Vampire schlafen fest
Threadgills Vampiren einen Mann der Königin geköpft hatte.
Eric lächelte wehmütig. Er hatte den Kampf genossen. »Ich habe den erledigt, der begonnen hat«, sagte er stolz. »Der König hat alles Mögliche versucht, um die Königin in eine heikle Situation zu bringen - was ihm aber nicht gelungen ist, dank Sookie. Und als sein Plan nicht aufging, hat er auf einen Frontalangriff gesetzt.« Und Eric fügte noch hinzu: »Ich habe Jennifer seit zwanzig Jahren nicht gesehen. Sie ist schnell aufgestiegen. Muss ganz schön rücksichtslos sein.«
Zu meiner Erleichterung war Andre an meine rechte Seite getreten und befand sich nun in meinem Blickfeld. Er nickte. Wieder bewegten sich alle Vampire im Zimmer auf unheimliche Weise beinahe gleichzeitig. Selten hatte ich mich so fremd gefühlt: die einzige Lebende in einem Zimmer voller zum Leben erweckter toter Geschöpfe.
»Gewöhnlich würde die Königin ein ganzes Aufgebot an Vampiren zu ihrer Unterstützung um sich haben wollen«, sagte Andre. »Aber da wir sparen müssen, wurde die Anzahl begrenzt.« Wieder kam er mir nahe und berührte mich, nur ganz leicht, als sein Handrücken über meine Wange streifte.
Und plötzlich hatte ich eine Art Mini-Offenbarung: So fühlte es sich also an, wenn man ein ganz normaler Mensch war. Ich hatte nicht die blasseste Ahnung von den wahren Absichten und Plänen der Leute um mich herum. Genauso lebten normale Menschen jeden Tag ihres Lebens. Es war beängstigend, aber aufregend, wie mit verbundenen Augen durch einen überfüllten Raum zu gehen. Wie hielten normale Menschen diese Ungewissheit im täglichen Leben bloß aus?
»Die Königin will Ihre Telepathin bei den Besprechungen dabeihaben, weil auch Menschen anwesend sein werden.« Andre sprach ausschließlich zu Eric. Wir anderen hätten genauso gut Luft sein können. »Sie will wissen, was diese Menschen denken. Stan bringt seinen Telepathen ebenfalls mit. Kennen Sie den Mann?«
»Ich bin nicht › seine Telepathin ‹ , murmelte ich vor mich hin, auch wenn keiner außer Pam darauf achtete. Sie warf mir ein sonniges Lächeln zu. Überhaupt starrten all die kalten Augen plötzlich mich an, und ich merkte, dass sie auf meine Antwort warteten, dass Andre mich angesprochen hatte. Ich hatte mich so sehr an die über mich hinwegredenden Vampire gewöhnt, dass ich nun völlig überrumpelt war. Im Geiste wiederholte ich noch einmal Andres Bemerkungen, bis ich verstand, dass er mir eine Frage gestellt hatte.
»Ich habe nur einen anderen Telepathen in meinem Leben kennengelernt, und der lebt in Dallas, vermutlich ist es derselbe Typ - Barry Bellboy. Er hat als Gepäckträger in einem Vampirhotel in Dallas gearbeitet, als ich sein, äh, Talent entdeckte.«
»Was wissen Sie über ihn?«
»Er ist jünger als ich, und schwächer - zumindest war er es damals. Er hatte noch nicht akzeptiert, was er war.« Ich zuckte die Achseln. Mehr konnte ich dazu auch nicht sagen.
»Sookie wird in meiner Delegation mitreisen«, sagte Eric zu Andre. »Sie ist die Beste auf ihrem Gebiet.«
Sehr schmeichelhaft, wenngleich ich mich dunkel daran erinnerte, dass Eric mal erzählt hatte, vor mir habe er überhaupt nur einen einzigen Gedankenleser gekannt. Allerdings war es auch sehr ärgerlich, denn Eric tat Andre gegenüber gerade so, als wäre meine Fähigkeit sein Verdienst, und nicht meins. In seiner Delegation, pah.
Eigentlich freute ich mich, mal aus meiner Kleinstadt herauszukommen. Doch jetzt wünschte ich bloß, ich könnte diese Reise nach Rhodes abblasen. Leider hatte ich schon vor Monaten zugesagt, als bezahlte Mitarbeiterin der Königin an dieser Vampirkonferenz teilzunehmen. Und während des letzten Monats hatte ich im Merlotte's viele Schichten übernommen, um genug Zeit zu bunkern und mich eine Woche lang von den anderen Kellnerinnen vertreten lassen zu können.
»Clancy wird hierbleiben und das Fangtasia geöffnet halten«, sagte Eric.
»Eine Menschenfrau darf mit, während ich zu Hause bleiben muss?« Der rothaarige Manager der Bar war unglücklich über Erics Entscheidung. »Dann entgeht mir ja der gesamte Spaß.«
»Stimmt«, sagte Eric liebenswürdig. Falls Clancy noch irgendetwas Negatives anfügen wollte, so genügte ihm ein Blick in Erics Gesicht, um die Klappe zu halten. »Felicia wird auch bleiben, um dir zu helfen. Und Bill.«
»Nein«, erwiderte die ruhige, kühle Stimme in der Ecke. »Die Königin hat mich angefordert. Ich habe hart an dieser Datenbank gearbeitet, und sie hat
Weitere Kostenlose Bücher