VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)
ja?« Ich mustere seinen großen schwarzen Kopf und sehe kreuz und quer wie graue Striemen Narben darüber verlaufen. »Oder vielleicht bist du der Köder, mit dem einer seine Pitbulls für Hundekämpfe aggressiv macht? Du bist viel zu nett, um selbst ein Kämpfer zu sein.«
»Wisst ihr, was total abgedreht ist?«, meint Jim plötzlich. »Der Hund bellt mich gar nicht an!«
Als ob er Jims Worte unterstreichen wollte, wedelt der Hund mit dem Schwanz dazu.
Jim lacht und singt die ersten Zeilen von Led Zeppelins Black Dog . Wie immer singt er ziemlich schief. Der Hund wedelt heftiger.
»Wer immer ihn hier angekettet hat, verdient ihn nicht.« Ich stehe auf und klopfe mir den Dreck von den Knien. »Wir sollten das Tier in unsere Obhut nehmen.«
Shane ist plötzlich neben mir. »Du meinst: ihn stehlen?«
»Nicht stehlen. Ihn befreien.« Damit der Hund mich nicht für eine Bedrohung hält, gehe ich nicht direkt auf ihn zu, sondern halte mich seitlich von ihm. Sofort tappt er neben mir her. Er hechelt, als ich am Sockel des Kreuzes ankomme. Dort ist die Kette eingehakt, aber nicht durch ein Schloss gesichert. »Er ist noch nicht einmal richtig festgemacht, seht her! Vielleicht haben die ein Dutzend so armer Viecher wie ihn.« Ich blicke auf das schwarze Tier hinunter, dessen Kopf mir bis zur Taille reicht, als er brav Sitz neben mir macht. »Na ja, vielleicht nicht ganz genau solche wie ihn.«
Ich hocke mich hin, um die Kette auszuhaken. Dabei berühre ich mit dem Handrücken das Kreuz. Es ist viel kälter als die Umgebungsluft.
Ich lege die Handfläche auf das Kreuz. Dessen Oberfläche ist nicht nur unnatürlich kalt, sondern auch unglaublich sauber, und das, obwohl es auf der Lichtung doch recht staubig ist. Das Kreuz glänzt so weiß und sauber wie ein Porzellanteller frisch aus dem Geschirrspüler. (Nicht, dass ich Erfahrung damit hätte: Ich habe noch nie Porzellan besessen, geschweige denn eine Geschirrspülmaschine. Aber ich kenne beides aus Katalogen.)
Der Hund winselt. Ich klinke die Kette aus und bemerke, dass der schwarze Riese nie um das Kreuz herumgelaufen ist. Damit hätte sich sein Aktionsradius deutlich eingeengt. Genau das aber, das Kreuz zu umrunden, wäre der Normalfall bei Hunden, wenn sie angekettet oder angebunden werden.
»Na, mein Schlauer, wenn du echt so schlau bist, dann sag mir doch mal deinen Namen!«
Er schaut mich an, legt dabei die Stirn in Falten.
»Was hältst du von Dexter? Ich finde, du siehst wie ein Dexter aus.«
Dexter blinzelt, dann gähnt er. Shane starrt, wie ich jetzt bemerke, das Kreuz hinauf.
»Kannst du da oben eine Antenne oder so was erkennen, ist es ein Sendemast?«, frage ich ihn.
Er fährt zusammen. »Ähm, nein. Es ist zu dunkel, um die Spitze von hier aus erkennen zu können.« Er reibt sich die Arme, als wäre ihm kalt. »Vielleicht mit einem Feldstecher.«
David räuspert sich. »Der Kasten da, dort könnte gut der Verstärker drin sein.« Von außerhalb des Radius, den die Kette meinem neuen Schützling gewährt, zeigt er auf den Sockel des Kreuzes.
Der Kasten ist etwa so groß wie ich und seine Tür mit einem schweren Vorhängeschloss gesichert. Ich rüttele daran. »Shane, kannst du das Ding hier aufbrechen?«
Zögernd löst Shane den Blick von dem Kreuz. Er kommt zu mir herüber, um das Schloss zu begutachten, fasst es aber nicht an. »Das ist ein Diskusschloss, besonders bruchsicher. Vom Highway kommt aber leider zu viel Verkehrslärm herüber. Da kann ich nicht hören, ob die Spreizfeder sich zusammenzieht.« Shane richtet sich wieder auf und schiebt die Hände tief in die Taschen seiner Jeans. »Es lässt sich also nur mit einem Bolzenschneider knacken. Aber sicher soll ja niemand merken, dass wir uns an dem Kasten zu schaffen gemacht haben. Also müssen wir das Schloss durch ein identisches neues ersetzen. Klar, dann merken sie auch, dass jemand dran war, ich weiß. Aber erst, wenn sie versuchen, es aufzuschließen.«
»Klingt wie ein vernünftiger Plan.« Ich kraule Dexter das staubige Fell auf dem Kopf. »Für den nächsten Nachteinsatz.«
3
Stir It Up
Im Schlafzimmer meiner kleinen Wohnung steige ich in andere Klamotten: Lycra-Shorts und ein ärmelloses T-Shirt. Wenn man vorhat, einen Hund zu baden, ist kleidungstechnisch weniger stets mehr. Wahrscheinlich hätte ich unter anderen Umständen einen Bikini gewählt. Aber so viel Nichts an Stoff würde Shane zu sehr ablenken.
Im Badezimmer beugt sich mein Lover gerade über Dexters Kopf, in
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