Elmer Claires Ehemann einem echt leidtun konnte, und wieder andere wünschten einfach nur, sie möge endlich die Klappe halten - unter anderem Linette Robinson, Halleigh und ich.
Der Direktor der Schule, an der Halleigh unterrichtete, hatte dem Hochzeitspaar zwei wirklich schöne Platzdeckchen geschenkt und seine Stellvertreterin die dazu passenden Servietten. Das notierte ich mit einem riesigen Schnörkel und stopfte dann einen Teil des zerrissenen Geschenkpapiers in den Papierkorb neben mir.
»Danke, Sookie«, flüsterte Halleigh. Elmer Claire erzählte bereits eine weitere Geschichte über irgendetwas, das auf ihrer eigenen Hochzeit passiert war und an dem ein Huhn und der Trauzeuge beteiligt gewesen waren. »Wirklich toll, dass du mir hilfst.«
»Schon okay«, erwiderte ich ziemlich überrascht.
»Andy hat mir erzählt, dass du für ihn den Verlobungsring versteckt hast an dem Abend, als er mir den Antrag machte«, flüsterte sie lächelnd. »Und bei anderer Gelegenheit hast du mir auch schon geholfen.« Dann hatte Andy ihr also alles über mich erzählt.
»Kein Problem«, sagte ich ein bisschen verlegen.
Sie warf einen Blick auf Selah Pumphrey, die zwei Stühle entfernt saß. »Triffst du dich eigentlich noch mit diesem schönen Mann, mit dem ich dich mal gesehen habe?«, fragte Halleigh mich auf einmal eine Spur zu laut. »Mit diesem hinreißenden Typ mit dem prachtvollen schwarzen Haar?«
Halleigh hatte Claude genau einmal gesehen, als er mich vor meiner vorübergehenden Behausung in der Stadt absetzte - Claude, den Bruder von Claudine, meinem Schutzengel. Ja, wirklich. Claude war hinreißend, und er konnte (Frauen gegenüber) enorm charmant sein - etwa sechzig Sekunden lang. Und als wir auf Halleigh trafen, hatte er sich richtig Mühe gegeben, wofür ich nur dankbar sein konnte, denn Selah hatte jetzt die Ohren aufgestellt wie ein Fuchs.
»Ich habe ihn vor etwa drei Wochen zuletzt gesehen«, erwiderte ich wahrheitsgetreu. »Aber wir gehen nicht mehr miteinander aus.« Waren wir auch eigentlich nie, weil Claudes Vorstellung von einem gelungenen Date eher etwas mit einem Dreitagebart zu tun hatte und einer gewissen Ausstattung, die ich nie besitzen würde. Aber das musste ja nicht jeder wissen, stimmt's? »Ich treffe mich mit einem anderen«, fügte ich bescheiden hinzu.
»Oh?« Halleigh tat ganz unschuldig interessiert. Mir gefiel das Mädchen (immerhin war sie volle vier Jahre jünger als ich) von Sekunde zu Sekunde besser.
»Ja«, sagte ich. »Ein Eventmanager aus Memphis.«
»Den musst du unbedingt auf die Hochzeit mitbringen«, schlug Halleigh vor. »Wäre das nicht großartig, Portia?«
Na, wenn das mal nicht zu weit ging. Portia Bellefleur, Andys Schwester und die zweite Braut der Bellefleur-Doppelhochzeit, hatte mich gebeten, mit meinem Boss Sam Merlotte auf der Hochzeit die alkoholischen Getränke zu servieren. Jetzt war Portia in der Klemme. Sie hätte mich niemals von sich aus als richtigen Gast eingeladen. (Und selbstverständlich war ich nicht zu Portias Jungesellinnenparty eingeladen.) Aber jetzt strahlte ich sie natürlich treuherzig mit einer Ich-freu-mich-ja-so-Miene an.
»Aber sicher«, erwiderte Portia aalglatt. Sie hatte nicht umsonst Jura studiert. »Wir würden uns freuen, wenn du deinen Freund mitbringst.«
Ich stellte mir schon vergnügt vor, wie Quinn sich auf dem Empfang in einen Tiger verwandelte. Und lächelte Portia nun umso strahlender an. »Mal sehen, ob er Zeit hat«, sagte ich.
»Und jetzt mal herhören, meine Lieben!«, rief Elmer Claire. »Ein Vögelchen hat mir gezwitschert, ich solle mal aufschreiben, was Halleigh beim Geschenkeauspacken so alles von sich gibt. Denn wie wir alle wissen, werden das ihre Worte in der Hochzeitsnacht sein!« Sie wedelte mit einem Notizblock.
Alle verstummten, vor Freude. Oder vor Grauen.
»Zuerst hat Halleigh gesagt: › Oh, wie schön das verpackt ist! ‹ « Pflichtbewusstes Lachen. »Dann folgte: › Das passt bestimmt, ich kann's kaum erwarten, es auszuprobieren ‹ « Gekicher. »Und schließlich: › Oh, genau das habe ich gebraucht! ‹ « Gelächter.
Danach wurde es Zeit für Kuchen, Bowle, Erdnüsse und Käsebällchen.
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