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Vampirjaeger

Vampirjaeger

Titel: Vampirjaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Augen schimmerten Tränen, aber der schlimmste Schmerz musste schon vorüber sein. »Ist schon okay«, sagte sie.
    »Ich hatte sie völlig vergessen. Deine Wunden.«
    Sie schniefte und wischte sich die Augen. »Ich auch.« Ein Mundwinkel zog sich nach oben. »Bis du sie mit deinem Daumen wieder zum Bluten gebracht hast.«
    »Es tut mir so Leid.«
    »Ach Quatsch. Es hat sich großartig angefühlt bis eben. Du darfst einfach nicht vergessen, dass ich beschädigte Ware bin.«
    Beschädigte Ware. Es machte mich krank, sie so reden zu hören, auch wenn sie bloß schnodderig sein wollte.
    »Das bist du nicht«, meinte ich.
    »Doch, das bin ich.« Sie hielt ihr Hemd mit der linken Hand fest, drehte sich und griff mit der rechten nach der Konsole. So wie sie ihr Hemd jetzt festhielt, war ihre linke Brust fast bis zur Brustwarze unbedeckt. Sie öffnete die Konsole.
    »Kann ich dir helfen?«, fragte ich.
    »Ich hab sie schon.« Sie bewahrte dort einige Papierservietten auf. Eine davon zog sie heraus und ich schloss die Konsole. Cat wischte mit der Serviette die beiden Bluttropfen an Hals und Oberkörper weg. Dann ließ sie den Kragen ihrer Bluse los. Der Stoff glitt wieder über ihre Schulter, während sie mit beiden Händen die Serviette zu einem Quadrat faltete und gegen die Wunden drückte. Die linke Hand ließ sie auf ihren Oberschenkel sinken, während die Fingerspitzen der rechten das kleine Päckchen an Ort und Stelle hielten.
    »Der Verbandskasten liegt hinten«, sagte ich. »Warum halten wir nicht einen Moment an und…?«
    »Nein, mach dir keine Mühe. Ich habe einen Verband in der Handtasche, wenn ich einen brauche. Aber es geht mir gut. So etwas passiert schon mal. Ich bin daran gewöhnt, in den merkwürdigsten Situationen zu bluten.« Sie lächelte mich schief an. »In merkwürdigen Situationen, an merkwürdigen Orten. Wie ich schon sagte, ich bin beschädigt.«
    »Nein, das bist du nicht.«
    »Sicher bin ich das. Misshandelt und mit Narben bedeckt – an Körper und Seele.«
    »Aber nicht zerbrochen«, fügte ich hinzu.
    Sie lächelte traurig. »Nein, noch nicht zerbrochen. Ich schätze, heute Nacht wird White die Gelegenheit beim Schopf packen.«
    »Wir werden das nicht zulassen.«
    »Wir gehen nicht sanftmütig in diese gute Nacht«, flüsterte sie. Ich starrte sie erstaunt an. »Nein, das tun wir nicht. Wo zur Hölle hast du das denn her?«
    »Von einem Typen, den ich kenne.«
    »Du erinnerst dich daran?«
    »Machst du Witze? Du hast das reinste Dylan Thomas-Bombardement veranstaltet in unserem letzten Sommer. Weißt du noch, wie wir das ›Fern Hill‹- Duett auf dem Parkplatz nachgespielt haben?«
    »Mein Gott«, staunte ich. Ich hatte ewig nicht mehr daran gedacht. Für eine lange Zeit hatte es wehgetan, mich an die schönen Momente mit Cat zu erinnern, also hatte ich versucht, diese Erinnerungen so weit wie möglich zu unterdrücken, meinen Verstand auf die Gegenwart zu konzentrieren und von Dingen fernzuhalten, deren Verlust mich noch immer schmerzte.
    »Das war eine schöne Zeit«, erinnerte sich Cat. »Wie wär's damit: ›Und du, im Dunkeln, saugst süß meines Herzens Kern durch die geheimen Korridore meiner Venen‹?«
    »Klingt irgendwie bekannt.«
    »Das sollte es auch.«
    »Habe ich das geschrieben?«
    »Was denkst du?«
    »Und du erinnerst dich daran? Nach all diesen Jahren?«
    »Ich habe eine Kopie davon. Ich habe viele deiner Gedichte.«
    »Du hast sie behalten?«
    »Natürlich. Und dieses… ich habe es immer geliebt. Ich konnte es auswendig, lange bevor Elliot in mein Leben trat. Und danach… ich meine, du hast mir dieses unglaublich erotische Vampirgedicht – in dem ich der Vampir war – geschrieben, als ich gerade sechzehn Jahre alt war und dann, eines Tages, stand ich auf der anderen Seite. Ich meine, das ist unheimlich, wenn du mich fragst. Seltsam.«
    »Nachdem die Sache mit Elliot angefangen hatte, kam mir dein Gedicht immer wieder in den Sinn. Er hat… mir schreckliche Dinge angetan… und ich dachte: ›Dein dunkler Biss lässt mein Blut gefrieren, plündert mich, lässt mich vor Schmerz erzittern, ich giere nach der nahenden Dämmerung.‹«
    Obwohl ich spüren konnte, wie mir das Blut in die Wangen schoss, lächelte ich und sagte: »Sehr schön.«
    »Kennst du den Titel noch?«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Sauge süß?«
    Der Blick, den sie mir zuwarf, ließ mich wünschen, diesen Witz lieber nicht gemacht zu haben. »Tut mir Leid«, murmelte ich.
    »›Meine Vampirbraut‹«,

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