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Vampirjaeger

Vampirjaeger

Titel: Vampirjaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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verwinkelten Spalte nicht erreichen. Die Luft fühlte sich schwer und heiß an. Schweiß lief mir über das Gesicht, an meinem Körper herunter und durchtränkte meine Kleidung. Die Schaufel und die Hacke glitschten in meinen Händen herum.
    Der Wind hoch über uns klang wie das Rauschen eines weit entfernten Ozeans. Ich hörte, wie Cat nach Luft schnappte. Ich hörte auch mich selbst keuchen und die wilden Schläge meines Herzens. Bei jedem Schritt schwappten die Pepsidosen in meinen Hosentaschen. Unsere Schuhe schlurften über den Boden.
    »Wie geht es dir?«, fragte ich.
    »Ganz gut«, sagte sie.
    »Wir werden bald bei ihm sein.«
    »Hoffentlich.«
    »Es kann nicht mehr weit sein«, sagte ich, fast beschwörend.
    »Gott, es ist so stickig hier.«
    »Es wird sich bestimmt abkühlen, wenn es erst dunkel ist.«
    Wir schwiegen eine Weile. Dann sagte Cat: »Vielleicht sollten wir rennen.«
    »Okay.«
    Also rannten wir. Und ich war froh darüber. Wir hatten vor, dem Mistkerl einen Pflock in die Brust zu jagen, also sollten wir auch rechtzeitig dort ankommen, selbst wenn wir beide wussten, dass er mausetot war und nie wieder aufstehen würde.
    Wir rannten nebeneinander her, in einer Geschwindigkeit, die schneller war als ein Joggen, aber langsamer als ein Sprint.
    Ich glaube, wir wären gesprintet, trotz der Hitze, trotz unserer Erschöpfung und trotz unserer Last – doch das Licht war zu schlecht. Wir wären unweigerlich auf dem Steinboden ausgerutscht oder gegen eine Wand gelaufen. Das Licht war zu schlecht, um überhaupt zu rennen.
    Wir rannten dennoch.
    Wir mussten rechtzeitig bei ihm sein.
    Bisher war uns die Möglichkeit, Elliot könnte sich wieder erheben, eher unwahrscheinlich vorgekommen. Praktisch unmöglich. Aber in dem Maß, in dem das Sonnenlicht schwand, gewann das Unmögliche an Wahrscheinlichkeit.
    Als wir beobachtet hatten, wie die Sonne den Kamm berührte, schien es mir zum ersten Mal möglich. Als wir losgerannt waren, war es schon mehr als das gewesen, es war wahrscheinlich. Als wir nun durch die beinahe schwarze Spalte liefen, wurde es zur Gewissheit. Ich war halbtot vor Angst.
    Und doch erkannte ich im tiefsten Inneren, dass es dumm war. Wir hatten Angst vor uns selbst, das war alles. Unsere Fantasie war mit uns durchgegangen.
    Aber wir mussten ihn rechtzeitig erreichen.
    Das Rennen tat weh. Meine Lungen brannten. Jeder Muskel fühlte sich heiß an und schmerzte. Mein Kopf wummerte. Alle meine Wunden brannten wie Feuer. Die Schaufel und die Hacke über meiner Schulter schwangen hin und her und schlugen auf mich ein. Die herunterhängenden Seilwindungen klatschten gegen meine Seite.
    Aber ich lief weiter, ohne langsamer zu werden.
    Ich sagte mir, dass wir bald bei Elliot sein würden. Dass wir den Pflock in ihn hinein rammen würden. Und es dann keinen Grund mehr geben würde zu rennen.
    Cat schrie plötzlich auf: »Uaaah!« Sie warf einen ihrer Arme wie einen Anker um meine Brust. »Ist er das?«
    Während wir taumelnd zum Stillstand kamen, erkannte ich eine Gestalt, die ein paar Schritte vor uns auf dem Boden lag. Bleich, fast weißlich – Elliot war nackt, fiel mir ein.
    »Das muss er sein«, keuchte ich.
    Cat ließ ihre Tasche fallen und schnaufte: »Er liegt noch am Boden.«
    »Ja.«
    Sie warf die Arme in die Luft, bog ihren Rücken durch, hob den Kopf zu dem blassen Himmelsstreifen über uns und flüsterte: »Danke, lieber Gott. Danke.«
    »Ich schließe mich an«, sagte ich. Dann beugte ich mich vor und legte die Schaufel und die Hacke auf den Boden. Und das Seil dazu. Schließlich zog ich die Pepsidosen aus meinen Taschen und stellte sie ab. »Bevor wir den…
    Champagner öffnen«, keuchte ich, »stecken wir lieber den Pflock wieder hinein.«
    »Hoffentlich können wir ihn finden«, sagte Cat.
    »Was hast du… damit gemacht, nachdem du… ihn rausgezogen hast?«
    »Ihn weggeworfen.«
    »Weit?«
    »Nein, nicht wirklich weit. Ich werde ihn suchen. Warum nimmst du nicht schon mal den Hammer… aus meiner Tasche?«
    Ich fiel neben ihrer Tasche auf die Knie. Während ich sie öffnete und darin herumkramte, ging Cat hinüber zu der Leiche. Sie zog das Feuerzeug aus der Tasche und zündete es an. Eine kleine Flamme erhob sich über ihrer Hand. Sie sah auf Elliot herab.
    In dem flackernden gelben Licht konnte ich die Stellen sehen, wo sie das silberne Klebeband von seinem Rücken gerissen hatte, um an das flache Ende des Pflocks zu kommen.
    Sie hockte sich neben ihn und runzelte die Stirn. Aber

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