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Vampyr

Vampyr

Titel: Vampyr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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im Anschlag – ans Fenster. Einen Moment schaute er hinaus, ähnlich wie sie es zuvor getan hatte. Dann öffnete er den Riegel. Catherine hielt den Atem an. Halb erwartete sie, jemand oder etwas würde sich auf ihn stürzen, doch alles, was seinen Weg in den Raum fand, war ein Schwall kühler Nachtluft. Farrell beugte sich weit hinaus und sah sich um. Schließlich zog er den Kopf zurück und schloss das Fenster wieder.
    »Nichts.«
    Catherine schenkte ihm ein schwaches Lächeln. »Womöglich bin ich nur nervös.« Es war nicht die ganze Wahrheit. Das Gefühl, beobachtet zu werden, war im selben Augenblick, in dem der Hauptmann hinter ihr im Raum erschienen war, verschwunden. »Ich sollte zu Bett gehen.« Sie wandte sich ab und ging auf die Nische zu, da ließ seine Stimme sie noch einmal innehalten.
    »Ihr habt hier nichts zu befürchten, Catherine. Macht Euch keine Sorgen.«
     
    *
     
    Der Morgen drängte die Erlebnisse der Nacht in einen fernen Winkel ihres Verstandes und ließ sie mehr und mehr verblassen. Catherine war müde, denn trotz der Anwesenheit des Hauptmanns hatte sie kaum Schlaf gefunden. Immer wieder hatte sie sich gefragt, ob sie sich alles nur eingebildet oder ob die Rückkehr des Hauptmanns vertrieben hatte, was immer vor dem Fenster gewesen sein mochte. Sie hatte wach gelegen und dem Rauschen des einsetzenden Regens gelauscht. Kurz nach Tagesanbruch hatte sie das Zimmer verlassen, um ihre Suche zu beginnen. In ihrem Ärmel steckte eine Nachricht des Hauptmanns, die sie, für den Fall, dass jemand Fragen stellte, dem Waffenmeister überbringen sollte.
    Im Hof schaute sie an den Burgmauern hoch zu dem Fenster, hinter dem das Empfangszimmer des Hauptmanns lag. Fahles Licht zwängte sich zwischen den Regenwolken hindurch und ließ die nassen Mauern schwarz schimmern. Die Wand war noch glatter, als Catherine angenommen hatte. Die Fugen zwischen den einzelnen Steinquadern waren mit kleinen Steinen und Lehm ausgefüllt und ließen nicht genügend Raum für Hände oder Füße. Plötzlich kam sie sich lächerlich vor. Hier hat sich wirklich nichts verändert. Selbst die Furcht, die sie während ihrer letzten Monate auf Dun Brònach begleitet hatte, war nicht gewichen.
    Ihr erster Weg führte Catherine in die Küche. Hunger trieb sie an, doch zugleich war es eine Art Feuerprobe. Sie zu bestehen würde ihr ein Gefühl der Sicherheit geben. Catherine blieb in der Tür stehen. Ihre Augen wanderten durch den Raum, streiften über geschäftige Mägde und junge Gehilfen. Sie glaubte die Köchin, die sich gerade die Hände an der Schürze abwischte, wiederzuerkennen, ebenso wie einige der älteren Mädchen.
    Trotz der frühen Stunde herrschte erstaunlich viel Betrieb. Burschen schleppten Haggis, Pasteten und Kuchen in die Vorratskammern, Vorbereitungen für das Festmahl am Tag der Ushana. Catherine entschied, ihren Mut genug auf die Probe gestellt zu haben, nahm sich ein Haferplätzchen aus einer Schüssel und verließ die Küche wieder.
    Die traurige Melodie eines alten gälischen Liebesliedes erfüllte den Korridor und zog Catherine in ihren Bann. Mit dem Plätzchen in der Hand folgte sie dem Gesang zu einer Kammer. Die Tür stand offen. Drinnen saßen drei Mädchen um einen Tisch herum und banden Kränze und Gestecke aus Stechginster. Obwohl die Blütezeit längst vorbei war, waren die leuchtend gelben Blüten noch nicht abgefallen. Im düsteren Licht der Kammer sahen sie beinahe frisch aus. An Fenstern und Türen angebracht sollte das wohlriechende Gewächs die Ushana von den Häusern fern halten und Menschen, die sich damit schmückten, vor ihr schützen.
    Eine Weile stand Catherine da, aß das Plätzchen und hörte dem Gesang der Mädchen zu. Das Lied brachte ihre Kindheit zurück, als sie häufig neben ihrem Vater in der Großen Halle gesessen und den Melodien der Barden gelauscht hatte. Mit einem Seufzer wandte sie sich schließlich ab. Sie wollte die Bilder der Vergangenheit abstreifen, doch die Melodie ließ sie nicht mehr los. Leise summend verließ sie das Haus und trat auf den Hof.
    Graue Wolkenfetzen umrahmten die höchsten Türme wie eine Geisterhand – bereit nach jedem zu greifen, der sich auf die Plattform wagte. Ein vertrauter Anblick. Während der vergangenen Jahre hatte Catherine viele Orte kennen gelernt. Manche davon schön, andere nicht. Doch erst während dieser Zeit war ihr bewusst geworden, wie anders das Glen Beag war. Eingeschlossen von den Bergen im Norden und den üppigen, schwer

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