VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)
Mund starren wir alle ihn an. Ich hätte ihm jetzt gern vors Schienbein getreten, wenn ich rangekommen wäre.
Shanes Augenbrauen schnellen in die Höhe. »Na, die von Dick Clark. Ihr wisst schon: der Junge, der nicht alt werden kann.«
Selbst Eileen muss lachen, zumindest ein bisschen. Dann meint Ryan leise: »Versteh ich nicht.«
Jesse knufft ihn in den Arm. »Warum lachst du dann, du Dumpfbacke?«
»Du hast es doch auch nicht verstanden.«
»Ich weiß aber, wer Dick Clark ist.«
»Ach, wer denn, Klugscheißer?«, nervt Ryan seinen Bruder.
»Na, so ’n Typ aus dem Fernsehen. Der hat noch als Opi Musik-Sendungen für junge Leute moderiert. Stimmt’s?«, wendet er sich an seine Mutter.
»Ja, stimmt. Dick Clark, Amerikas ältester lebender Teenager«, antwortet Shane.
»Hat Mom dir erzählt, dass ich Gitarre spiele?«, fragt Jesse ihn daraufhin. »Letztes Jahr hat Dad mich zu einem Eric-Clapton-Konzert mitgenommen.«
Kaum hat Jesse seinen Vater erwähnt, da verfinstert sich Eileens Blick. Unruhig rutscht sie in ihrem Sessel hin und her. Vermutlich sind die beiden geschieden.
»Und welche Bands magst du?«, fragt Shane seinen Neffen.
»Ich mag viel von dem alten Zeug, aber ich mag auch, ähm …«, er zählt die Bands an den Fingern ab, »lass sehen: My Chemical Romance, AFI, Fall Out Boy, Good Charlotte, Jimmy Eat World, Chevelle, die Killers, Dropkick Murphys …«
Mein Blick wandert zu Shane hinüber, der mit zusammengezogenen Augenbrauen zuhört, wie sein Neffe Bandnamen herunterrasselt, die er alle zum ersten Mal hört. Ich könnte darauf wetten, dass er gerade eben seine neununddreißigdreiviertel Jahre spürt, jedes einzelne.
»… und Green Day, ja, Green Day find ich genial.«
Shanes Anspannung löst sich ein wenig. »Green Day, ja, die sind geil.« Er wendet sich an Ryan. »Und du, was für Musik hörst du gern?«
Jesse verdreht die Augen. »Frag bloß nicht! Der steht auf Country!«
»Country ist auch cool«, stellt daraufhin Shane fest. »Es schöpft aus derselben Quelle. Country nimmt nur einen anderen Weg, um sich in Musik auszudrücken.«
»Ja, ganz schön behindert dabei!« Jesse haut sich mit der Faust aufs Knie. Er wirft mir einen unmissverständlichen Blick zu. »Geht’s jetzt endlich los?«
»Jesse!« Mrs McAllister wirft ihm einen strengen Blick zu.
Shane blickt zwischen uns beiden hin und her. »Geht was endlich los?«
Ich stecke die Hand in die Jackentasche und hole ein winzig kleines, sehr schmales Päckchen hervor, eingewickelt in rotes Alu-Papier. »Mir ist eingefallen, dass ich das hier für dich in meinem Portemonnaie hatte.«
Mit einem erleichterten Lächeln nimmt Shane das kleine Geschenk und reißt das Papier auf. »Oh! Ein neues Plektrum.« Er dreht es um. »Ja, wirklich hübsch.«
Seine Mutter kann sich nicht mehr beherrschen und kichert los. Aufgeregt federt Jesse auf dem Sofapolster auf und ab, als wäre er ein Kleinkind und kein Teenager.
»Was ist daran denn so lustig?«, fragt Shane uns.
»Das Geschenk besteht aus mehr als einem Teil.« Hoffnungsvoll blicke ich zu Shanes Mutter hinüber. »Richtig?«
Sie springt vom Sofa auf. »Herrje, habt ihr uns aber zappeln lassen! Shane, das Geschenk Teil zwei ist im Arbeitszimmer!«
Shane blickt sie an, dann das Plektrum, dann mich. »Das hast du nicht gemacht!«
In Sekundenbruchteilen ist Shane aufgesprungen und an der Tür. Er hat völlig vergessen, dass er sich seine übernatürliche Schnelligkeit nicht anmerken lassen darf. Seine Mutter schnappt vor Erstaunen nach Luft. Dann folgen wir alle ihm. Shane hat die Schiebetüren in den kleinen Raum schon aufgeschoben.
»Donnerschlag!«
Mit einem Mal sind Shanes Bewegungen zombielangsam, als er nach der strahlend weißen E-Gitarre greift, die dort in einem hohen Lehnsessel auf ihn wartet. Er kniet vor dem Sessel und streckt zaghaft die Hand nach der Gitarre aus, als könnte er sich an ihrer Schönheit verbrennen. Ehe er sie berührt, dreht er sich zu mir um. »Die ist von dir, oder?«
»Jep.« Ich kann es kaum erwarten, ihm, sobald wir allein sind, zu erzählen, dass ich die Gitarre von meinem eigenen Geld gekauft habe, nicht von Elizabeths. Schon klar: Mietfrei in ihrer Wohnung wohnen zu können, entlastet mein Budget natürlich enorm.
Jesse springt über die Ecke des Couchtischs, um zu Shane zu gelangen. »Ich habe schon die Saiten für dich aufgespannt, wie du siehst, und gestimmt ist sie auch schon. Mensch, ist die super, oder?!«
»Eine Gibson SG«,
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